Georgina F., 41, hat ein Problem: ihr Lebensmittelladen macht mittags von zwölf bis halb drei zu. Aber das "Familienduell" ist erst um zwölf zu Ende, und um halb drei beginnt "Alf". Wann soll sie da noch einkaufen?
"Bleiben Sie Dran" zeigt Georgina F. und andere, die nicht von der Droge "Fernsehen" loskommen: Sie bügeln, turnen, tanzen und schlafen vor dem Fernseher. Das Gerät ist ihr Haustier, ihr Kumpel, ihr Unterhalter, den sie liebevoll pflegen. die Anfangszeiten ihrer Lieblingssendungen wissen sie auswendig: Das TV strukturiert den Tag, wie es früher einmal die Religion tat. Aus der Morgenmesse ist das Frühstücksfernsehen geworden.
Und doch sehen viele nur widerwillig in den Apparat, denn sie wissen: Er macht einsam, phlegmatische, zerstört die Kommunikation und lässt einen merkwürdig leer und unzufrieden zurück. aber von ihm lassen können sie trotzdem nicht: Das alte Ehepaar, das sich nichts mehr zu erzählen hat, der junge Mann, der es schön findet, dass sein Gerät nicht so stinkt wie reale Menschen, das Mädchen, das am Apparat dessen Verlässlichkeit schätzt: Er ist immer für einen da. Eine aktuelle Zustandsbeschreibung unserer Medienwelt: Fernsehen als Droge die den Tag dominiert und strukturiert, die Menschen aber leer und unzufrieden zurücklässt.
(Aus technischen Gründen stellen wir den Film in verschiedenen Sequenzen vor.)
Dokumentarfilm, BRD 1993. Video, Farbe, FSK: ab 6 J.,
39 Minuten
Regie und Buch: Claus Strigel und Bertram Verhaag.
Kamera und Montage: Claus Strigel.
Produktion: Denkmal-Film, München