M 02.06 Bilanz der Zuwanderung: Kosten und Erträge
 


Für die neuen Bundesländer, das Gebiet der ehemaligen DDR also, in dem die Zuwanderer von der tatsächlichen Größenordnung her bisher noch keine ins Gewicht fallende Rolle gespielt haben, ist eine Bilanz von Gewinn und Verlust für die Volkswirtschaft und die öffentlichen Kassen noch nicht zu erstellen. Für die alten Bundesländer aber ist sie aussagekräftig, und hier ergibt sich eine überraschende Rechnung. Da in der Diskussion im alten Bundesgebiet alles, was von "draußen" kam, unter dem Sammelbegriff "Zuwanderer" zusammengefasst wurde, werden im nachfolgenden Kapitel ebenfalls alle "Zuwanderer", also Ausländer, Aussiedler und Übersiedler (DDR-Bürger, die bis zum 30.6.1990 in die alten Bundesländer kamen) einbezogen.

Was kosten uns die Zuwanderer eigentlich - und was bringen sie ein? Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen hat im Auftrag der "Wirtschaftswoche" ausgerechnet, was die Zuwanderung in die alten Bundesländer - wie gesagt, ohne Asylbewerber - von 1988 bis 1991 volkswirtschaftlich bedeutet hat.

Danach war das deutsche Sozialprodukt 1991 dank dieser Zuwanderung um 3,5 % größer, als es ohne sie wäre - ein Gegenwert von 90 Milliarden DM. Dank der neuen Mitbürger stiegen Investitionen, Produktion und Umsatz, stieg damit auch die Zahl der Arbeitsplatze nicht nur für die "Neuen", sondern auch für die Einheimischen erheblich. Damit wurden weniger Sozialleistungen beansprucht. Zudem rückten manche Westdeutsche dank der neuen Kollegen, die nunmehr ihre einfacheren, schlechter bezahlten Arbeiten übernahmen, in besser bezahlte Stellungen auf. Vom höheren Lohn oder Gehalt zahlten sie höhere Steuern und Sozialabgaben.

Das RWI errechnete:

16 Mrd. DM

wurden für Überbrückungs- und Starthilfen an Zuwanderer vom Sprachkurs bis zur Sozialhilfe zwar aus öffentlichen Kassen gezahlt

Dem stehen jedoch gegenüber:

29 Mrd. DM

an Steuern und Sozialabgaben bereits im Arbeitsprozess eingegliederter Zuwanderer an öffentliche Kassen

25 Mrd. DM

höhere Steuern und Sozialabgaben von Einheimischen, die vom Zuwanderungseffekt profitieren

3 Mrd. DM

reine Einsparungen an Sozialausgaben durch die Mehrbeschäftigung als Folge dieses Effekts

Gewinn: 41 Mrd. DM

Den durch die Zuwanderung entstandenen Ausgaben von 16 Mrd. DM standen also Mehreinnahmen von 57 Mrd. DM gegenüber, ein Gewinn für die öffentlichen Kassen von 41 Mrd. DM

Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang noch eine andere Berechnung: 1991 haben die bei uns arbeitenden Ausländer zwischen 13 und 14 Milliarden DM in die Rentenversicherung eingezahlt, jedoch - infolge ihrer günstigen Altersstruktur - nur ca. 5 Milliarden DM an Rentenzahlungen erhalten. Natürlich begründen ihre Zahlungen Rentenanwärtschaften für später, doch dürfte wegen der höheren Geburtenhäufigkeit bei den Ausländern auch auf längere Sicht das Plus für unsere Rentenversicherung überwiegen.

Aus: Aktion Gemeinsinn e.V. (Hrsg.): Die „Ausländer" und wir. Zahlen Tatsachen und Argumente. Bonn 1993, S. 18f.
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