M 02.07 Nehmen die Ausländer uns die Arbeitsplätze weg?
 


In den vergangenen Jahren, bis 1991, ist die Zahl der Arbeitsplätze in den alten Bundesländern bekanntlich ständig gestiegen. Auch die meisten Zuwanderer fanden Arbeit, und das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln konnte feststellen: 'Der Arbeitsmarkt hat den massiven Zuwanderungsdruck erstaunlich gut verkraftet. Für eine Verdrängung Einheimischer gibt es keine Belege.' Das hängt wohl wesentlich auch damit zusammen, daß die meisten Zuwanderer, Neuankömmlinge in fremder Umgebung, oft nur mangelhafte Sprachkenntnisse und unzureichende fachliche Qualifikation besaßen. Zwangsläufig arbeiteten sie in Berufen und Stellungen, für die Einheimische nicht gewonnen werden konnten - als ungelernte oder angelernte Arbeiter im Hoch- und Tiefbau, im verarbeitenden Gewerbe, bei der Müllabfuhr usw.

Zahlen aus München

Im Straßenbau- und Winterdienst der Stadt München sind 51,2 % aller Beschäftigten Ausländer, in der Straßenreinigung 75,4 %. Im Reinigungs-, Küchen- und Transportwesen der städtischen Krankenhäuser arbeiten fast 75 % Ausländer, und fast die gesamten Reinigungs- und Küchenarbeiten in den Münchner städtischen Altenheimen werden von Ausländern besorgt: 95,6%.

Nun gibt es seit dem Jahr 1991 in Ostdeutschland, aber auch im Westen steigende Arbeitslosigkeit. Werden die Zuwanderer in dieser Situation zur Konkurrenz für die Einheimischen am Arbeitsmarkt?

In Einzelfällen kommt das sicher vor. Generell gilt aber nach einem neuen Erlass der Bundesanstalt für Arbeit, dass die Arbeitsämter freie Stellen vorrangig Deutschen oder ihnen gleichgestellten Ausländern (EG-Bürgern oder Personen, die schon lange hier ansässig sind) zuzuweisen haben. Zudem ist die Massenarbeitslosigkeit in ganz bestimmten Wirtschaftszweigen anzutreffen, während gleichzeitig in anderen Bereichen Arbeitskräftemangel herrscht. Ein arbeitsloser Verwaltungsangestellter wird einen Platz als Facharbeiter in der Industrie oder im Gaststättengewerbe nur schwer ausfüllen können und das in den meisten Fällen auch gar nicht wollen - umgekehrt gilt das gleiche. Ausländische Arbeitskräfte, aber auch Aussiedler arbeiten vorwiegend in Berufen, für die einheimische Arbeitskräfte einfach nicht zu haben sind - und so zeigt sich, dass in einem Großteil der Fälle in unserem differenzierten Arbeitsmarkt selbst in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit die Ausländer unentbehrlich sind.

Im letzten Jahrzehnt ist übrigens die Zahl der selbständig tätigen Ausländer bei uns erheblich angewachsen. Schätzungen gehen von über 150000 selbständig tätigen Unternehmern aus. So wird jede vierte Gaststätte von einem Ausländer geführt - Italiener, Griechen, Menschen aus dem früheren Jugoslawien stehen an der Spitze der Liste. Offenbar öffneten sich hier genauso wie im Schneider-, Schuster- und allgemein im Dienstleistungsbereich Marktlücken, für die es keine ausreichende deutsche Initiative gab.

Aus: Aktion Gemeinsinn e.V. (Hrsg.): Die „Ausländer' und wir. Zahlen, Tatsachen und Argumente. Bonn 1993, S. 18f.
-> drucken