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In Köln wurde (1964) dem Portugiesen Armado Sa. Rodriguez im wahrsten Sinne des Wortes ein "großer Bahnhof" (...) bereitet. Zur Begrüßung bekam der einmillionste "Gastarbeiter" ein Moped geschenkt. Der 38jährige Zimmermann fand Arbeit in einer Holzfabrik in Süddeutschland. Es ging ihm gut. In seinen Briefen, die er mit Geldüberweisungen regelmäßig nach Hause schickte, schwärmte der Portugiese von Deutschland, schrieb, wie beliebt er im Gastland und bei seinem Chef sei. Bei einem Arbeitsunfall zog er sich eine Magenverletzung zu. Ein deutscher Arzt gab ihm den Rat, zunächst einmal nach Portugal zurückzugehen, wo ein Magentumor festgestellt wurde.
Der einmillionste "Gastarbeiter" gab seine Anstellung in Deutschland auf und blieb in Portugal. Niemand habe ihm gesagt, (...) daß er Anspruch auf Krankengeld hatte. So gab die Familie sämtliche Ersparnisse, die der einmillionste "Gastarbeiter" während der Jahre in Deutschland beiseite gelegt hatte, für Medikamente und den Arzt aus. (...) 1981 starb der einst so hoch gefeierte Portugiese in seiner Heimat. Von seinem Gastarbeitertraum blieb nichts übrig als ein kleines Häuschen für die Tochter.
Aus: K.-H. Meier-Braun: 40 Jahre "Gastarbeiter" und Ausländerpolitik in Deutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochzeitung Das Parlament, B 35/1995, S.14-22, hier: S. 15.
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