M 01.02 Typisch für die Jugend?
 


"Politik interessiert mich gar nicht. Habe mich auch noch nie irgendwo engagiert. Was soll man auch sonst machen, als halt so sein eigenes Ding durchzuziehen? Wenn Leute sich engagieren, dann ist das eben ihr Interessengebiet. Wenn sich jemand für Politik interessiert, dann soll er sich da engagieren. - Ich habe nicht mal gewählt. Weil ich sowieso gewußt habe, daß der Schröder an die Macht kommt. Aus den alten Erfahrungen, was halt der Kohl an Mist gemacht hat. Daß der Kohl nicht mehr da ist, finde ich gut, weil er zu viel versprochen und nicht eingehalten hat. Ich hoffe, daß die SPD das anders machen wird. Aber die versprechen genauso viel, und man weiß nicht, ob sie es einhalten oder nicht." (Fabian, 20 Jahre, aus Niederbayern)

(aus: Deutsche Shell (Hrsg.): Jugend 2000. 13. Shell-Jugendstudie, Opladen 2000, Band 2, S. 348.)


"Wenn die Politiker sagen, 'Die Jugendlichen kümmern sich nur um sich selbst', dann haben sie recht: Die Politiker kümmern sich ja auch nur um sich selbst, warum sollen wir uns dann um sie kümmern?" (männl., 16 Jahre, West)

(aus: Deutsche Shell (Hrsg.): Jugend '97. Zukunftsperspektiven. Gesellschaftliches Engagement. Politische Orientierungen. 12. Shell-Jugendstudie, Opladen 1997, S. 49.)



"Das ist eben die Politik der Neunziger - so'ne große Partydemo." (Judith, Jugendliche über die Love Parade in Berlin)

(aus: Die Zeit 30/1997)



"Diese Politiker haben ihren eigenen Lebensstatus, von dem sie ausgehen. Die machen sich gar nicht den Kopf, wie's bei uns aussieht. Erich Honecker wußte auch nicht, wie's ganz unten aussieht, so wird es jetzt auch sein." (weibl., 25 Jahre, Ost)

(Shell-Studie 1997, S. 45.)


"Ich bin mit der Demokratie auf alle Fälle nicht glücklich. Demokratie ist schon das Richtige für eine Gesellschaft, aber hier in der BRD wird nicht das Richtige damit gemacht. Genauso wie in der DDR nicht das Richtige mit dem Sozialismus gemacht wurde. Selbständiges Denken wird in unserer Gesellschaft nicht gefördert, obwohl es doch eigentlich sein sollte." (Weibl., 17 Jahre, Ost)

(Shell-Studie 1997, S. 58.)


"Die Themen, die in der Politik aufkommen sind nichts für Jugendliche. Die Politiker machen eigentlich nur Politik für sich selber. [...]" (weibl., 25 Jahre, West)

(Shell-Studie 1997, S. 49.)


"Zu Politikern habe ich kein Vertrauen, die sind unglaubwürdig. Deshalb habe ich eigentlich auch kein großes Interesse an Politik." (weibl., 29 Jahre, Ost)

(Shell-Studie 1997, S. 46.)


Arbeitshinweise:

1. Nehmen Sie Stellung zu diesen Aussagen von Jugendlichen zur Politik. Mit welcher Auffassung stimmen Sie überein, welche lehnen Sie ab?
2. Woran mag die Distanz der Jugendlichen gegenüber den Politikern liegen?
3. Welchen Zusammenhang zwischen dem Interesse der Politiker an den Jugendlichen und dem der Jugendlichen an der Politik sehen Sie? Wie wirkt sich das vermutlich auf die Wahlbereitschaft aus?
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