Pro: Sarah Pockrandt, 15 Jahre, Friedrich-Junge-Realschule, Kiel
Ich finde das gut. Es gibt doch Achtzehnjährige, die noch so denken wie Vierzehnjährige.
Warum also wir nicht? Ja, ich würde auch wählen gehen. Aber ich müßte mich informieren,
ich würde nicht einfach ein Kreuzchen machen. Im Fach Wirtschaft/Politik würde
das Thema bestimmt behandelt, und einige Lehrer hätten dazu etwas zu sagen.
Ich würde auch mit meiner Mutter und meinem Stiefvater drüber sprechen, auch
mit den Leuten aus meiner Klasse. (...) Ob sich etwas ändern würde, wenn wir
wählen dürften? Nicht unbedingt. Die Parteien könnten viel versprechen im Wahlkampf.
Pro: Oliver Kleyer, 15 Jahre, Friedrich-Junge-Realschule, Kiel
Ich finde es gut, wenn Sechzehnjährige wählen dürfen, denn in diesem Alter fangen
Jugendliche an, sich für Politik zu interessieren. Und sie würden dann eben
auch Politiker wählen, die sich für sie einsetzen. Ich würde wählen gehen, ja.
Vorher würde ich Zeitung lesen, vergleichen, mir die Ergebnisse der letzten
Wahl anschauen. Wenn jemand in einer Wahlveranstaltung auftritt, der mich interessiert,
würde ich auch hingehen.
Contra: Aron Polarek, 16 Jahre, Freie Waldorfschule in der Hansestadt Lübeck
Wählen mit 16, den Vorschlag finde ich absurd. Wer hat mit 16 schon Ahnung von
Politik ? Aus unserer Klasse von 37 Schülern sind es vielleicht zwei, die sich
ein bißchen damit beschäftigen. Ich halte das für einen Trick, Stimmen zu fangen.
Man sollte das Wahlalter eher auf 21 hochsetzen. Mit 21 Jahren hat man doch
diese Dinge länger verfolgt.
Contra: Jan Claussen, 16 Jahre, Technisches Fachgymnasium Meldorf, Dithmarschen
Meine Freundin hat gestern gesagt, sie sei sich überhaupt nicht sicher,
ob sie bei einer Wahl die richtige Entscheidung treffen könnte. Selbst ihre
Schwester, die ist achtzehn, hat gesagt, sie habe das mit der Politik noch nicht
so richtig geschnallt. Ich selber behaupte mal, wählen zu können. Ich bin bei
den Jusos. Obwohl - ich weiß auch nicht recht, was die großen Parteien von mir
wollen. Wenn man das Wahlalter senken will, muß man in der Schule zwei Wochenstunden
"politische Grundbildung" machen. Sonst geht der Schuß nach hinten los. In dem
Sinne, daß die radikalen Parteien in den Vordergrund rücken würden. (...) Wählen
kann man auch noch später. Die Verantwortung würde ich erst lieber mal den "Erwachsenen"
überlassen. Die Politiker sollten lieber mal ins Schwimmbad gehen und Kontakt
mit den jungen Leuten aufnehmen!
(aus: Die Zeit 35/1996).