M 04.18 Vorschläge zu "Tauschgeschäften"
 



Leihstimmen für die CDU

Jürgen Möllemann, nordrhein-westfälischer FDP-Landesvorsitzender, forderte Mitglieder und FDP-Wähler in den 60 am härtesten umkämpften Bundestagswahlkreisen auf, mit ihrer Erststimme den CDU-Kandidaten zu wählen. In diesen 60 Wahlkreisen beträgt die Differenz zwischen SPD und CDU fünf Prozent und weniger. In einem Gespräch mit Journalisten begründete Möllemann diese von ihm so bezeichnete "Leihstimmenaktion" für die CDU mit dem Ziel, im Gegenzug von CDU-Wählern Zweitstimmen für die FDP zu erhalten.

(aus: Frankfurter Rundschau, 15.7.1986, S. 4)


SPD und Grüne planen einen Angriff auf ostdeutsche CDU-Hochburgen

"Bitte nicht stören", hieß es Mitte November vor dem Dienstzimmer des Thüringer Innenministers. Diskret beriet Gastgeber Dewes mit dem Jenaer SPD-Bundestagsabgeordneten Christoph Matschie und Grünen-Landeschef Olaf Möller, wie sie der CDU bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr einen Tiefschlag verpassen könnten. "Wir sind uns einig", so Dewes, "daß wir gemeinsam siegen wollen." Das Planspiel der rot-grünen Allianz: Gegen SPD-Hilfe im Wahlkampf erklären sich die Grünen bereit, in Jena auf einen eigenen Direktkandidaten zu verzichten. 1994 hatte die CDU den Kreis noch mit fast fünf Prozentpunkten Vorsprung gegen den Parteilinken Matschie geholt (Erststimmen 1995: CDU 36,1%, SPD 31,4%, PDS 17,8%, Grüne 6,3%). Mit den grünen Leihstimmen will der SPD-Mann das Rennen 1998 direkt für sich entscheiden. Ins Visier nimmt der grüne Oberstratege Möller noch eine andere schwarze Bastion, die 1998 bundesweite Aufmerksamkeit genießen wird: den Wahlkreis Weimar. Wenn die örtliche CDU sich am 15. Dezember dafür entscheidet, tritt hier die Ex-Grüne und Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld an, die vor gut einem Jahr spektakulär zur CDU wechselte. Er hege "keinen persönlichen Groll" gegen die frühere Parteifreundin, versichert Möller: "Aber wenn Lengsfeld, die die CDU für die einzige Reformpartei in Deutschland hält, gewinnen würde, wäre das ein fatales Signal." (...)

Aus: FOCUS, 50/1997
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