Die PDS, die "Partei des demokratischen Sozialismus", ist die Nachfolgepartei der SED, der "Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands". Nach dem Sturz Erich Honeckers am 18.10.1989 und dem Rücktritt der gesamten Parteiführung übernahm eine Reformgruppe unter der Leitung Gregor Gysis die Führung der sich auflösenden SED. Gysi versuchte nach seiner Wahl zum Parteivorsitzenden (8./9.12.1989) die personelle und programmatische Erneuerung der Partei.
Um die Wandlung der Partei nach außen zu demonstrieren, entschloß man sich zunächst, den Parteinamen durch das Kürzel "PDS" zu ergänzen, später wurde der alten Name "SED" komplett gestrichen. "Belastete" ehemalige SED-Parteifunktionäre wurden zunehmend aus der Partei ausgeschlossen, der Parteiapparat drastisch verkleinert. Trotzdem erlebte die PDS einen rapiden Mitgliederschwund (von noch 1780000 Mitgliedern im Dezember 1989 auf 345569 Ende Juli 1990), der sich auch durch die Versuche prominenter SED/PDS-Vertreter, Teile des DDR-Herrschaftssystems am Leben zu erhalten (die Staatssicherheit als "Verfassungsschutz der DDR") erklärt.
Angesichts der nach den Volkskammerwahlen 1989 absehbaren Wiedervereinigung erweiterte die PDS ihre Tätigkeit schon Mitte 1990 auf die alten Bundesländer. Auf dem 1. Parteitag am 14. Oktober 1990 kam es somit zum Zusammenschluß der PDS-Ost mit einzelnen in Westdeutschland existierenden Gruppen, die bis dahin unter der Bezeichnung "Linke Liste/PDS" liefen. Bei den Volkskammerwahlen 1990 erreichte die PDS immerhin noch 16,4% der Stimmen, was vor allen Dingen auf die geschickt geschürte Angst vor den sozialen Folgen der Wiedervereinigung mit dem kapitalistischen Bruder zurückzuführen sein dürfte. Bei der Bundestagswahl am 2. Dezember des Jahres gelang der PDS der Einzug in den Bundestag jedoch nur wegen der getrennten Anwendung der Fünfprozentklausel in den beiden Wahlgebieten Ost und West. Vor allem unter Arbeitern und Angestellten hatte die PDS auch im Osten gegenüber der Volkskammerwahl enorme Verluste zu verzeichnen. Hier hat die Strategie der Unionsparteien, die den Wählern in Ostdeutschland schnell "blühende Landschaften" versprach, über die pessimistische Grundhaltung der PDS eindeutig den Sieg davongetragen.
Im Parteiprogramm von 1990 bekennt sich die PDS zum "demokratischen Sozialismus" als Alternative zum Kapitalismus westlicher Prägung. Neben das Bekenntnis zu Menschenrechten, Freiheit, Demokratie und Gewaltenteilung tritt die Forderung nach "einer effektiven Marktwirtschaft mit ausgeprägter sozialer und ökologischer Zielsetzung". Für Groß- und Schlüsselindustrien wird die Verstaatlichung der Betriebe gefordert.
Bei der Bundestagswahl 1994 gelang der PDS mit 4,4% der abgegebenen Zweitstimmen der Sprung über die Fünfprozenthürde nicht; allerdings konnte die Partei trotzdem mit 30 Abgeordenten in den Bundestag einziehen, da im Osten Berlins insgesamt 4 Direktmandate gewonnen wurden. Dabei rekrutierte sich das Wählerpotential der PDS in Ostdeutschland nicht nur aus Personen, die dem alten SED-Regime nahestanden (Funktionseliten), sondern auch unter Arbeitslosen und gewerkschaftlich Gebundenen, Schülern und Studenten erreichte sie beträchtliche Stimmanteile. Es verbindet diese Wähler eine negative Einschätzung der Folgen des Vereinigungsprozesses; sie sehen ihre Interessen in der PDS am besten repräsentiert und sind generell davon überzeugt, daß die PDS mit ihrer stalinistischen Vergangenheit gebrochen hat.
Bei Landtags- und Kommunalwahlen in den neuen Bundesländern konnte die PDS ihre Stimmenanteile teilweise beträchtlich erhöhen: Bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern gaben 22,7% der Wähler der PDS ihre Stimme - immerhin ein Plus von 7% gegenüber 1990. Ein ähnlicher Trend zeigt sich auch in den anderen neuen Bundesländern und auf kommunaler Ebene, so daß die PDS hier als ernstzunehmender Faktor bei der Regierungsbildung gelten muß.
Auch 1997 hat die PDS noch immer mit dem Stigma der "SED- und Stasi-Partei" zu kämpfen, obwohl der Einfluß der "Kommunistischen Plattform" unter der Führung Sarah Wagenknechts eher zurückgegangen sein dürfte.
Bei der Bundestagswahl 1998 erzielte die PDS 5,1 % der Zweitstimmen bundesweit und übersprang damit erstmals die 5 %-Hürde nicht nur im Osten Deutschlands.
Die PDS hat - zuletzt durch die Wahl in Berlin 2001, wo sie im Ostteil der Stadt 47,6 % der Stimmen erreichte (West-Berlin: 6,9 %) - ihre Position als starke Kraft im Osten Deutschlands weiter ausgebaut. Will man nicht die Wähler/innen in den neuen Bundesländern ausgrenzen, so wird man nicht umhinkönnen, sich mit ihr politisch auseinanderzusetzen und sie nicht auszugrenzen. Zudem ist die Wählerbindung im Osten Deutschlands geringer ausgeprägt als im Westen. Die große Zahl der bis zur Wahl unentschiedenen Wechselwähler macht diese zu der wichtigen Zielgruppe für einen emotional aufgeheizten und medial geschickt geführten Wahlkampf (Gysi-Effekt).