Wahlerbefragung im Wahlkreis 160
Wahl in Dresden: Nur ein Fünftel kennt die Kandidaten

Schon das DNN-Barometer hatte repräsentativ ermittelt, dass die Dresdner Direktkandidaten zur Bundestagswahl 2002 ihrem Wahlvolk namentlich kaum bekannt sind. Diese Aussage ist jetzt von einer gestern veröffentlichten Studie des Pestalozzi-Gymnasiums bestätigt worden. Repräsentativ nach Altersklassen gewichtet haben 78,2 Prozent der Dresdner von ihren Kandidaten zum Bundestag im Wahlkreis 160 noch nichts gehört.

Erst am Montag und Dienstag sind rund 150 Dresdnern in den Stadtteilen Blasewitz, Leuben und Altstadt alle Namen der Direktkandidaten des Wahlkreises Dresden I vorgelegt worden, ohne Angabe der Partei. 15 Schüler des Gemeinschaftskunde-Unterrichts der 11. Klasse waren als Interviewer in der Spur. Demnach klingelt es bei 9,2 Prozent der befragten Dresdner beim Namen Christine Ostrowski (PDS). Auf Platz zwei der Bekanntheitsskala rangiert Christa Reichard (CDU) mit 5,6 Prozent, gefolgt von Marlies Volkmer (SPD). Antje Hermenau (Bündnis 90/Die Grünen) kommt immerhin noch auf 2,1 Prozent, der FDP-Direktkandidat Ingo Liermann nur noch auf 1,4 Prozent. Die restlichen vier Kandidaten Joachim Wauer (Graue), Ronny Leibelt (BüSo), Gerald Herrmann (Einzelkandidat) und Dr. Horst Oertel (Einzelkandidat) kennt keiner.

Überraschend sind auch die Ergebnisse zur Frage, welche Partei denn am kommenden Sonntag gewählt wird. Von den rund 151 Befragten mussten rund 20 gestrichen werden, damit die Umfrage repräsentativ die Altersstruktur in Dresden widerspiegelt. Hier kommt die SPD auf satte 39,5 Prozent, die CDU/CSU lediglich auf 25,9 Prozent. Wenn es denn nach der Umfrage ginge, hängt die FDP mit 11,1 Prozent gar die PDS mit 8,6 Prozent relativ deutlich ab. Die BündnisGrünen bleiben ebenfalls im Bundestag mit 6,2 Prozent.

Die Schüler fragten zusätzlich nach den gesellschaftlichen Problemen (Mehrfachnennungen möglich). Die überwältigende Mehrheit von 81,6 Prozent ist am Arbeitsmarkt interessiert. Weit abgeschlagen folgen jeweils mit 35,6 Prozent die Wirtschaftskrise und das Bildungswesen. Immerhin einem Viertel liegt der Umweltschutz ebenso sehr am Herzen wie die Sozialpolitik, einem Fünftel die Flutschädenbeseitigung. Erst dann kommt das von der CDU noch einmal in die Waagschale geworfene Thema Zuwanderung (18,4), das leicht vor dem Rechtsradikalismus (16,1) rangiert.

Bereits zum vierten Mal (davon die dritte Bundestagswahl) hat Haiko Thieme, Fachlehrer Gemeinschaftskunde am Pestalozzi-Gymnasium, mit Schülern eine solche Umfrage durchgeführt, die in diesem Fall allerdings eine relativ geringe Fallzahl und damit eine recht hohe Fehlerquelle aufweist. Das Können hat sich Thieme in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung und einer Forschungsgruppe vom Bereich Erziehungswissenschaften der Universität Münster erworben.

Dresdner Neue Nachrichten vom 18.09.2002

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