Wahlprognose für Hilden
Jugendliche Wahlforscher des Helmholtz-Gymnasiums interviewten 325 Wahlberechtigte

Die Wahlberechtigten in Hilden werden die rot-grüne Bundesregierung abwählen. Das ist das Ergebnis einer (nicht repräsentativen) Umfrage von rund 80 Helmholtz-Schülern zur Bundestagswahl. Mit Telefon-Interviews (die RP berichtete) versuchten die jungen Wahlforscher zu ergründen, was die Wähler in ihrer Entscheidung beeinflusst.

325 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte standen den Schüler von zwei achten Politik-Klassen und einem Grundkurs Sozialwissenschaften Stufe 11 Rede und Antwort - zu wenig, um uneingeschränkt repräsentativ zu sein, relativierte Lehrer Christoph Fuß gestern bei der Diskussion der Ergebnisse mit den Schülern.

Nach der Schülerprognose rutscht die Regierungskoalition von SPD und Grünen bei der Bundestagswahl im September in Hilden von 50,3 Prozent der Zweitstimmen bei der letzten Wahl in 1998 auf 37,2 Prozent ab (SPD: 28,4; Grüne: 8,8 Prozent). CDU und FDP können von 44,5 Prozent (in 1998) auf jetzt 52,5 Prozent zulegen (CDU: 39,9; FDP, 12,6 Prozent). Die CDU gewinne vor allem Stimmen enttäuschter SPD-Wähler sowie Stimmen von denen, die 1998 nicht zur Wahl gingen, fanden die jungen Wahlforscher heraus.

Telefonieren, Wähler befragen, Fragebögen mit dem Computer auswerten, Vermutungen überprüfen - mal was ganz anderes als "trockenen Lehrbuch-Stoff" pauken: Das Projekt der beiden jungen Lehrer Christoph Fuß und Marius Schmöe kam bei den Schülern gut an. "Der beste Sozi-Unterricht seit Jahren", lobte einer überschwänglich. "Die Achtklässler waren richtig begeistert, mit der Stufe 11 zusammenarbeiten zu dürfen", stellte Fuß fest.

Die Bundeszentrale für politische Bildung hatte ein Computerprogramm für die Fragebogen-Auswertung bereitgestellt. Sie hofft, dass das Projekt bei den Schülern Neugier auf den Wahlkampf und die Bundestagswahl weckt. "Einige Wähler wollten gar nicht antworten, andere haben mir ihr halbes Leben erzählt", berichtete Lutz (Stufe 11).

David hatte seine Anrufe zwischen 18 und 20 Uhr getätigt und musste feststellen: Wer beim Essen gestört wird, ist wenig auskunftsfreudig und kurz angebunden. Holger hatte kaum sein Sprüchlein aufgesagt, da wurde auch schon aufgelegt. Ähnlich erging es Schülern der achten Klassen, die ausgerechnet Lehrern des eigenen Helmholtz-Gymnasiums die so genannte Sonntagsfrage stellen wollten.

Die Kollegen beschwerten sich anderntags bei Fuß und Schmöe über die Panne. Nur Fremde sollten interviewt werden. Die Schüler haben bei ihrer Befragung nach eigenem Bekunden viel gelernt. Etwa, dass man auch mit der Veröffentlichung von Wahlprognosen Politik machen und das Wählerverhalten möglicherweise beeinflussen kann. Oder, wie man durch die Formulierung der Fragen oder unterschiedliche Gewichtung nach Altersstruktur, Geschlecht, Konfession, Bildung die Ergebnisse einer Umfrage schon im vorhinein manipulieren kann. David brachte es auf den Punkt: "Umfragen im Stile von Bärbel Schäfer darf man nicht trauen."

Von Christoph Schmidt
Rheinische Post Online

 

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