Wahlprognose für den Wahlkreis 153
Schüler der Berufsbildenden Schule Montabaur als Wahlforscher
Michael Schimmel und die Klasse (Bank- und Industriekaufmann) BBS Montabaur
50 Schüler und Schülerinnen der BerufsBildenden-Schule (BBS) Montabaur, die sich in der Ausbildung zum Bank- und Industriekaufmann befinden, haben zur diesjährigen Bundestagswahl, im Rahmen des Sozialkundeunterrichts eine Wahlprognose für den Wahlkreis 153 Montabaur erstellt. Innerhalb von nur drei Tagen (die Westerwälder Zeitung berichtete darüber) befragten die Schüler/innen ca. 700 Wahlberechtigte mit Hilfe von Fragebögen. Nach Abschluß der Befragungen, die an Haustüren, auf der Straße und am Telefon statt fanden (auf Zufälligkeit der Auswahl wurde geachtet), hatten sie 546 gültige Fragebögen zur Verfügung. In einer Samstagsaktion wurden diese Bögen per EDV erfaßt und ausgewertet.
Trainingsseminar der Bundeszentrale für politische Bildung
Dr. Jürgen Zepp von der Uni Köln
Mit diesen ‚Rohdaten‘ in der Hand, fuhren die angehenden Industriekaufleute zu einem Trainingsseminar für computergestützte Planspiele KOMMSTEDT-Wahlen, nach Bielefeld. Auf Einladung der Bundeszentrale für politische Bildung konnte die Schüler/innen dort, drei Tage lang, aufgeteilt in unterschiedliche Parteien, Wahlkampf wirklichkeitsnah simulieren und durchführen. In einem computergestützten Planspiel, das von Dr. Jürgen Zepp von der Uni Köln geleitet wurde, wurde das Bemühen der fünf im Bundestag vertretenen Parteien simulierte, eine Gruppe von Jungwählern von ihren Zielen zu überzeugen. Zu diesem Zweck arbeiteten die Schülerinnen und Schüler, gemeinsam mit Lehrern, in Gruppen zusammen, sichteten in aktuellen Datenbanken die Vorstellungen der Parteien, recherchierten im Internet und führten Strategiediskussionen durch, wie die Gunst der Gruppe der Jungwähler zu gewinnen und das eigene Profil gegenüber den anderen Parteien zu schärfen sei. Presseberichte wurden angefertigt, Informationsveranstaltungen geplant und durchgeführt. Es kam zu Demonstrationen, Rededuellen und Happenings auf der ‚grünen‘ Wiese. Die gesamte Breite der im Wahlkampf gegebenen Möglichkeiten konnten genutzt, ausprobiert und auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden.
Datenauswertung
Projektgruppe bei der Auswertung
Während dieses Trainingsseminars hatten die Wahlforscher nun auch die Gelegenheit, gemeinsam mit Dr. Wolfgang Sander (Uni Münster) die Rohdaten ihrer Wählerbefragung hinsichtlich der Bevölkerungsdaten im Wahlkreis 153 Montabaur zu überprüfen und anzupassen (Repräsentativität der Stichprobe). Um genaue Vergleichsdaten (zu Alter und Geschlecht der wahlberechtigten Personen im Wahlkreis) zu erhalten, telefonierten die Teilnehmer zunächst mit dem statistischen Landesamt Bad Ems und suchten gleichzeitig einige Informationen aus dem Internet zu erhalten. Nun wurden diese tatsächlichen Daten mit den Umfragedaten verglichen. Der Computer nahm eine Gewichtung vor, d.h. er verarbeitet nur die notwendigen Daten. Entsprechend den statistischen Vorgaben bezog er nur 48,7% der Fragebögen, die von Männern ausgefüllt worden waren, in die Auswertun ein - dies entspricht dem tatsächlichen männlichen Anteil der Bevölkerung des Wahlkreises – anstatt der vorhandenen 54%. Entsprechend wurde auch die Altersgruppen angeglichen. So verkleinerte sich zwar die Stichprobe von 546 auf 312 Fragebögen, das Ergebnis stimmt mit einer repräsentativen Stichprobe eher überein als vor der Gewichtung. Man hätte auch noch nach anderen Merkmalen wie Religionszugehörigkeit oder Berufsgruppen gewichten können. Dies hätte die Stichprobe jedoch hinsichtlich der wichtigen Merkmale (Alter und Geschlecht) wieder verzerrt.

Und hier ist sie nun also, die Wahlprognose der Bank- und Industriekaufleute der BBS Montabaur, bezogen auf das Zweitstimmenergebnis im Wahlkreis 153:

Wahlprognose für den Wahlkreis Montabaur (WK 153)

Nennung

Anzahl
CDU

44,5%

SPD

40,4%

FDP

5,8%

B90/Grüne

3,9%

PDS

1,3%

REP

0,6%

Andere

3,5%

Summe

100%

Mit Hilfe der Daten wurden weitere Analyse des Wählerverhaltens durchgeführt. So wurden vor allem Hypothesen zum Wählerverhalten überprüft, die sich immer schon gestellt haben. Die Hypothese „Frauen wähler häufiger CDU als Männer“ erwies sich als nicht haltbar, wohl aber die Aussage „Ältere Fraune wählen häufiger CDU als jüngere Frauen“. Viele Ergebnisse der empirischen Analyse beflügelten die Diskussion über die Einstellungen und das Verhalten der Wähler und Wählerinnen. Am Ende der Tagung wurde ein überaus positives Resümee gezogen. In den drei Tagen wurde viel diskutiert, getüftelt, kommuniziert und präsentiert. Es hat allen Teilnehmern sehr viel Spaß gemacht, aber auch gezeigt, wie schwer es ist einen überzeugenden Wahlkampf zu führen.

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