Wahlprognose für den Wahlkreis 99
Prognose Münster 1998 Wahlprognose für Münster 1998

Prognose auf hohem Niveau

Münster (HDT) - Lob aus berufenem Mund: "Die Jugendlichen haben eine mustergültige Prognose erstellt", betonte Erziehungswissenschaftler Dr. Wolfgang Sander, "sie kann sich mit den Aussagen professioneller Forschungsinstitute durchaus messen lassen." Nach Ansicht des Privatdozenten - unter seiner Regie stand die u. a. von zehn hiesigen Bildungseinrichtungen sowie von unserer Zeitung unterstützte Unterrichtsreihe zur Bundestagswahl 1998 - offenbarte das ambitionierte Gemeinschaftsprojekt ein hohes Niveau.

Da waren Ende August / Anfang September rund 2.000 Bürger von den Schülern per Telefon interviewt worden, hinter welcher Partei sie am 27. September ihr Kreuzchen setzen wollten. Fazit: Die vorgenommene Analyse für Münster spiegelte das am Sonntag abend erzielte Endergebniss in wesentlichen Punkten wider. So stiegen die Sozialdemokraten - wie richtig prophezeit - zur stärksten Kraft am Orte auf, konnten die CDU übertrumpfen. Auch die Verluste auf Seiten der Union sagten die Nachwuchs-Demoskopen voraus: der von ihnen angekündigte (Zweit-) Stimmenrückgang auf 36,0 Prozent reichte nahe an das tatsächliche Resultat von 35,1 Prozent heran.

In der begleitenden Interpretation zu dem erhaltenen Datenmaterial las sich wie folgt: "Die CDU setzt ihren bundesweit beobachtbaren Abwärtstrend seit der Regierungsübernahme in Bonn (1983 in Münster: 47,2 Prozent) auch im Wahlkreis 99 fort und bewegt sich damit auf das Negativergebnis von 1949 (34,3 Prozent) zu." Weitere Volltreffer verzeichneten die Pennäler bei ihren Werten für die Grünen, denen sie 13,7 Prozent zubilligten (real: 13,6 Prozent) sowie für die PDS, welche man im Bereich von 1 Prozent handelte (1,5 Prozent). Was die Koalitionspräferenz anbelangt, hatte sich die Bevölkerung laut Umfrage mehrheitlich eine Verbindung von SPD und Grünen gewünscht. Diese Allianz beginnt sich seit gestern in Bonn herauszukristalisieren.

aus: Münstersche Zeitung vom 29.09.1998

 

Informationen zur Umfrage

In der Zeit vom 31.08.1998 bis 04.09.1998 wurden im Wahlkreis Münster 2.020 Personen unter anderem zu ihrer Wahlabsicht (Zweitstimme) befragt. Diese Interviews wurden nach Erstellung einer Zufallsstichprobe telefonisch durchgeführt. Die Daten wurden anschließend anhand der Alters- und Geschlechtsverteilung gewichtet, um eine hohe Übereinstimmung mit der münsterschen Wählerschaft aufzuweisen. Nach dieser Gewichtung verblieben 1.012 Befragte in der Stichprobe. Aufgrund dieser Anzahl bewegen sich die Fehlertoleranzen bei den Parteien im Bereich von 2,5% (SPD und CDU) und 1,5% (Bündnis‘90/Die Grünen und FDP).

Durchgeführt wurden die Telefonbefragungen und Dateneingaben im Rahmen schulischer Projekte von Schülerinnen und Schülern des Annette-Gymnasiums, der Geschwister-Scholl-Realschule, des Gymnasiums Kinderhaus, des Gymnasiums St. Mauritz, des Hittorf-Gymnasiums, des Immanuel-Kant-Gymnasiums, des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums und der Realschulen Hiltrup, Kreuzviertel und Roxel. Diese Schülerinnen und Schüler sind beteiligt an dem Projekt „Wahlanalyse und Wahlprognose", das unter der Leitung von PD Dr. Wolfgang Sander von der Universität Münster unterstützt wird.

Zusätzlich wurde in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung ein Internet-Projekt zur Bundestagswahl redaktionell betreut. Neben anderen Schülerprojekten aus dem gesamten Bundesgebiet werden hier auch die Ergebnisse der münsterschen Schulen fortlaufend publiziert, die im Rahmen des Wahlprojektes entstanden sind.

Angaben zur Wahlbeteiligung
Wahlbeteiligung

Die münstersche Wählerschaft zeigte in der ersten Septemberwoche noch keine herausragende Wahlbereitschaft: 77,8% der Befragten gaben an, „ganz bestimmt" zur Wahl zu gehen. Allerdings liegt der Anteil der Befragten, die „wahrscheinlich" zur Wahlen gehen bei 15,4%. Bei der Bundestagswahl 1994 gehörte Münster zu den drei Wahlkreisen mit der höchsten Wahlbeteiligung.

Anders stellt sich dieses Bild dar, wenn nach Altersgruppen differenziert wird. Die Gruppe der 18-24jährigen will nur zu 61,8% „ganz bestimmt" wählen gehen, während der Anteil derjenigen Jungwählerinnen und Jungwähler, die „wahrscheinlich nicht" oder „bestimmt nicht" an der Wahl teilnehmen wollen, immerhin 12,7% beträgt. Ein sehr hoher Prozentsatz, denn schließlich wird diese Wahl als Richtungswahl für das kommende Jahrtausend angesehen.

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