Und so berichteten die Zeitungen: Münstersche Zeitung vom 09.09.1998
Realschüler in Roxel beschäftigen sich mit der Bundestagswahl "Meckern allein genügt nicht"
Roxel (KÖS) - "Wählen gehen - meckern allein genügt nicht", steht auf einem Plakat. Ein anderes warnt: "Nichtwähler machen Rechtsextreme stark". Seit Ende der Sommerferien beschäftigen sich Schülergruppen der Realschule Roxel mit der Bundestagswahl 1998. Während die Sechstklässler pfiffige Plakate entwarfen, um junge Menschen zu motivieren, beschäftigen sich die Neunt- und Zehntklässler mit Wahlprognose und -analyse. Angeleitet wurden sie dabei von den Lehrerinnen Rita Hagedorn und Beatrix Temlitz sowie von dem Studenten Holger Picker, der das Projekt als Praktikant betreut. Was machen die Politiker falsch mit ihren Plakaten? "Die müßten mal deutlichere Sachen darauf schreiben. Die CDU schreibt zum Beispiel immer nur drei Wörter. Sowas wie 'Familie und Frieden wählen'" stellt der Sechstklässler Jörg Everding fest.
Es besser zu machen, war aber schwierig, gab Schülerin Christine Günst zu: "Manchmal gab es da schon ein bißchen Streit in der Gruppe, was wir darauf malen und schreiben". Die Plakate hängen jetzt in zahlreichen Roxeler Geschäften aus. Zudem wollen die Schüler demnächst auf dem Wochenmarkt Handzettel verteilen, auf denen die eingescannten und verkleinert ausgedruckten Plakate zu sehen sind.
Wie Umfragen durchgeführt werden, lernten mehrere Informatikkurse der Realschule. Sie stellten einigen zufällig ausgewählten ... Haushalten Fragen zur Bundestagswahl. Die Interviews kosteten zu Beginn viel Überwindung, so Ruth Schulze Schleithoff: "Das erste Mal war ich wirklich froh, als ich es hinter mir hatte, aber nachher hat es ziemlich Spaß gemacht. Die Leute waren auch sehr nett und höflich", meinte die Neuntklässlerin.
Eine Erfahrung, die nicht alle bestätigen konnten. "Bei mir war das ziemlich frustrierend. Viele haben gleich aufgelegt oder gesagt, sie hätten keine Zeit", erzählte Sara Ferreira. Auch Stefan Spiekermann hatte ein eher unerfreuliches Erlebnis: "Bei mir hat sich mal einer beschwert, ich hätte ihn aus dem Bett geworfen, er wolle in Ruhe schlafen. Und das um drei Uhr nachmittags", schmunzelte der Neuntklässler.
Insgesamt haben den Schülern die Interviews jedoch viel Spaß gemacht, und auch die nächste Phase war spannend. Mit Hilfe eines Statistik-Programms wurden die Daten am Computer ausgewertet. Die Ergebnisse liegen jedoch noch nicht vor.
Westfälische Nachrichten vom 09.09.1998
Analyse steht kurz vor dem Abschluß Realschule Roxel: Großangelegtes Schülerprojekt zur Bundestagswahl 1998 läuft auf Hochtouren
-pia- Münster Roxel. Wahlverhalten, Parteizugehörigkeit, Erwartungen an Parteien und Politiker - all das sind wichtige Kriterien der Umfrage zur Bundestagswahl, die Schüler der Roxeler Realschule in Zusammenarbeit mit der münsterischen Universität durchführen. Unter dem Titel "Wahlprognose und Wahlanalyse" nehmen insgesamt elf Schulen aus dem Raum Münster an der bundesweiten Aktion teil.
Für die Realschule Roxel sind zwei Arbeitsgemeinschaften und ein Neigungskurs "Informatik" der neunten und zehnten Klassen sowie die Klasse 6a im Einsatz. Unter der Leitung der Informatiklehrerinnen Rita Hagedorn und Beatrix Temlitz und Holger Picker von der Uni starteten über 40 Schüler nach vorgegebenen Fragebögen die telefonische Befragung von fast 500 Münsteranern zu Parteien sowie aktuellen politischen Themen und arbeiten die gesammelten Daten am Computer graphisch auf.
Initiator des Projekts ist die Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn in Kooperation mit Schulen und Universitäten. Ziel ist, politisches Bewußtsein zu vermitteln und politische Analyse mit der Arbeit am Computer zu kombinieren.
Mit Wahlwerbung beschäftigt sich die Klasse 6a. Unter dem Motto "Wir machen Jungwählern und Jungwählerinnen Beine!" entwerfen die Schüer eigene Plakate. Das Projekt hat Eigeninitiative geweckt. Am kommenden Freitag verteilen sie ihre Entwürfe im Kleinformat als Handzettel auf dem Wochenmarkt.
"Erst war es komisch, die Leute zu befragen", meint eine Schülerin der neunten Klasse zum Telefoninterview. "Aber es haben fast alle mitgemacht, und hinterher hat es ziemlich viel Spaß gemacht." Nicht alle haben gute Erfahrungen gemacht. Teilweise seien die Befragten mißtrauisch gewesen und hätten kein Interesse gehabt. Insgesamt ziehen die Schüler eine positive Bilanz.
Die Ergebnisse aller beteiligten Schulen werden am kommenden Wochenende von Mitarbeitern der Universität erfaßt und grafisch aufbereitet. Am Montag morgen beginnen die "Wahlexperten" mit der Auswertung ihrer Analyse.
Die Ergebnisse der Erhebung können im Internet (http://www.wahlen98.bpb.de) abgefragt werden.
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