Wahl-Projekte der Realschule Roxel
Der Plakatwettbewerb der Klasse 6a
Wahlplakateprojekt
Schüler und Schülerinnen der Klasse 6a analysieren und gestalten im Politikunterricht bei Frau Hagedorn Wahlplakate.
Wahlplakate 1+2
Politikunterricht in der Klasse 6a der Realschule Roxel

Bundestagswahlen in Deutschland bieten als Thema im Politikunterricht die gute Möglichkeit, auch jüngeren Klassen die Grundgedanken der Demokratie zu vermitteln. Was lag daher näher als eine solche Klasse, die Klasse 6a von Frau Hagedorn, in das Projekt "Wahl 98" einzubinden. Zielsetzung sollte es sein, bei den Schülern und Schülerinnen Interesse für politische Themen zu wecken sowie politische Meinungsbildung anhand konkreten Materials in Form von Plakaten zu analysieren. Als Krönung der Unterrichtsreihe sollten die Schüler selber Plakate entwerfen, die zum Ausdruck bringen sollen, warum es in einer Demokratie so wichtig ist, wählen zu gehen.

Wahlplakate 3
Als Auftakt für das Projekt erhielten die Schüler und Schülerinnen die Aufgabe, verschiedene Plakate der Parteien ausfindig zu machen und in den Unterricht mitzubringen. So stellte sich zu Beginn die Frage: Woher erhält man Werbematerial der Parteien? Ein Schüler besuchte das Wahlamt, mußte dort jedoch enttäuscht feststellen, daß Werbeinformationen nicht erhältlich waren. Auch das Bürgeramt konnte nicht weiterhelfen. So blieb nur das direkte Ansprechen der Parteien an deren Ständen. Leider zeigten sich diese nicht immer kooperativ, so daß am Ende den Schülern nichts anderes übrig blieb, als Plakate anders zu "organisieren".
Wahlplaklate 4
Die mitgebrachten Plakate wurden daraufhin von den Schülern im Unterricht vorgestellt und, politisch ausgewogen, im Klassenzimmer an die Wand gehängt. Welche Plakate waren besonders ansprechend? Und warum? Diese Frage stellte sich als nächstes. Wie kommt es z. B., daß ein Plakat jüngere Wähler gezielt ansprechen kann, während andere kaum eine Wirkung zeigen? Liegt es am gezeigten Bild? Oder am Text? Ist letzterer auch wirklich aussagekräftig? Eine genaue Analyse ließ Antworten auf diese Fragen finden, aber auch die Frage aufkommen: Wenn ich ein Plakat entwerfen müßte, wie würde ich es machen, und vor allen Dingen: Was würde ich besser machen?
Wahlplakate 5
Doch bevor an diese Aufgabe herangegangen werden konnte, mußte zuerst festgelegt werden, an welche Zielgruppe sich das Plakat wenden sollte. Als geeignete Adressaten erwies sich hierbei die große Gruppe der jungen Nichtwähler und Nichtwählerinnen, also derjenigen, die, obgleich jüngst wahlberechtigt geworden, ihr Wahlrecht in der Demokratie nicht ausnutzen. Die Aufforderung konnte damit formuliert werden: "Wir machen Jungwählern und Jungwählerinnen Beine", und das erklärte Ziel sollte sein, diese Menschen dahingehend zu bewegen, am Wahlsonntag sich aufzumachen, eine Partei zu wählen.
Wahlplakate 6
Zu diesem Zweck überlegten sich die Schüler und Schülerinnen zuerst ein paar Konzepte und sammelten Ideen und Entwürfe für ihr Plakat. In größeren Gruppen zu fünft machten sie sich darauf an die Arbeit, ihre Vorschläge mit ihren Klassenkameraden abzusprechen und in die Tat umzusetzen. Das ging nicht immer ohne kleine Auseinandersetzungen ab. Verschiedene Vorstellungen mußten koordiniert und unter einen gemeinsamen Hut gebracht werden, angefangen vom treffsicheren Slogan bis zur Bildgestaltung und Auswahl der Schriftplazierung. Noch ein Problem ergab sich. Zwar waren die meisten der großen Parteien dem Namen nach bekannt, es sollten jedoch nach Möglichkeit keine vergessen werden. Woher bekommt man denn eine Aufstellung aller wählbaren Parteien? Ein Schüler kam auf die pfiffige Idee, sein Glück nochmal beim Wahlamt zu versuchen, wo er vorher mit der Frage nach Wahlplakaten keinen Erfolg gehabt hatte. Und siehe da, zur nächsten Stunde brachte er eine komplette Aufstellung aller Parteien mit. Beim Betrachten der Liste entstanden dann auch die nächsten Fragen: Wer sind diese ganzen Parteien eigentlich? Was für ein Programm haben sie? Und welche von ihnen setzt sich z. B. für den Tierschutz ein? Am Ende konnte jede Gruppe ihr Plakat vorstellen, es gab sogar zusätzliche Entwürfe von einzelnen Schülern. Doch damit nicht genug. Plakate sollen schließlich die Menschen ansprechen. Also müssen sie auch öffentlich ausgehängt werden.
Wahlplakate 7
Die Schüler und Schülerinnen fragten in mehreren umliegenden Geschäften, ob es möglich wäre, Plakate in deren Räumen aufzuhängen. Zumeist erhielten sie einen durchaus positiven Bescheid. Es ergab sich jedoch das Problem, daß sich für einige Orte die Plakete als zu groß herausstellten. Aus diesem Grund mußten sie daraufhin verkleinert werden. An dieser Stelle ergriffen die Schüler die Eigeninitative und übernahmen die Regie des Projekts. "Wenn wir schon unsere Plakate verkleinern müssen", so die Überlegung, "warum verkleinern wir sie nicht auch auf Handzettelgröße und verteilen diese auf dem Markt?" Gesagt, getan. Mit freundlicher Unterstützung einiger Eltern wurden die Plakate eingescannt und hundertfach kopiert. So ausgerüstet begaben sich die Schüler in die Öffentlichkeit, um mit ihren Handzetteln auf ihre Forderung aufmerksam zu machen: "Geht zur Wahl".
Klasse 6a
Die Schüler und Schülerinnen der Klasse 6a:

Ahmed Abou Zaher; Lidia Agus; Maike Baumkötter; Christian Borcharding; Jörg Everding; Steffen Freitag; Alexander Füller; Christian Gaebert; Martin Golly; Christine Günst; Jan Jankord; Christoph Kempkes; Marcel Kerr; Marcel Koch; Anke Lammers; Ulrike Lamskemper; Christina Neve; Simone Ries; Janneke Schleich; Daniel Stöveken; Carolin Theissing; Alena Wiederspann; Daniel Zittlau








Wahlprognose und Wahlanalyse der Informatikkurse
Schüler und Schülerinnen der Informatikkurse 9 und 10 unter der Leitung von Frau Hagedorn und Frau Temlitz führen eine großangelegte Telefonumfrage durch und werten die erfaßten Daten mit Hilfe von Computern aus.
Projekt der Informatikkurse der Klassen 9 und 10
Schüler bei der Auswertung
Moderner Informatikunterricht bedeutet weder die Schülerinnen und Schüler mit umständlichen Programmierarbeiten zu belasten, noch sie unreflektiert die naive Anwendung existierender Programme erlernen zu lassen. Statt dessen erfordert die heutige Zeit im zunehmenden Maße die Fähigkeit, den Computer als aktives Medium einzusetzen, um zum einen die Herkunft und Qualität von Informationen zu sichern sowie auf den informationsverarbeitenden Prozeß Einfluß nehmen zu können. Wie schafft man es jedoch, Schülerinnen und Schüler für derartige Themen zu interessieren? Hierfür erweist sich ein Projekt mit realem Bezug zur Umwelt der Schüler geeigneter als abstrakte Simulationen, da es (als nützlicher Nebeneffekt) zudem hilft, die Schüler fachübergreifend auf allgemeine Themen wie z. B. politische Bildung zu sensibilisieren. Aus diesem Grunde entschlossen sich die Informatiklehrerinnen der Realschule Roxel, Frau Hagedorn und Frau Temlitz, an einem Schulprojekt "Wahl 98. Jugendliche erforschen Münsters Wählerschaft" initiiert von der Universität Münster unter der Leitung von Herrn PD Dr. Sander teilzunehmen.

Der aktive Einsatz von Statistikprogrammen im Informatikunterricht war für viele Schüler erstmal ein Schock. Da hatten sie für die Klasse 9 Informatik gewählt, als Neigungsfach oder AG, erwarteten teilweise eine langsame Heranführung an den Computer als solchen und wurden direkt nach den Ferien mit einem Großprojekt überrascht, welches sofort viel Einsatz erforderte. Jedoch konnten die Lehrerinnen ihnen schnell ihre Befürchtungen nehmen, unter Umständen in einigen Punkten, z. B. der telefonischen Befragung, überfordert zu sein. Denn der Spaß an dem Projekt sollte auch nicht zu kurz kommen.

Das Ziel des Projektes sollte sein, Münsteraner Bürger am Telefon zu politischen Themen zu befragen und die Ergebnisse in einem Fragebogen festzuhalten, dessen Daten am Ende der Telefonaktion mit Hilfe des Computers in eine Datenbank eingegeben und ausgewertet werden sollten. Insgesamt 24 Fragen sollten beantwortet werden, darunter Fragen nach Parteipräferenz, Einschätzung der politischen Lage, sowie persönliche Angaben zu gesonderten statistischen Zwecken.

Für die Datenverarbeitung ist es nicht nur wichtig zu wissen, welche Daten man zur Auswertung bekommt, sondern auch, wie diese Daten zustande gekommen sind. Die Einbeziehung der Schüler und Schülerinnen in den Datenbeschaffungsprozeß soll hierbei den Blick richten auf mögliche Probleme und Komplikationen bei der Erfassung von Daten. Für dieses Projekt war die Erfragung von freiwilligen Interviewpartnern am Telefon vorgesehen. Wie jedoch soll man sich hierbei als Interviewer am Telefon verhalten? Verschiedene denkbare Situationen wurden vorher in einem Rollenspiel gezeigt und besprochen, um herauszufinden, welche Punkte beim ersten Kontakt wichtig sind, und was Anonymität bedeutet und wie sie zugesichert werden kann.

Ausgerüstet mit mehreren Fragebögen machten sich die Schüler darauf nachmittags an die Arbeit und riefen die ihnen zugeteilten Zufallstelefonnummern an. Dabei mußte jedoch leider festgestellt werden, daß eine Reihe von Anschlüssen nicht belegt waren oder sich viele Anrufbeantworter und Faxgeräte meldeten. Während ersteres u. U. auch auf die große Zahl der Studenten in Münster zurückzuführen ist, bereiten andererseits zunehmend moderne Errungenschaften der Technik die Probleme. Von den erreichten Personen entschied sich ungefähr nur die Hälfte bereit, ein Telefoninterview durchzuführen. Diese beantworteten die Fragen dann allerdings auch durchweg offen, lediglich bei der Frage "Welche Partei würden Sie wählen?" gaben mehrere Leute mit dem Verweis auf geheime Wahl keine Auskunft, trotz Zusicherung der garantierten Anonymität.

Ungefähr eine Woche dauerte die Telefonaktion. Bereits währenddessen und in der Woche darauf gaben die Schüler und Schülerinnen ihre Ergebnisse in den Computer ein. Am Freitag wurden alle Ergebnisse gesammelt und zur Universität Münster gebracht, wo sie mit den Datensätzen der anderen Schulen in Münster verbunden und gewichtet wurden. Das Endergebnis, am Wochenende in mühsamer Arbeit erstellt, konnte dann am darauffolgenden Montag an die Schulen zur Auswertung verteilt werden.

Die Schüler und Schülerinnen der Informatikkurse:
Neigungskurs 9
Neigungskurs 9, Frau Temlitz

Katrin Blania; Tim Boerrigter; Patrick Feldkamp; Kathy Hürländer; Jana Murach; Michael Nielaba; Iris Prodan; Nina Schonnebeck; Ruth Schulze Schleithoff; Valentin Seidel; Jakob Szymanski; André Temminghoff; Julian Venneker

AG 9
AG 9, Frau Hagedorn

Marco Alferink; Anke Bonenkamp; Michael Heck; Thomas Hovestadt; Christian Hüser; Marcus Kortendick; Mario Lorenz; Sven Mühlhoff; Bastian Nientiedt; Markus Pielage; Oliver Ridder; Christian Schöpper; Stefan Spiekermann; Bernd Wieskötter







Und so berichteten die Zeitungen:

Münstersche Zeitung vom 09.09.1998

Realschüler in Roxel beschäftigen sich mit der Bundestagswahl "Meckern allein genügt nicht"

 Roxel (KÖS) - "Wählen gehen - meckern allein genügt nicht", steht auf einem Plakat. Ein anderes warnt: "Nichtwähler machen Rechtsextreme stark". Seit Ende der Sommerferien beschäftigen sich Schülergruppen der Realschule Roxel mit der Bundestagswahl 1998. Während die Sechstklässler pfiffige Plakate entwarfen, um junge Menschen zu motivieren, beschäftigen sich die Neunt- und Zehntklässler mit Wahlprognose und -analyse. Angeleitet wurden sie dabei von den Lehrerinnen Rita Hagedorn und Beatrix Temlitz sowie von dem Studenten Holger Picker, der das Projekt als Praktikant betreut. Was machen die Politiker falsch mit ihren Plakaten? "Die müßten mal deutlichere Sachen darauf schreiben. Die CDU schreibt zum Beispiel immer nur drei Wörter. Sowas wie 'Familie und Frieden wählen'" stellt der Sechstklässler Jörg Everding fest.

Es besser zu machen, war aber schwierig, gab Schülerin Christine Günst zu: "Manchmal gab es da schon ein bißchen Streit in der Gruppe, was wir darauf malen und schreiben".
Die Plakate hängen jetzt in zahlreichen Roxeler Geschäften aus. Zudem wollen die Schüler demnächst auf dem Wochenmarkt Handzettel verteilen, auf denen die eingescannten und verkleinert ausgedruckten Plakate zu sehen sind.

Wie Umfragen durchgeführt werden, lernten mehrere Informatikkurse der Realschule. Sie stellten einigen zufällig ausgewählten ... Haushalten Fragen zur Bundestagswahl. Die Interviews kosteten zu Beginn viel Überwindung, so Ruth Schulze Schleithoff: "Das erste Mal war ich wirklich froh, als ich es hinter mir hatte, aber nachher hat es ziemlich Spaß gemacht. Die Leute waren auch sehr nett und höflich", meinte die Neuntklässlerin.

Eine Erfahrung, die nicht alle bestätigen konnten. "Bei mir war das ziemlich frustrierend. Viele haben gleich aufgelegt oder gesagt, sie hätten keine Zeit", erzählte Sara Ferreira. Auch Stefan Spiekermann hatte ein eher unerfreuliches Erlebnis: "Bei mir hat sich mal einer beschwert, ich hätte ihn aus dem Bett geworfen, er wolle in Ruhe schlafen. Und das um drei Uhr nachmittags", schmunzelte der Neuntklässler.

Insgesamt haben den Schülern die Interviews jedoch viel Spaß gemacht, und auch die nächste Phase war spannend. Mit Hilfe eines Statistik-Programms wurden die Daten am Computer ausgewertet. Die Ergebnisse liegen jedoch noch nicht vor.

 

 

Westfälische Nachrichten vom 09.09.1998

 Analyse steht kurz vor dem Abschluß Realschule Roxel: Großangelegtes Schülerprojekt zur Bundestagswahl 1998 läuft auf Hochtouren

 -pia- Münster Roxel. Wahlverhalten, Parteizugehörigkeit, Erwartungen an Parteien und Politiker - all das sind wichtige Kriterien der Umfrage zur Bundestagswahl, die Schüler der Roxeler Realschule in Zusammenarbeit mit der münsterischen Universität durchführen. Unter dem Titel "Wahlprognose und Wahlanalyse" nehmen insgesamt elf Schulen aus dem Raum Münster an der bundesweiten Aktion teil.

Für die Realschule Roxel sind zwei Arbeitsgemeinschaften und ein Neigungskurs "Informatik" der neunten und zehnten Klassen sowie die Klasse 6a im Einsatz. Unter der Leitung der Informatiklehrerinnen Rita Hagedorn und Beatrix Temlitz und Holger Picker von der Uni starteten über 40 Schüler nach vorgegebenen Fragebögen die telefonische Befragung von fast 500 Münsteranern zu Parteien sowie aktuellen politischen Themen und arbeiten die gesammelten Daten am Computer graphisch auf.

Initiator des Projekts ist die Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn in Kooperation mit Schulen und Universitäten. Ziel ist, politisches Bewußtsein zu vermitteln und politische Analyse mit der Arbeit am Computer zu kombinieren.

Mit Wahlwerbung beschäftigt sich die Klasse 6a. Unter dem Motto "Wir machen Jungwählern und Jungwählerinnen Beine!" entwerfen die Schüer eigene Plakate. Das Projekt hat Eigeninitiative geweckt. Am kommenden Freitag verteilen sie ihre Entwürfe im Kleinformat als Handzettel auf dem Wochenmarkt.

"Erst war es komisch, die Leute zu befragen", meint eine Schülerin der neunten Klasse zum Telefoninterview. "Aber es haben fast alle mitgemacht, und hinterher hat es ziemlich viel Spaß gemacht." Nicht alle haben gute Erfahrungen gemacht. Teilweise seien die Befragten mißtrauisch gewesen und hätten kein Interesse gehabt. Insgesamt ziehen die Schüler eine positive Bilanz.

Die Ergebnisse aller beteiligten Schulen werden am kommenden Wochenende von Mitarbeitern der Universität erfaßt und grafisch aufbereitet. Am Montag morgen beginnen die "Wahlexperten" mit der Auswertung ihrer Analyse.

Die Ergebnisse der Erhebung können im Internet (http://www.wahlen98.bpb.de) abgefragt werden.

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