Wahlprojekt des Kant-Gymnasiums
Hiltruper Jugend ist für Machtwechsel in Bonn

Befragung Jugendlicher im Rahmen des Projekts zur Bundestagswahl

Seit einigen Tagen läuft am Immanuel-Kant-Gymnasium, wie an vielen anderen Schulen in Münster auch, ein Politikprojekt zum Thema "Bundestagswahl98". Im Rahmen dieser Aktion betätigten wir uns in der Arbeitsgruppe "Jugend und Politik". Der Schwerpunkt unserer Arbeit lag zunächst darin, die Interessenlage der Jugendlichen gut eine Woche vor der mit Spannung erwarteten Bundestagswahl zu untersuchen. Dazu erstellten wir einen Fragebogen, der sich an Jugendliche im Alter von 15-16 Jahren des Gymnasiums, der Real- und Hauptschule richtete. Befragt wurden jeweils eine 10. Klasse eines Schultyps, insgesamt waren dies 93 Schülerinnen und Schüler aus Hiltrup und Umgebung. Angesichts der geringen Zahl der Befragten ist Vorsicht bei der Interpretation der Daten angebracht. Es zeigte sich aber, daß die Jugendlichen ein erschreckend schlechtes Gesamtbild von den Politikern haben: zum Beispiel sind über 90% der Befragten der Ansicht, die Politiker machten falsche Versprechungen. Weiterhin fühlen sich knapp 90% der Jugendlichen von den Politikern nicht richtig vertreten. Auch die derzeitige politische Situation beurteilt die überwiegende Mehrheit der 15-16jährigen als unsicher bis sogar aussichtslos. Daher ist auch der deutliche Wunsch seitens der Jugendlichen nach einem politischen Machtwechsel nicht verwunderlich. Bei einer fiktiven "Sonntagsfrage" innerhalb des Fragebogens erhielt die derzeitige Regierungspartei CDU lediglich 31,6% der Stimmen, wohingegen die Sozialdemokraten eine Mehrheit von 48,7% erhielten.

Durch diese Wahl erhoffen sich die Jugendlichen eine Entschärfung der ihrer Meinung nach größten politischen Probleme: führend die Arbeitslosigkeit vor Lehrstellenmangel, Rechtsradikalismus und Kriminaltität. Als nicht so akut sehen die Befragten die Probleme Drogenmißbrauch und wachsende Armut. Interessant sind die Meinungsunterschiede zwischen Jungen und Mädchen betreffend des Wahlalters und des Wahlverhaltens: Erstaunlicherweise ist die Mehrzahl der weiblichen Befragten gegen eine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre im Gegensatz zu den Jungen, die das zum größten Teil befürworten. Auch im Wahlverhalten gibt es eine auffallende Besonderheit: Während bei den Jungen keine einzige Stimme auf die FDP entfiel (dafür aber 5,9% auf die DVU), wählten immerhin 14,29% der Mädchen die FDP und niemand die rechtsextreme DVU. Erfreulich ist, daß ein recht großes Interesse der Jugendlichen an der Politik festzustellen ist, was vielleicht auf die bevorstehende Bundestagswahl und den intensiven Wahlkampf zurückzuführen ist. Fraglich ist jedoch, ob dieses Ergebnis so auch noch ein halbes Jahr nach der Bundestagswahl anzutreffen sind.

Alexa Richter und Heinrich Treydte, Jahrgangsstufe 11, Kant-Gymnasium, Hiltrup

Podiumsdiskussion

Vertreter der Jugendorganisationen der Parteien lieferten sich Rededuell am Immanuel-Kant-Gymnasium

Jetzt, da der Wahlkampf auf Hochtouren läuft, findet zur Zeit in der Jahrgangsstufe 11 des Kant-Gymnasiums ein Projekt zur politischen Bildung statt. Dazu wurden alle Schüler in die von ihnen gewählten Gruppen eingeteilt. Einige beschäftigten sich mit der Analyse des Wahlkampfs, andere mit den Programmen der verschiedenen jetzigen Bundestagsparteien.

Unter anderem gibt es auch ein Projekt zum Thema „Jugend & Politik", zu dem am Freitag jeweils ein Vertreter der Jugendorganisationen der Parteien eingeladen wurde: Thomas Traub von der Jungen Union (CDU), Mark Kaulisch von den Jungsozialisten (SPD), Philipp Götting von den Jungliberalen (F.D.P.) und Ramona Pop von Kaktus (Grüne) erschienen, um sich den Fragen der Jugendlichen zu stellen. Nachdem sie sich kurz persönlich vorgestellt und von ihrem bisherigen politischen Werdegang berichtet hatten, verhalf die lockere Atmosphäre, schnell eine heiße Diskussion zwischen den Schülern und den Jugendvertretern zu entwickeln. Dabei schweiften die Jugendvertreter in bewährter Politikermanier teilweise sehr weit vom Thema ab und redeten an den Schülern manchmal vorbei, so daß diese sich manchmal schon wie in einer Bundestagsdebatte vorkamen.

Die vier betonten, daß zu ihrer Arbeit viel Streß gehört, vor allem jetzt in der Zeit des Wahlkampfs, der Spaß aber dennoch im Vordergrund steht. Es wurde über verschiedene Bereiche der Jugendpolitik gesprochen, wobei sich die Meinungen häufig in zwei Gruppen aufteilten, so daß die Vertreter der Julis und der Jungen Union gegen die beiden anderen argumentierten. Diskutiert wurden aktuelle und brisante Themen wie die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Dies befürworteten alle außer dem Anhänger der Jungen Union, der sich damit der Kritik der Schüler und der anderen Jugendvertreter aussetzte. Weitere Themen waren die fehlende, oder laut dem Vertreter der Jusos ausreichend vorhandene Bürgernähe der Politiker, sowie die mögliche Einführung von Studiengebühren und die Ausbildungsabgabe für Betriebe. Auffällig war, das die Jugendvertreter zwar meistens mit den Positionen ihrer „Mutter-„, bzw. „Vaterpartei" übereinstimmten, diesen jedoch zum Teil jedoch auch widersprachen.

Zum Schuß gab jeder der vier noch eine persönliche Prognose zu den bevorstehenden Bundestagswahlen ab, wobei sie die Lage der Parteien realistisch einschätzten. Auffällig waren vor allem die ganz verschiedenen Auftretensweisen, die von sehr emotional über konkret und sachlich bis hin zu sympathisch und locker reichten. Es gab selten einen Punkt, in dem alle übereinstimmten, doch in ihrem Ziel waren sie sich einig: „junge Leute zu motivieren und sie zum Mitmachen zu bewegen." Insgesamt war der Vormittag aber sehr informativ und hat den Schülern geholfen, sich eine eigene Meinung über die Jungparteien zu machen. Einige spielen nun sogar mit dem Gedanken, an einem Treffen teilzunehmen, um sich eventuell auch für eine Partei stark zu machen.

Anke Konietzko, Jessica Werfelmann, Jessica Rolf

-> drucken