Wahlanalyse u. -prognose
Wahlanalyse anhand der Ergebnisse der telefonischen Befragung
Wahlanalyse 1
Der SoWi-Zusatzkurs der Stufe 12 des Gymnasiums Kinderhaus sollte sich in einer Doppelstunde mit dem Thema Wahlanalyse auseinandersetzen. Um die Schüler zu motivieren wurde folgender Unterrichtseinstieg gewählt: Anhand des Programmes Grafstat wurde den Schülern die Ergebnisse der telefonischen Befragung vorgestellt. Dabei wurde besonders auf die Ergebnisse der Bereiche Parteipräferenz und Koalitionspräferenz verwiesen. Verdeutlicht wurden die Ergebnisse durch Balkendiagramme. Anschließend setzte spontan eine rege Diskussion über die für die Schüler überraschenden Ergebnisse ein. In einem zweiten Schritt wurde den Schülern das Sechs-Punkte-Schema zur Strukturierung empirischer Arbeiten vorgestellt und mit Beispieldaten aus dem Programm Grafstat verdeutlicht:
Wahlanalyse 2
Anschließend erhielten die Schüler die Aufgabe, in Gruppenarbeit eigenständige Hypothesen zu formulieren, die sie dann mit Hilfe des Fragebogens operationalisieren sollten. Anhand der ihnen zur Verfügung gestellten Kreuztabellen sollten die Schüler die Daten interpretieren und ein Ergebnis formulieren.
Wahlanalyse 3
Die Schüler fanden sich in sechs Gruppen mit unterschiedlicher Gruppenstärke zusammen und bearbeiteten konzentriert die ihnen gestellte Aufgabe.
Wahlanalyse 4
Am Ende der Doppelstunde wurden die Ergebnisse eingesammelt. Die anschließend erfolgte Aufbereitung der Schülerergebnisse zeigte, dass schwerpunktmäßig Parteipräferenz mit anderen Merkmalen gekreuzt wurde.
Ergebnisse der Gruppe1
Grafik 1

1. Hypothese "Der Beruf eines Wählers hat keinen Einfluß auf die Parteipräferenz"

2. Operationalisierung mit Hilfe der Fragen aus dem Fragebogen Merkmal 1: Frage 23: Zu welcher Berufsgruppe gehören Sie?
Merkmal 2: Frage 4: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, welcher Partei würden Sie Ihre Stimme geben?


3. Darstellung der Daten Kreuztabelle (in Prozent)(s. Grafiken):
Grafik 2

4. Interpretation
Anhand der Kreuztabelle und der Berg/Tal-Grafik lässt sich folgendes feststellen (interpretiert werden nur die Spitzenwerte):

Arbeiter, Angestellte und Schüler/Studenten wählen zum großen Teil SPD (59,1%; 46,5%; 42,1%,).
Die CDU verzeichnet zum großen Teil Rentner, Hausfrauen, Beamte und Selbständige als Wähler innerhalb der befragten Wahlberechtigten (48,8%; 41,7%; 39,9%; 45,1%).
Die FDP hat eine große Wählerschaft in der Gruppe der Angestellten, Selbständigen und Rentner (8,2%; 7,0%; 9,9%).
Bündnis90/Die Grünen werden vor allem durch Arbeitslose und Schüler/Studenten, aber auch von Selbständigen gewählt (31%; 24,6%; 23,9%).
Die Wählerschaft der Rechten Parteien setzt sich überwiegend aus Arbeitslosen und Arbeitern zusammen (17,2%; 5,6%).
Die PDS hat fast ausschließlich Arbeitslose als Wähler (10,3%).

 5. Ergebnisformulierung
Der Beruf eines Wahlberechtigten spiegelt sich im Wahlverhalten wieder. Somit stimmt die Hypothese "Der Beruf eines Wählers hat keinen Einfluß auf die Parteipräferenz" nicht.

Ergebnisse der Gruppe 2
Grafik 3

1. Hypothese "Zwischen Altersgruppe und Parteipräferenz besteht kein Zusammenhang"

2. Operationalisierung mit Hilfe der Fragen aus dem Fragebogen Merkmal 1: Frage 21: Zu welcher Altersgruppe gehören Sie?
Merkmal 2: Frage 4: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, welcher Partei würden Sie dann Ihre Stimme geben?

3. Darstellung der Daten Kreuztabelle (in Prozent) (s. Grafiken):

Grafik 4

4. Interpretation
Die Wählerschaft der SPD ist mit fast allen Altersgruppen gut besetzt, wobei jedoch die Wähler, die 60 und älter sind, unterrepräsentiert sind (28,6%).
Bei der CDU zeigt sich ganz eindeutig, dass die Wähler, die 60 und älter sind, überrepräsentiert sind. Die CDU hat somit eine deutlich ältere Wählerschaft als alle anderen Parteien.
Die Partei Bündnis90/Die Grünen haben ganz eindeutig einer junge Wählerschaft. Der Spitzenwert liegt hier mit 23,9% bei den 25-34jährigen.
Die FDP verzeichnet eine altersmäßige Gleichverteilung seiner Wähler, wobei jedoch die 35-44jährigen unterrepräsentiert sind. Bei den Rechtsparteien zeigt sich, dass die Wählerschaft entweder jung oder alt ist. Mit 0,0% bei den 35-40jährigen ist der altersspezifische Mittelbau faktisch nicht vorhanden.
Die PDS verzeichnet in großem Maße junge Wähler. Der Spitzenwert liegt bei dieser Partei bei den 18-24jährigen (3,3%).

5. Ergebnisformulierung
Die Hypothese "Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Altersgruppe und der Parteipräferenz" stimmt nicht. Gerade ältere Menschen neigen dazu, konservativ zu wählen; junge Leute hingegen suchen nach Alternativen zur jetzigen Regierungskoalition.

Ergebnisse Gruppe 3
Grafik 5

1. Hypothese "Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Geschlecht und der Parteipräferenz"

2. Operationalisierung mit Hilfe der Fragen aus dem Fragebogen
Merkmal 1: Frage 20: Geschlecht
Merkmal 2: Frage 4: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, welcher Partei würden Sie dann Ihre Stimme geben?

 3. Darstellung der Daten Kreuztabelle (in Prozent) (s. Grafiken):

Grafik 6

4. Interpretation Bei der SPD, CDU und FDP sind die Wähler nach Geschlecht etwa gleichverteilt. Bei Bündnis90/Die Grünen überwiegen zu einem kleinen Teil die weiblichen Wähler (16,7%). Die Rechten Parteien werden überwiegend von Männern gewählt (4,1%).

5. Ergebnisformulierung Die Hypothese "Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Geschlecht und der Parteipräferenz" stimmt nur zum Teil. Es zeigt sich, dass die DVU und die Republikaner fast ausschließlich von Männern gewählt werden. Bündnis90/Die Grünen werden tendenziell eher von Frauen gewählt. Die übrigen Parteien verzeichnen fast zu gleichen Teilen weibliche und männliche Wähler.

Ergebnisse der Gruppe 4
Grafik 7

1. Hypothese "Die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage hat keinen Einfluß auf die Parteipräferenz"

2. Operationalisierung mit Hilfe der Fragen aus dem Fragebogen
Merkmal 1: Frage 16: Wie beurteilen Sie ganz allgemein die heutige wirtschaftliche Lage in Deutschland?
Merkmal 2: Frage 4: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, welcher Partei würden Sie dann Ihre Stimme geben?

3. Darstellung der Daten Kreuztabelle (in Prozent)(s. Grafiken):

Grafik 8

4. Interpretation SPD-Wähler tendieren zu einer negativen Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage in Deutschland (40,9%); die Wähler der Partei Büdnis90/Die Grünen tendieren noch stärker zu einer negativen Beurteilung (18,9%). CDU-Wähler hingegen beurteilen die allgemeine wirtschaftliche Lage als positiv (45,3%); die FDP-Wähler zeigen hingegen keine eindeutige Tendenz (gleichverteilt). Bei den Wählern der DVU und den Republikanern zeigt sich jedoch, dass sie die wirtschaftlichen Lage mit 8,5% als schlecht beurteilen.

5. Ergebnisformulierung Es zeigt sich, dass diejenigen Wähler, die einen Regierungswechsel wollen, die wirtschaftliche Lage in Deutschland tendenziell als schlecht beurteilen, hingegen die Wähler, die die jetzige Regierungskoalition wiederwählen wollen, die wirtschaftliche Lage tendenziell als gut beurteilen. Besonders die Rechtswählenden tendieren ganz eindeutig zu einer sehr negativen Beurteilung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland. Die Hypothese "Die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage hat keinen Einfluß auf die Parteipräferenz" stimmt somit nicht.

Ergebnisse der Gruppe 5
Grafik 9

1. Hypothese "Die Beurteilung der zukünftigen wirtschaftlichen Lage in Deutschland hat keinen Einfluß auf die Parteipräferenz"

2. Operationalisierung mit Hilfe der Fragen aus dem Fragebogen
Merkmal 1: Frage 18: Was glauben Sie, wie wird die wirtschaftliche Lage in Deutschland in einem Jahr sein?
Merkmal 2: Frage 4: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, welcher Partei würden Sie dann Ihre Stimme geben?

3. Darstellung der Daten Kreuztabelle (in Prozent)(s.Grafiken):

Grafik 10

4. Interpretation Die Mehrheit der Wähler, die einen politischen Wechsel wollen, glauben, dass sich die allgemeine wirtschaftliche Lage in einem Jahr verschlechtert. Die Wähler, die an der jetzigen Regierungskoalition festhalten wollen, schätzen die allgemeine wirtschaftliche Lage in einem Jahr als mehrheitlich positiv ein. Die SPD-Wähler schätzen dabei die wirtschaftliche Lage in einem Jahr zu 46,4% als schlechter ein; die Wähler der Partei Büdnis90/Die Grünen zu 15,5 %. Der Spitzenwert bei der CDU liegt mit 40,7% im positiven Bereich; die FDP-Wähler tendieren auch mit 6,4% zu einer positiven Beurteilung der wirtschaftlichen Lage in einem Jahr. Vor allem die Wähler der DVU und der Republikaner neigen mit 5,4% zu einer negativen Beurteilung der zukünftigen wirtschaftlichen Lage in Deutschland.

 5. Ergebnisformulierung Die Hypothese "Die Beurteilung der zukünftigen wirtschaftlichen Lage in Deutschland hat keinen Einfluß auf die Parteipräferenz" stimmt nicht; eher das Gegenteil ist der Fall, d.h. gerade diejenigen Wähler, die an der jetzigen Regierungskoalition festhalten, glauben daran, dass diese die allgemeine wirtschaftliche Lage in Deutschland verbessern wird.

Ergebnisse der Gruppe 6
Grafik 11

1. Hypothese "Der Schulabschluß eines Wählers hat keinen Einfluß auf die Parteipräferenz"

2. Operationalisierung mit Hilfe der Fragen aus dem Fragebogen
Merkmal 1: Frage 4: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, welcher Partei würden Sie dann Ihre Stimme geben?
Merkmal 2: Frage 22: Welchen Schulabschluß haben Sie?

3. Darstellung der Daten Kreuztabelle (in Prozent)(s. Grafiken):

Grafik 12

4. Interpretation Folgendes lässt sich interpretieren: Es fällt auf, dass die FDP keine Wähler ohne Schulabschluß haben. Bündnis90/Die Grünen haben Wähler, die im Bereich Abitur/Fachabitur überrepräsentiert (68,6%) sind. Die Wählerschaft der Rechten Parteien setzt sich vor allem aus Personen zusammen, die einen "niedrigen" Schulabschluß aufweisen (keinen Abschluß 4,8%; Hauptschule 28,6%; Realschule 38,1%); in diesen Bereichen liegt eine starke Überrepräsentation vor, wohingegen bei den Wählern mit Abitur eine starke Unterrepräsentation vorliegt. Die PDS hat vorwiegend Wähler mit Abitur/Fachabitur (66,7%). Allgemein lässt sich feststellen, dass die Gruppe der Personen, die ein Abitur haben, sehr stark überrepräsentiert ist.

5. Ergebnisformulierung Die Hypothese "Der Schulabschluß eines Wählers hat keinen Einfluß auf die Parteipräferenz" stimmt nicht; vor allem die rechtsgerichteten Parteien haben eine große Wählerschaft mit "niedrigem" Schulabschluß, wohingegen die linksgerichteten Parteien überwiegend Wähler mit Abitur/Fachabitur haben.

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