CDU hält ihr Ergebnis - die SPD wird stärker Von Jörn Stobbe / Christian Halfwassen
Mit großem Aufwand hat das Gymnasium Nottuln unter der Regie des Sozialwissenschafts-Leistungskurses der 12. Jahrgangsstufe und mit Unterstützung unserer Zeitung und der Sparkasse eine Wahlprognose für den Wahlkreis 97 erstellt. 180 Schüler führten zu diesem Zweck insgesamt 670 Interviews.
Vermutlich bleibt die CDU auch nach den Wahlen die stärkste Partei im Wahlkreis 97 (Coesfeld/Steinfurt I). Nach unserer Prognose wird die Union mit ca. 49 Prozent das Ergebnis von 1994 (48,4 Prozent) bestätigen oder knapp übertreffen. Die stärksten Zunahmen verzeichnet dem bundesweiten Trend entsprechend die SPD, für die die Prognose ca. 39 Prozent und damit fast sechs Prozentpunkte mehr als bei der letzten Bundestagswahl voraussagt. Dieser Zugewinn an Stimmen geht vor allem auf Kosten der FDP, die ungefähr fünf Prozentpunkte verliert und damit auf drei Prozent kommt. Ähnlich wie die CDU werden Bündnis 90/Die Grünen ihr Ergebnis von 1994 mit sieben Prozent bestätigen, eventuell minimal verlieren. Hierzu muß allerdings einschränkend hinzugefügt werden, daß bei der Umfrage vielleicht nicht genügend potentielle FDP-Wähler erfaßt wurden. Wie sich herausstellte, werden die SPD-Wähler von 1994 vermutlich zu 94 Prozent ihre Partei erneut wählen. Die CDU hingegen wird zehn Prozent der Wähler der letzten Wahl an die SPD verlieren. Die Union verschlechtert sich im Gesamtergebnis jedoch nicht, da sie 40 Prozent der FDP-Wähler für sich gewinnen kann. Die FDP verliert insgesamt 60 Prozent ihrer Stimmen an andere Parteien, was sich extrem positiv auf die SPD auswirkt. Die Wähler der Grünen bleiben ihrer Partei nur zu 68 Prozent treu, sie gewinnt allerdings geringe Anteile von den großen Parteien und könnte so die Verluste (23 Prozent an die SPD) kompensieren.
Im Kampf um das Direktmandat hat der letztmalige Gewinner, Werner Lensing (CDU), gegenüber seiner Konkurrentin Angelica Schwall-Düren (SPD) wieder die Nase vorn. Die prozentualen Stimmenanteile der einzelnen Kandidatinnen und Kandidaten verhalten sich hierbei ähnlich wie bei den Zweitstimmen ihrer Parteien. Stimmensplitting scheint im Wahlkreis 97 bei den Wählern der großen Parteien nicht populär zu sein. 80 bis 90 Prozent der Wähler der beiden großen Parteien geben ihre Stimme auch dem entsprechenden Direktkandidaten. Bei der FDP verhält es sich anders: Nur 30 Prozent ihrer Wähler wollen auch für FDP-Kandidat Uwe Veltrup stimmen, über 60 Prozent hingegen für Werner Lensing.
Zusätzlich wurden die Teilnehmer der Umfrage auch zu ihrer Koalitionspräferenz befragt. Hierbei stellte sich heraus, daß jeweils 55 bis 60 Prozent der CDU- bzw. FDP-Wähler eine christlich-liberale Koalition bevorzugen würden. 54 Prozent der SPD- sowie 74 Prozent der Grünen-Wähler bevorzugen hingegen eine rot-grüne Koalition. Zwischen 20 und 25 Prozent der SPD- und CDU-Wähler wünschen sich eine große Koalition. Insgesamt erfüllen die Umfrageergebnisse die allgemeinen Erwartungen, da die CDU in ländlichen Regionen üblicherweise über dem Bundesdurchschnitt liegt
Allerdings ist zu beachten, daß die Umfrage in der Woche vor der Bayernwahl durchgeführt wurde und immerhin noch ungefähr zehn Prozent der Wähler unentschlossen waren.
(aus: Westfälische Nachrichten, 21.09.98)
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