Detailurteile - Didaktische Hinweise

4. Regel: Detailureile bilden
Erläuterungen


4. Regel: Detailurteile bilden (nach oben)

 4. Regel

Die Passung von Beurteilungskriterien und Aussagen auf die Wirklichkeit ist schrittweise zu verbessern. Der Primat liegt bei der praktischen Vernunft (Dialektik zwischen theoretischer und praktischer Vernunft).

In Standardfällen ist die Passung beider Seiten recht schnell und recht gut zu erreichen, da die relevanten Beurteilungsgesichtspunkte weitgehend bekannt sind und die Beweisfragen schnell und problemlos geklärt werden können. Schwierig gestaltet sich dieser Punkt, wenn technische Neuerungen entstehen und/ oder gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch sehr kontrovers zu beurteilende Probleme vorliegen. Das kreative und mehrfache Hin- und Herwenden des Blickes (vom Sollen zum Sein, vom Sein zum Sollen) - eine gut funktionierende Dialektik zwischen praktischer und theoretischer Vernunft bezogen auf den zu behandelnden Fall - macht die besondere Qualität eines Urteils aus. Hier muss viel und gründliche Arbeit investiert werden, um schrittweise zu guten Lösungen zu gelangen. Die praktische Vernunft liefert die Relevanzkriterien; auf dieser Basis kann eine Reihe von Einzelurteilen gefällt werden.

(Vgl.: W. Sander: Gerichtshöfe der Vernunft. Wie ist politisch-moralische Urteilsbildung im Unterricht möglich?, in: Frankfurter Hefte Extra 5: Existenzwissen 1983, S. 175-193; W. Sander: Effizienz und Emanzipation. Prinzipien verantwortlichen Urteilens und Handelns. Eine Grundlegung zur Didaktik der politischen Bildung., Opladen 1984, S. 271-272.)

 

Erläuterungen (nach oben)

Ziel:

In diesem Schritt sollen die Schülerinnen und Schüler den einzelnen Kriterien die vorhandenen Sachverhalte zuordnen und auf dieser Basis Einzelurteile fällen.

Klären Sie mit ihren Schülerinnen und Schülern, dass die Phasen 2 bis 4 unter Umständen mehrmals durchlaufen werden sollen, so dass sich die Faktenlage zu den Kriterien letztlich als immer passgenauer und valider darstellt.

Wichtig!

Je mehr Arbeit in die Entwicklung von Detailurteilen gesteckt wird, desto differenzierter kann das Gesamturteil ausfallen.

Letztlich sollen die kontroversen Positionen anhand der Kriterien und der ihnen zuzuordnenden Sachverhalte beurteilt werden. Als Frage formuliert, stellt sich die Aufgabe wie folgt dar: Welche der normativ relevanten Tatbestände können als faktisch gegeben angesehen werden und welche nicht?

Hierfür sollen die Schülerinnen und Schüler sich jeweils ein Kriterium aussuchen und die vorhandenen (oder erneut recherchierten) Sachverhalte zuordnen und gemäß dieses Kriteriums ein Detailurteil fällen. Im Vorfeld können sie versuchen durch kurze Frage-Antwort-Spiele in Kombination mit einer Nachrecherche grobe Wissenslücken zu schließen, so dass jeder Schüler und jede Schülerin in der Lage sein sollte, ein Detailurteil zu fällen.

Das Ergebnis sollte letztlich eine Übersicht der

  • vorhandenen Kriterien,
  • der ihnen zugewiesenen Sachverhalte und
  • des gemäß der Kriterien und Sachverhalte gefällten Detailurteils

sein.

Methoden:

  • Frage-Antwort-Spiel entwerfen,
  • Kurzvortrag zu einem Detailurteil vorbereiten,
  • Gruppenarbeit zu den jeweiligen Kriterien durchführen,
  • Kurzvortrag (mit Pappen auf denen die vorhandenen Sachverhalte und das zu behandelnde Kriterium sind/ ist) halten und durch die Pappen visualisieren lassen.

Arbeitsaufträge:

  • Beurteile auf der Grundlage der normativen Kriterien, welche Sachverhaltsaussagen (Beweise) zutreffen, welche nicht und welche unsicher sind.
  • Prüfe: Von welcher Qualität sind die Sachverhaltsaussagen, die herangezogen werden müssen?

Typische Fehlerquellen:

  • Es werden nur zu „meinen“, subjektiv relevanten Kriterien Einzelurteile gefällt.
  • Es wird im Einzelurteilen zu sehr auf gesellschaftliche „Ränder“ (schwarz/ weiß, alt/ jung etc.) fokussiert und die große Bandbreite der von einer Entscheidung Betroffenen nicht ausreichend berücksichtigt.
  • Ein vorschneller Rückgriff auf Standardlösungen kann die Entwicklung neuer Ideen verhindern.