M 01.12 Chronik der Übergriffe

Eine solche Zusammenstellung kann nicht vollständig sein. Viele Übergriffe werden der Polizei oder den Medien gar nicht erst bekannt. Wir versuchen hier dennoch zu dokumentieren, wie alltäglich inzwischen die Übergriffe in Wort und Tat geworden sind.

 

AUGUST 2000

30.08.2000

Bei einem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Waiblingen sind zwei Bewohner leicht verletzt worden. Laut Polizei wurde vermutlich ein Verteilerkasten im Erdgeschoss in Brand gesetzt. Zur Tatzeit seien mehrere Männer mit Bomberjacken in der Nähe gesehen worden. Zwei junge Männer seien vorläufig festgenommen worden. Ein 33-jähriger Afrikaner ist in Lübeck von zwei Männern verprügelt worden. Zwei 26- und 28-jährige Verdächtige, die laut Polizei zur Lübecker Skinheadszene gehören, wurden festgenommen.

29.08.2000

Die Polizei in Herne schritt gegen eine Gruppe Rechtsradikaler ein, die auf einem Spielplatz den Hitlergruß zeigten und "Heil Hitler" riefen. Drei 19-Jährige wurden festgenommen.

28.08.2000

Die Staatsanwaltschaft Frankenthal bestätigte, dass ein wegen rechtsextremistischer Taten vorbestrafter 22-Jähriger nach dem Verlust seines Führerscheins den CDU-Bundestagsabgeordneten Norbert Schindler, einen Richter und mehrere Polizisten bedroht haben soll. Der inzwischen inhaftierte Mann forderte seinen Führerschein zurück, sonst werde er seine "3000 Schuss Munition" einsetzen.

26./27. August 2000

Begleitet von einem Großaufgebot der Polizei zogen am Samstag rund 50 Neonazis durch die Innenstadt von Halle. In Osnabrück, Massen und Leuna verhinderte die Polizei Treffen von Anhängern der rechtsextremen Szene. Im thüringischen Bad Langensalza wurden sieben Jugendliche festgenommen, die in der Nacht vier Aussiedler aus Russland mit Zaunlatten bedroht und durch die Stadt verfolgt hatten. Im sächsischen Borna wurden zwei Asylbewerber aus Libyen von etwa zehn Jugendlichen geschlagen und mit Bierflaschen beworfen. In Münster hetzten drei Skinheads einen Schwarzafrikaner durch die Straßen. In Guben wurde erneut der Gedenkstein für den zu Tode gehetzten Algerier Omar Ben Noui mit einem Hakenkreuz geschändet. In Güstrow warfen Unbekannte auf einem jüdischen Friedhof fünf Grabsteine um.

25.08.2000

In Potsdam wurde ein britischer Journalist chinesischer Abstammung nach eigenen Angaben nachts von einem 21-Jährigen als "Fidschi" beschimpft und ins Gesicht geschlagen. Justin Jin, an jenem Abend mit drei afrikanischen Asylbewerbern unterwegs, arbeitet an einer Fotoreportage zum Thema Rassismus.

24.08.2000

Ein 30 Jahre alter Verkäufer soll in einem Geschäft in Frankfurt am Main einen 36-jährigen Schwarzafrikaner beleidigt und geschlagen haben. Der Togolese berichtete, als er die ausgestellten Schauwaffen betrachtet habe, sei der Verkäufer auf ihn zugekommen und habe ihm erklärt, dass die Waffen nicht von Schwarzen gegen Weiße, sondern nur von Weißen gegen Schwarze eingesetzt werden dürften. Er habe sich aufgeregt und den Verkäufer zur Rede gestellt, sagte der Togolese weiter. Der Mann habe ihn daraufhin mit der geballten Faust ins Gesicht geschlagen. Die Polizei leitete gegen den Verdächtigen ein Verfahren wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Körperverletzung ein.

24.08.2000

Fünf Skinheads bedrohten einen 14-Jährigen aus dem Kreis Germersheim, der sich gegen Rechtsextremismus engagiert. Das fand die Polizei bei Ermittlungen heraus. Die Jugendlichen hatten nach dem Jungen gesucht, um ihn zu verprügeln.

23.08.2000

Zivilcourage hat ein Autofahrer bewiesen, der in Göttingen pöbelnde Rechtsextremisten verscheuchte. Der Mann hatte nach Polizeiangaben vom Mittwoch bemerkt, dass zwei etwa 19 bis 22 Jahre alte Männer einer Studentin aus der Karibik den Weg versperrten. Er half ihr. Unbekannte Täter verübten am frühen Mittwochmorgen im oberfränkischen Hof einen Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft. Bewohner des Heims seien nicht zu Schaden gekommen, teilte die Staatsanwaltschaft Hof mit. Die Ermittler schlossen einen rechtsextremen Hintergrund nicht aus.

21.8.2000

Eine Hochzeitsfeier von Skinheads hat in Neumünster in einer Massenschlägerei mit türkischen Jugendlichen geendet. Laut Polizei hatten etwa 15 Skinheads lautstark gefeiert. Dabei hätten sich die türkischen Jugendlichen provoziert gefühlt, weil angeblich auch Lieder mit rechten Inhalten gespielt worden seien. Schließlich hätten rund 50 Leute zum Teil mit Baseballschlägern aufeinandereingeprügelt. Die Polizei nahm in Friedland bei Neubrandenburg fünf Männer aus der rechten Szene vorübergehend fest, nachdem sie im Pkw der Männer rechtslastiges Propagandamaterial sichergestellt hat.

19./20.8.2000

Vor der Zentrale des Axel-Springer-Verlages in Hamburg beginnen am Sonntag rund 150 Neonazis mit einer so genannten Mahnwache gegen das Boulevardblatt Bild. Beim Anmarsch halten die Rechtsextremen Transparente hoch mit den Aufschriften "Die Presse lügt" und "Hier marschiert der Nationale Widerstand". Im brandenburgischen Eisenhüttenstadt werfen Unbekannte am Sonntag eine Nebelkerze durch ein offenes Fenster eines Asylbewerberheims. Sieben Menschen wurden dadurch leicht verletzt. In Eckernförde versucht ein 33-jähriger Mann am frühen Sonntagmorgen, zwei Türken vor dem Angriff von sechs deutschen Jugendlichen zu schützen. Er stellt sich vor die Beiden, die zu einer Tankstelle flüchten können. Daraufhin schlagen die nach Polizeiangaben "bekannten Gewalttäter" mit Totschlägern auf den Mann ein und verletzen ihn schwer. Am Samstag beschmieren Unbekannte Polizeiangaben zufolge das Rathaus Wittenberge in der Prignitz (Brandenburg) mit Hakenkreuzen, SS-Runen und den Schriftzügen "Sieg Heil" und "Heil Hitler". Mit einem Hakenkreuz, einer so genannte Odalrune mit Kopf nach unten und der Aufschrift "Jude" werden Samstagnacht Auto und Hausfassade eines Rechtsanwalts in Maintal-Dörnigheim (Main-Kinzig-Kreis) besprüht. Die Staatsanwaltschaft Göttingen ermittelt gegen fünf Angehörige der rechtsextremen Szene. Die Männer im Alter von 20 bis 28 Jahren aus Northeim, Göttingen, Einbeck, Springe und Hattorf (Kreis Osterode) seien am Rande des Northeimer Stadtfestes am Wochenende mit anderen Festbesuchern in Streit geraten, sagte ein Sprecher der Strafermittler am Montag. Ein 25-jähriger Mann sei dabei von einem der Rechten so heftig geschubst worden, dass er mit dem Hinterkopf auf das Straßenpflaster schlug. Dabei sei der Mann aus Northeim lebensgefährlich am Kopf verletzt worden. Bei Auseinandersetzungen zwischen weißrussischen Spätaussiedlern und Rechtsradikalen werden im sächsischen Delitzsch zwei Jugendliche aus der rechten Szene verletzt. Die Polizei im brandenburgischen Templin nimmt 17 junge Rechtsextreme fest, die in einer Gartenanlage rechtsradikale Lieder gegrölt und "Sieg Heil" gerufen hatten. Die Beamten beschlagnahmen auf dem Grundstück mehrere CDs mit neonazistischen Liedern und kriegsverherrlichende Bilder. Später lassen sie die Jugendlichen wieder frei. Die Thüringer Polizei nimmt in der Nacht zum Montag vierzehn Rechtsextremisten vorläufig fest. Die zumeist Jugendlichen hatten in einem Garten bei Elgersburg im Ilmkreis Naziparolen gegrölt.

17.08.2000

Jugendliche brennen nachts einen Asia-Imbisswagen in Schwerin nieder. Drei stark alkoholisierte Jugendliche werden festgenommen, gegen die zwei 19 Jahre alten Haupttäter ermittelt tags darauf die Staatsanwaltschaft Schwerin wegen schwerer Brandstiftung. Motiv sei Ausländerhass gewesen. In Braunschweig malen Unbekannte ein riesiges Hakenkreuz auf die Straße. Bei einer Geburtstagsfeier von Neonazis in Kirtorf (Vogelsbergkreis) wird in der Nacht ein 19 Jahre alter Mann festgenommen. Nach Polizeiangaben erhalten zwölf Gäste der Feier Platzverweise; in der Wohnung des Rechtsextremisten stellen Polizeibeamte Plakate und Videos mit rechtsgerichteten Parolen sicher.

16.08.2000

In mehreren Bundesländern nutzen Rechtsextreme den 13. Todestag des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß dazu, den Kriegsverbrecher mit zahlreichen Aktionen zu verherrlichen. Schwerpunkt ist Mecklenburg-Vorpommern, wo es in der Nacht auch einen Fackelzug gab. Plakate werden auch in Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen geklebt. Durch Rostock-Warnemünde ziehen 60 Rechtsextreme mit Fackeln und Rufen wie "Heß, unser Führer". Landesweit werden Plakate geklebt und Flugblätter verteilt. Bei einem 14-Jährigen stellt die Polizei in Jena rund 1200 Heß-Aufkleber sicher. Vier Jugendliche in Rudolstadt werden festgenommen, weil sie Heß-Aufkleber verteilt hatten. In Baden-Württemberg entfernt die Polizei zehn Transparente und Plakate von Brücken und Häusern. Auch in Hessen und in niedersächsischen Städten werden nach Behördenangaben Heß-Plakate geklebt. In Niedersachsen gibt es vier Festnahmen. Einzelne Aktionen gibt es auch in Nordrhein-Westfalen. Ein 28-jähriger Angolaner wird in Brandenburg zwei Mal hintereinander von rechten Jugendlichen attackiert. Aus einer Gruppe von sieben Personen heraus wird der Mann geschlagen, getreten und beschimpft. Kurz darauf trifft er erneut auf zwei Jugendliche aus der Gruppe, die ihn wieder angreifen. Die Täter schlagen ihr Opfer mit der Faust auf den Kopf, attackieren es mit Tritten und beschimpfen es mit den Worten "Du hast keinen Platz in Deutschland". Der Bundesgrenzschutz nimmt zwei Tatverdächtige fest. Unbekannte schänden nachts eine jüdische Gedenkstätte im Berliner Stadtbezirk Mitte. Die Täter beschmieren eine kupferne Mahntafel, auf der in hebräischer Sprache an die Judenverfolgung im 16. Jahrhundert erinnert wird. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Hamburg, Konrad Freiberg, bestätigt, von unbekannten Neonazis telefonische Morddrohungen erhalten zu haben.

15.08.2000

Ein rechtsextremer Jugendlicher verletzt in der Nacht in einer Leipziger Wohnung einen 18 Jahre alten Mann durch Schläge und Tritte schwer. Außerdem ritzt er ihm nach Polizeiangaben mit einem Messer ein Hakenkreuz auf den Rücken. Der 18-Jährige muss mit einem Schädelhirntrauma und Schnittverletzungen in eine Klinik gebracht werden. Die Polizei nimmt vier junge Männer im Alter von 16 bis 20 Jahren fest, die mit in der Wohnung waren. Der Täter flieht. In der selben Nacht befestigen Unbekannte am Ortseingang von Stralsund ein Banner von vier Metern Länge an einer Brücke. Die Aufschrift: "Meinungsfreiheit statt Verbote - Nationaler Widerstand". Nach einer offenbar rassistisch motivierten Messerattacke, bei der ein 49 Jahre alter Türke in Hamburg schwer verletzt wird, nimmt die Polizei einen 16-jährigen Deutschen als Tatverdächtigen fest. Das Bundeskriminlamat registriert im zweiten Quartal 2000 insgesamt 157 antisemitisch motivierte Straftaten, 47 Fälle mehr als im selben Vorjahreszeitraum. Die meisten der antisemitischen Delikte, nämlich 26, wurden in Bayern registriert.

15.08.2000

In Rostock und Stralsund werden elf junge Männer festgenommen, die Plakate zum Todestag des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß kleben.

14.08.2000

In Leipzig fahndet die Polizei nach einem 19-jährigen Rechtsextremen, der einen Aussiedler mit einem Messer schwer verletzt haben soll. Der Tatverdächtige soll nach einem Streit in der Nacht zum Sonntag einem 19-jährigen Aussiedler ein Messer in den Rücken gerammt haben und dann geflüchtet sein. In Baden-Württemberg stellt die Polizei bei einer Razzia in der rechten Szene im Vorfeld eines Fußballspiels zwischen SV Waldhof Mannheim und Alemannia Aachen Propagandamaterial auch der NPD sicher. Die Berliner Polizei verbietet eine von Rechtsextremen für Samstag geplante Demonstration zum Todestag des Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess.

12./13.08.2000

In Thüringen nimmt die Polizei von Freitag bis Sonntag 50 Personen im Zusammenhang mit rechtsextremistischen Vorfällen vorübergehend fest. Bei 19 Durchsuchungen werden Drucksachen mit volksverhetzendem Inhalt, Tonträger mit verfassungswidrigen Texten, Waffen sowie Kleidungsstücke mit verbotenen Symbolen beschlagnahmt. Die Limburger Polizei erwischt am Sonntagmorgen fünf Skinheads, die bei einer Kirmes-Feier ausländisch aussehende Gäste anpöbeln und randalieren. In Fulda bedroht ein 36 Jahre alter Mann zwei ausländische Kinobesucher, weil sie sich in ihrer Muttersprache unterhalten. Er fordert die beiden auf, deutsch zu sprechen. Als sie nicht reagieren, zückt er eine Schreckschusspistole. Eine Polizeistreife nimmt den Täter fest. In seiner Wohnung finden Beamte CDs mit verbotenem Inhalt. In Gießen malen in der Nacht zum Sonntag Unbekannte unter anderem Hakenkreuze auf eine Straße. Kurz zuvor hatten sechs junge Leute aus der rechten Szene ein Straßenfest gestört. In Herborn (Lahn-Dill-Kreis) laufen am Samstagabend Rechtsradikale mit "Heil-Hitler"-Rufen durch die Straßen. Die Polizei nimmt sieben von ihnen fest. In Konstanz verprügeln Skinheads in der Nacht zum Sonntag zwei Türken. Einen von ihnen werfen sie in den Bodensee, beide Männer werden verletzt. Fünf Skinheads werden festgenommen. In Schleswig verhindert die Polizei einen Aufmarsch von Rechtsextremisten. 58 Neonazis und Skinheads werden vorübergehend festgenommen, sie haben Baseballschläger und Plakate mit rechtsradikalen Parolen bei sich. In Brandenburg nimmt die Polizei sechs Jugendliche fest, die Nazi-Parolen grölen. In Sachsen-Anhalt löst die Polizei eine Versammlung zum Todestag des Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess auf. In Sachsen-Anhalt gelingt es der Polizei knapp drei Wochen nach dem Tod eines Obdachlosen auf Usedom, den mutmaßlichen Mörder festzunehmen. Es handelt sich um einen 24-jährigen Rechtsextremisten. In Dahlewitz skandiert eine Gruppe Jugendlicher ausländerfeindliche Parolen. In Brandenburg (Havel) bedrohen vier Jugendliche die Bewohner eines Wohnheims.

11.08.2000

Die Polizei nimmt beim Auftaktspiel der Bundesliga in Dortmund 38 Menschen fest oder in Gewahrsam. 16 von ihnen wird das Singen rechter Lieder oder Zeigen des Hitler-Grußes zur Last gelegt.

09.08.2000

In Hannover nimmt die Polizei drei Jugendliche vorläufig fest, die gerade an einem jüdischen Mahnmal in der Innenstadt ein Hakenkreuz aus Kerzenwachs anbringen wollten. Gegen sie wurde Anzeige erstattet. Das Amtsgericht in Brandenburg verurteilt nachmittags einen 37-Jährigen zu einer achtmonatigen Bewährungsstrafe und 1000 Mark Geldbuße, der in der Nacht "Heil Hitler" und "Juden raus" gegrölt hatte.

08.08.2000

In Wuppertal bedrohen zwei Männer einen 18-jährigen Ausländer mit einem Messer. In Essen baut eine Gruppe von Skinheads ein Hakenkreuz aus Beton und Holz und grölt faschistische Lieder. In Bad Dürkheim geben drei von 13 angeklagten Jugendlichen im Alter von 17 bis 24 Jahren zu, im März 1999 eine jüdische Gedenktafel geschändet zu haben. Unbekannte werfen nachts Pflastersteine in ein Asylbewerberheim im hessischen Ruhlkirchen. Nur dank glücklicher Umstände sei niemand verletzt worden, teilte die Polizei mit.

07.08.2000

Die Polizei entschärft eine Bombe vor dem Haus einer alteingesessenen Bamberger Familie, deren 1989 verstorbenes Oberhaupt jüdischen Glaubens war.

05./06.08.2000

Am Wochenende prügeln Rechtsextreme in Gera auf zwei Pakistaner ein. Am Sonntag verprügeln drei Rechtsextreme einen 17-jährigen Deutschen. Neonazistische Schmierereien werden entdeckt in der westmecklenburgischen Gemeinde Köchelstorf bei Gadebusch. In der Pfalz werden zwei jüdische Friedhöfe geschändet: In Dielkirchen und Rockenhausen im Donnersbergkreis besprühen Unbekannte 14 Grabsteine mit SS-Runen und Hakenkreuzen. Nach Angaben des Mainzer Justizministeriums stieg die Zahl der rechtsextremistischen Straftaten im ersten Halbjahr in Rheinland-Pfalz rasant an: Ingesamt hätten die Justizbehörden 398 neue Verfahren eingeleitet, 115 mehr als im ersten Halbjahr 1999. In Deggendorf treten zwei junge Männer einem Ausländer zur Seite, den Rechtsextreme anpöbelten. Die Glatzköpfigen verletzen die beiden Helfer so schwer, dass sie in einem Krankenhaus behandelt werden müssen. Nach dem Verbot eines Neonazi-Aufmarsches in Bad Berka (Kreis Weimarer Land) nimmt die Polizei in Thüringen mehr als 100 Rechtsextremisten vorübergehend in Gewahrsam. Sie wollten zu der verbotenen Demonstration anreisen. Auf einer Demonstration der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten in Tostedt in der Nordheide fliegen Steine zwischen rund 250 Rechtsextremen und rund 100 Angehörigen linker Gruppen. Ein Großaufgebot der Polizei setzt am Samstag im oberbayerischen Freilassing das gerichtliche Verbot einer Demonstration von Rechtsextremisten durch. In Bochum nimmt die Polizei 16 Skinheads in Gewahrsam, die in der Innenstadt einen Afrikaner angegriffen haben. Auf der benachbarten Cranger Kirmes nimmt die Polizei zehn Skinheads in Gewahrsam, nachdem diese ausländerfeindliche Lieder gesungen hatten. Im Moselort Bernkastel-Kues erwischt die Polizei zwei Männer beim Kleben von Hakenkreuzen und SS-Runen. Rechtsgerichtete beschimpfen und bedrohen in einer Pizzeria in Neuhof die italienische Wirtin und eine polnische Bedienung. Im sächsischen Lößnitz löst die Polizei ein Treffen von 100 Personen aus der rechten Szene auf. Bei einem Skinhead-Treffen im Kreis Tutzingen nehmen die Behörden sechs Rechtsradikale fest, die die Hand zum Hitlergruß erhoben hatten. Mit einer Rohrbombe verüben Unbekannte nachts in Erfurt einen Anschlag auf einen türkischen Imbiss. Die Polizei nimmt kurz darauf einen Angehörigen der rechten Szene in der Nähe des Tatorts fest. Nach der Jagd auf afrikanische Asylbewerber und einem Neonazi-Treffen war der Anschlag bereits der dritte Vorfall in Eisenach mit fremdenfeindlichem Hintergrund innerhalb von zwei Wochen. Rechte pöbeln per Telefon, schriftlich und per Computer gegen Mitarbeiter des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI). Anlass war eine Kampagne des BDI für mehr Toleranz und Weltoffenheit.

04.08.2000

Ein 30-jähriger Skinhead schlägt in Bielefeld auf einen 13 Jahre alten ausländischen Jugendlichen ein. In Wismar wirft ein 20-Jähriger einen Brandsatz in eine leerstehende Kindertagesstätte, in der er Obdachlose vermutet.

03.08.2000

In Eisenach nimmt die Polizei neun Männer im Alter zwischen 16 und 21 Jahren sowie ein 17-jähriges Mädchen fest. Sie hatten rechtsradikale Parolen gerufen. Im rheinischen Kaldenkirchen werden drei Skinheads in Gewahrsam genommen, nachdem sie Asylbewerber mit Eisenstangen und Holzknüppeln verfolgt hatten. In der Regionalbahn von Leipzig nach Torgau beschimpfen und schlagen fünf Jugendlichen einen 31 Jahre alten Inder. Auf einem Campingplatz an der Talsperre Pöhl grölen sieben rechtsgerichtete junge Männer faschistische Parolen und randalieren. Bei den Betrunkenen findet die Polizei Propagandamaterial.

02.08.2000

In der Nacht schänden Unbekannte mit Naziparolen und -symbolen ein Mahnmal in der Außenstelle Sandbostel des Konzentrationslagers Neuengamme. Sie sprühen Hakenkreuze, Runen und Parolen wie "Juden raus" an die Gedenkstätte.

01.08.2000

Im sächsischen Döbeln pöbeln drei Deutsche eine Gruppe von Sinti und Roma an und bedrohen sie mit einer Waffe. Die Polizei nimmt zwei der drei zirka 40 Jahre alten mutmaßlichen Täter vorläufig fest. Unbekannte Täter beschmieren zwölf Autos mit Hakenkreuzen. Der Verfassungsschutz teilt mit, dass sich allein in den Jahren zwischen 1996 und 1999 die Zahl rechtsextremistischer Homepages auf rund 330 verzehnfacht habe, Tendenz steigend: In den ersten vier Monaten dieses Jahres kamen noch einmal 140 hinzu.

 

JULI

31.07.2000

Unbekannte Täter schmieren in der Region Leipzig rechtsradikale Parolen und Hakenkreuze an Autos, Häuserwände und Briefkästen. In Döbeln zwölf Autos in einem Autohaus mit Hakenkreuzen beschmiert. In Borna im Kreis Leipziger Land besprühen Unbekannte Häuserwände und Briefkästen mit rechtsradikalen Parolen. In Chemnitz pöbeln 15- bis 18-jährige Jugendliche eine irakische Familie an. Ein Kleinkind wird verletzt, als einer der Jugendlichen mit dem Rad den Kinderwagen umfährt. Drei Rechtsextremisten werden nach dem Überfall auf einen indischen Wissenschaftler zu Pfingsten anklagt. Drei Männer im Alter von 17 bis 26 Jahren sollen den Geographen verletzt haben.

 

(aus: Frankfurter Rundschau online, URL vom 08.09.2000: http://www.fr-aktuell.de/fr/spezial/rechts/t2018001.htm)