M 07.04 Internet-Gemeinde sagt "N@IIN"

BERLIN, 18. August. Um rechts- und sittenwidrige Inhalte aus dem Internet zu verbannen, hat sich am Freitag in Berlin der Verein "N@IIN - No Abuse in Internet" gegründet. Zu den 22 Gründungsmitgliedern gehören unter anderem die Gewerkschaft der Polizei und die Jüdische Gemeinde zu Berlin. Schirmherr des ersten Zusammenschlusses verschiedener Internet-Dienstleister in Deutschland ist der ehemalige RTL-Chef Helmut Thoma. Die Initiative will eng mit dem Bundesjustizministerium zusammenarbeiten. In den nächsten Wochen sollen Grundlagen und technische Möglichkeiten erarbeitet werden, mit denen rechts- und sittenwidrige Inhalte aus dem Internet entfernt werden können, kündigte der erste Vorsitzende, Arthur Wetzel von der Strato Medien AG, an. Bei Strato, dem europäischen Marktführer der Internet-Adressen-Verteilung, war kürzlich die Adresse "www.heil-hitler.de" beantragt worden. Anfang September soll eine erste Mitgliederversammlung stattfinden. Konkrete Pläne gibt es bis dahin nicht. Wetzel und der ebenfalls beteiligte Grünen-Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir betonten, dass es nicht um Zensur im Internet gehen könne. Das widerspreche der Natur des Mediums. Vielmehr verfolge die Initiative das Ziel der Selbstkontrolle. So sollen Benutzer N@IIN melden können, wenn sie rechtsextreme oder kinderpornographische Seiten entdecken. Die könnten dann aus dem Netz entfernt werden. Der Anti-Missbrauchs-Initiative beitreten können Firmen genauso wie Privatleute. Für Wetzel bedeutet die Initiative ein Ende des Einzelkämpfertums. N@IIN solle gleichzeitig auch eine Aufforderung zu Zivilcourage in der Internet-Gemeinschaft sein.

(aus: Adrienne Woltersdorf, Internet-Gemeinde sagt "N@IIN", in: Frankfurter Rundschau vom 19.08.2000, URL vom 08.09.2000: )