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  Nach Hitler. Radikale Rechte rüsten auf
 

nachhitler.jpg Hans-Gerd Jaschke, Birgit Rätsch, Yury Winterberg
München (Bertelsmann-Verlag) 2001, 288 Seiten
Preis: DM 40,00 EUR 20,45 (ohne Gewähr)

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In ihrer dreiteiligen Dokumentarserie Nach Hitler. Radikale Rechte rüsten auf stellt die ARD zum ersten Mal umfassend die Entwicklung des Rechtsextremismus in Deutschland dar. Der gleichnamige Begleitband leistet das, was die Fernsehserie in dieser Tiefe nicht zu leisten vermag. Er zeigt Zusammenhänge auf, beleuchtet die Hintergründe, deckt personelle und strukturelle Verflechtungen auf. Dabei tritt offen zu Tage, was viele noch immer nicht wahrhaben wollen: Der Rechtsextremismus ist längst schon eine eigenständige politische Strömung geworden, mit einer gewachsenen Geschichte und Tradition. Und er kann auf ein funktionierendes geheimes Netzwerk von Personen und Organisationen zurückgreifen, das sich über Jahrzehnte hinweg in West und Ost entwickelt hat!

In Zeiten, in denen sich die rechtsextreme Szene immer mehr radikalisiert, in der sie klandestine Strukturen zu entwickeln beginnt, und sich die Waffenfunde häufen, erinnern die Autoren an ähnliche Entwicklungen in den 70er-Jahren. Die Radikalisierung auf der Rechten mündete damals im Terrorjahr 1980/81 und dem Oktoberfest-Attentat, dem blutigsten in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Doch anders als der RAF-Terror ist sein rechsextremes Gegenstück längst aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt.

Doch der Rechtsextremismus ist nicht nur ein westdeutsches Problem. Auch im antifaschistischen Musterstaat DDR gab es eine Neonaziszene. Hooligans machten zunächst bei Fußballspielen von sich reden und lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Als im Oktober 1987 eine Gruppe von Skinheads ein Konzert in der Berliner Zionskirche überfiel, konnte auch das SED-Regime die Gefahr von rechts nicht länger totschweigen. Nach der Wiedervereinigung nahm schließlich im Osten Deutschlands Konturen an, was im Westen kaum je gelungen ist: die soziale und kulturelle Verwurzelung des Rechtsextremismus vor Ort. "Rechtssein" als Normalität, gerade unter Jugendlichen: Nazis sind Pop

Nach Hitler schildert anschaulich die noch oft unbekannten Verbindungen der rechtsextremen Szene in Deutschland. Es ist eine beklemmende Dokumentation, die vor allem eines deutlich macht: Der Rechtsextremismus ist quicklebendig, und Parteienverbote allein werden daran wenig ändern. --Stephan Fingerle

 

 

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