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  Nazis sind Pop
 

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Burkhard Schröder
Berlin (Elefanten Press Verlag) 2000, 159 Seiten

Preis: DM 24,90 EUR 12,73

Titel ist versandkostenfrei bei Amazon bestellbar

Kurzbeschreibung

Über rechte Ideologien in der Alltagskultur Nazi-sein kann heute vieles heißen: Techno-Frisur, Skinhead-Musik, im Urlaub Ballermann, PDS wählen, mit den Juden hatten wir schon immer ein Problem.
Oder: Vokuhila-Frisur, Böhse Onkelz, Abenteuerurlaub auf Rügen, Opel Manta, wählen gehen ist Scheiße. Oder: Glatze, Nazi-Troubadix Rennicke, Esoterik-Urlaub in Stonehenge, Bolko Hoffmann und die deutsche Mark.
Oder: Matte samt Pferdeschwanz, Death Metal, Kirchen anzünden in Norwegen, Hitler war Satan und ultraböse, und das ist hip.

Burkhard Schröder zeigt auf: Der klassische Nazi ist so gut wie ausgestorben, ist nur noch Karikatur. Doch es gibt den neuen Nazi, der sich inmitten der Alltagskultur bewegt.

Rezension

"Angesichts der zunehmenden Gewalt gegen "Ausländer", hat sich in letzter Zeit in Deutschland eine Gegenbewegung etabliert, deren Umfang bislang kaum für möglich gehalten worden wäre und die auf den ersten Blick beruhigend wirkt: Demos, Lichterketten und Gesichtzeige-Promis, bis hin zu Hupen oder Saufen gegen Rechts. Dazu das NPD-Verbotsverfahren.
Da kann ja wohl nichts mehr passieren?

Burkhard Schröder ist da ganz anderer Meinung: Des Kanzlers "Aufstand der Anständigen" sowie die Ziele der klassischen linken "Kein Schrittbreit den Faschisten"-Antifa seien zwar moralisch korrekt und gut gemeint, aber politisch wirkungslos. Denn "Ausländerfeindlichkeit" sei in Wirklichkeit keine Abneigung gegenüber Menschen ohne deutschen Pass, sondern vielmehr Rassismus, der sich in der herkömmlichen ethnischen (völkischen) Definition deutscher Kultur und Nation begründet. Nazis seien also keine Minderheit, sondern ein Symptom des kulturellen Mainstream.

Der freie Journalist und Schriftsteller hat über Jahre hinweg das rechte Jugendmilieu studiert und kommt zu dem beängstigenden, aber auch verblüffenden Ergebnis, dass besonders in Ostdeutschland die Ultrarechte eine soziale Bewegung geworden ist, in allen Bereichen der Alltagskultur verankert.

Nazis sind Pop: ein Gemenge aus Musik, Mode, Treffpunkten, gemeinsamen Aktionen. Nazi-Party statt Nazi-Partei (Jürgen Elsässer). Dabei begreifen sich viele aus der "Riefenstahl-Popszene" nicht einmal als rechts, da sie sich positiv auf die Brüder Strasser, den "linken" Flügel der NSDAP, beziehen. Dadurch verkörpern Neonazis (gerade im Osten) für Jungwähler eine Art Kapitalismus-Kritik mit der Perspektive eines ethnischen (also rassistischen) Sozialismus.

Schröders Argumentation ist schlüssig und nicht so einfach von der Hand zu weisen. Nebenbei erfahren Laien übrigens viel Wissenswertes über das Internet und warum das Verbot von rechten Websites Unsinn ist. Nazis sind Pop dürfte wohl kaum jenen deutschen Gutmenschen schmecken, die sich mit kleinstmöglicher Anstrengung ein gutes Gewissen zu verschaffen erhoffen." (Jürgen Grande)

 

 

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