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Ärgern Sie sich,
dass Ihr Briefkasten mit Werbematerial überquillt und dass sich darin
Ihre Privatpost verliert? Beschleicht Sie ein ungutes Gefühl, wenn Sie
ein persönlich adressiertes Werbeschreiben von einer Ihnen nicht bekannten
Firma erhalten? Fragen Sie sich: „Wenn die Firmen schon meine Adresse
haben, was wissen die sonst noch über mich?" Haben Sie schon als Rechnungen
getarnte Angebote, undurchsichtige Werbeunterlagen oder als "Sofortgewinn"
titulierte Bestellungen erhalten? Empfinden Sie dies als Belästigung
und wollen Sie dagegen etwas unternehmen?
Zielgruppe der Direktumworbenen
Direktmarketing beschäftigt eine kräftig wachsende Branche. Unter Direktmarketing
sind alle Aktivitäten zu verstehen, die es ermöglichen, einem Teil der
Bevölkerung durch Post, Telefon oder andere Direktmedien Waren oder
Dienstleistungen anzubieten oder sonstige Mitteilungen zu übersenden,
die informieren oder eine Reaktion hervorrufen sollen. Es geht also
darum, jemanden mit Werbung direkt, d.h. persönlich anzusprechen. Direktmarketing
stellt etwa ein Drittel des gesamten in der Bundesrepublik betriebenen
Werbeaufwandes. War das Direktmarketing zunächst eine Domäne des Versandhandels,
so versuchen heute fast alle Branchen, hierüber an zahlungskräftige
Kundschaft heranzukommen. Täglich landen rund 15 Millionen direkt adressierte
Werbebriefe in deutschen Briefkästen. Ganz offensichtlich erweist sich
das zielgruppenorientierte Anschreiben mit Werbematerial als eine so
wirkungsvolle Methode zur Anknüpfung von Geschäftsbeziehungen, dass
es sich inzwischen auch auf die Kommunikation per Telefax und E-Mail
erstreckt.
Tipps zum Adressenhandel und gegen die Werbeflut im Briefkasten
Diese Informationsschrift will Sie darüber unterrichten, welche Werbemaßnahmen
durchgeführt werden dürfen und was Sie tun können, wenn Sie von unerwünschter
Werbung verschont bleiben wollen. Es geht nicht darum, Werbung allgemein
in Frage zu stellen. Werbung erfüllt einen wichtigen Zweck in Wirtschaft
und Gesellschaft. Sie erlaubt Preisvergleiche und kann, wenn sie informativ
gehalten ist, Kundinnen und Kunden über das Warenangebot unterrichten.(...)
Wie entstehen Adressensammlungen?
Regelmäßig versenden Firmen ihre Werbeunterlagen selbst auf Grund eigener
Datenbestände aus ihrer Kundendatei oder aus früheren Werbeversuchen.
Wer Sie gezielt umwerben will, obwohl Sie noch nicht zum eigenen Kundenstamm
gehören, nimmt oft die Dienstleistungen eines Adressenunternehmens in
Anspruch. Dieses benötigt außer der Adresse weitere Informationen über
Sie. Je nach dem Ziel der Werbung interessiert sich das Unternehmen
für Informationen über Ihre berufliche Tätigkeit, über Einkommens- und
Vermögensverhältnisse, über Familie, Gesundheit, Schulbildung und Berufsausübung,
Urlaubs- und Reiseverhalten, Freizeitaktivitäten, Auto, Wohnung, Kauf-
und Konsumverhalten. So wollen Unfallversicherungen oder Reiseagenturen
für Aktivurlaub eventuell insbesondere diejenigen Menschen umwerben,
die in ihrer Freizeit Sport treiben. Partnervermittlungen interessieren
sich etwa für alleinstehende Frauen zwischen 30 und 50 Jahren. Anbieter
von Kaffeefahrten suchen vielleicht besonders bei Rentnerinnen und Rentnern
mit eigenem Hausstand zu werben.
Vorsicht bei Haushaltsumfragen
Je differenziertere Zuordnungen von Adressenbeständen zu einzelnen Zielgruppen
Adressenunternehmer in automatisierten Dateien bereithalten können,
desto besser können sie solche für weltweite Werbezwecke nutzen. Personenbezogene
Datensätze sind umso teurer, je detailliertere Informationen über die
betroffenen Personen enthalten sind. Immer häufiger werden deshalb bundesweit
von verschiedenen Firmen "lifestyle-Befragungen" oder "Haushaltsumfragen"
durchgeführt, in denen meist weit über 100 Fragen zu den oben genannten
Bereichen gestellt sind. Als "Dankeschön" für das Ausfüllen des Fragebogens
lockt die Teilnahme an einer Verlosung.
Bei solchen Befragungen handelt es sich aber nicht, wie von manchen
vermutet, um Marktforschung. Die von den Bürgerinnen und Bürgern offenbarten
Daten werden auch nicht - wie bei Forschungsvorhaben üblich - anonymisiert,
sondern langfristig gespeichert und personenbezogen für Werbezwecke
verwendet. Das Ausfüllen der Fragebogen führt damit fast zwangsläufig
dazu, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verstärkt persönlich Werbepost
zugesandt bekommen. Aufgrund der erstellten Persönlichkeitsprofile wird
dabei eine gezielte Ansprache der Verbraucherinnen und Verbraucher möglich.
Hiergegen können nur dann keine grundsätzlichen datenschutzrechtlichen
Bedenken erhoben werden, wenn die Befragten nach umfassender Aufklärung
über die vorgesehene Verwendung ihrer Daten ihre schriftliche Einwilligung
erklärt haben. In der Praxis werden aber gerade hier - bei Aufklärung
und Abfassung der Einwilligungserklärung - viele Fehler gemacht, die
eine Unwirksamkeit der Einwilligung bewirken können. Neben diesen Befragungen
oder Umfragen können Adressen aus den unterschiedlichsten Quellen gewonnen
werden. Am häufigsten ist die Auswertung der jedem Menschen zugänglichen
- Adressbücher
- Telefonbücher
- Branchenverzeichnisse
- Fax- oder Internetverzeichnisse
- Handelsregister
- (...)
(Aus: Die
Landesbeauftragte für Datenschutz NRW (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit
dem Innenministerium des Landes NRW und der Verbraucherzentrale NRW
e. V.:Informationen zum Datenschutz.
Tips zum Adressenhandel undgegen die Werbeflut in Briefkästen, Mailboxen
und per e-mail. Düsseldorf, Mai 1998. Diese Broschüre ist bei den Vebraucherzentralen
erhältlich und online verfügbar: http://www.brandenburg.de/land/lfdbbg/material/tips.htm
!!
Die oben angesprochene Lifestyle- Befragung findet sich unter www.lifestyleag.de.
Diese Befragung kann online ausgefüllt werden und wird an Haushalte
verschickt.)
Arbeitshinweise:
1. Erkläre: "Direktmarketing"?
2. Beschreibe welche Informationen sind für die Adresssammler von Interesse
sind.
3. Erkläre: Welchem Zweck dienen "differenzierte" Adresssammlungen?
Download:
Sie können die Materialien dieser Reihe kostenlos als Druckvorlage
kopieren - eine Übersicht der Materialien und die Druckvorlagen
finden Sie unter der Rubrik "Download".
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