"[…] Wie sieht das Wahlverhalten der Jungwähler bei der Bundestagswahl 1998
aus? Inwiefern unterscheidet sich dieses vom Wahlverhalten der gesamten Erwachsenenbevölkerung?
Welche Unterschiede ergeben sich bei Jungwählern zwischen Ost und West sowie
nach Schulbildung und Geschlecht?
Vergleich zwischen dem Wahlverhalten von Jungwählern (18-24 Jahre) und der
Gesamtwählerschaft in Ost- und Westdeutschland bei der Bundestagswahl 1998.
Quelle: Infratest dimap 1998.
Zunächst zeigt sich sowohl im Westen als auch im Osten der Republik die für
die Jungwähler typische stärkere Abneigung gegen das etablierte Parteiensystem
und die damit verbundene Präferenz für kleinere Parteien. Die Anteile für CDU/CSU
und SPD liegen bei den jüngeren Wählern zwar deutlich unter ihren Gesamtwerten,
die Unterschiede sind jedoch nicht so groß, dass von einer Ablehnung der Großparteien
gesprochen werden könnte. In Bezug auf die Präferenz für die PDS in Ostdeutschland
[…] gibt es keine Unterschiede zwischen den jungen Wählern und der Gesamtwählerschaft.
Bündnis 90/Die Grünen haben ihre Anziehungskraft auf die Jungwähler vor allem
in den alten Bundesländern nicht verloren, obgleich die Grünen auch als Generationenpartei
ihre Wählerschaft überwiegend bei den heute 35-bis 45-Jährigen finden[…]. Im
Westen erreichen die Grünen 4.2, im Osten dagegen lediglich 1.7 Prozentpunkte
mehr an Stimmen bei den Jungwählern als in der gesamten Wählerschaft. Anlass
zur Sorge bereitet die relativ große Zustimmung , welche die rechtsradikalen
Parteien bei den Jungwählern finden. Im Westen wie im Osten Deutschlands ist
der Stimmenanteil bei den Jungwählern mehr als doppelt so hoch wie bei der jeweiligen
Gesamtwählerschaft. Im Osten hat jeder achte Jugendliche (12.7%) einer der drei
rechtsradikalen Parteien seine Stimme gegeben[…]. Vergleicht man das Wahlverhalten
der Jungwähler im Osten mit dem Wahlverhalten der Jungwähler im Westen, dann
zeigt sich im Osten eine um etwas 10 Prozentpunkte niedrigere Präferenz für
die beiden großen Volksparteien SPD und CDU, und eine um fast 20 Prozentpunkte
stärkere Präferenz für die PDS. […]
Aus: Hans- Peter Kuhn: Wahlverhalten von Jungwählern S.82-84. In: Kuhn, Hans
Peter, Karin Weiss, Hans Oswald (Hg.): Jugendliche Wähler in den neuen Bundesländern.
Eine Längsschnittstudie zum Verhalten von Erstwählern bei der Bundestagswahl
1998. Opladen 2001.
Arbeitsaufträge:
- Vergleiche die Wahlergebnisse der Jungwähler in Ost- und Westdeutschland.
- Vergleiche die Wahlergebnisse bei den Jugendlichen mit den Gesamtzahlen.
- Welche Besonderheiten gibt es zwischen den Wahlergebnissen? Aus welchen
Gründen wählen Jungwähler anders als die älteren Generationen? Überlegt euch
Gründe hierfür.
- Welches sind die Auffälligkeiten unter den Jungwählern in Ostdeutschland
?
- Vergleicht diese Daten mit dem Interview (M
09.18). Passen die Aussagen der Interviewten mit den Daten überein? Wo
gibt es Unstimmigkeiten? Wie könnten diese geklärt werden?