Jugendliche als Sozialforscher
Das didaktische Profil der hier vorgestellten Projekte ist durchgängig so angelegt, dass die Jugendlichen nicht so sehr als Lernende angesprochen werden, sondern als Personen, die Interesse daran haben, Erkenntnisse zu gewinnen, empirische Sachverhalte zu klären, Entscheidungen zu finden und diese auch öffentlich zu vertreten. Wenn Jugendliche Themen wie Fremdenfeindlichkeit, politische Wahlen oder Medienkonsum und Freizeitverhalten,die eher nach Belehrung und erhobenem Zeigefinger aussehen und daher nicht besonders attraktiv sind, als Sozialforscher angehen, dann sehen sie sich als produktivtätige Subjekte herausgefordert, die vor Ort zur Klärung zentraler Fragen sachkundige und gewichtige Beiträge leisten können.
Einführung in Methoden und Techniken der empirischen Sozialforschung
Aufgabe der vorliegenden Projekte ist es, die hierzu benötigten methodischen Kenntnisse und Fertigkeiten der empirischen Sozialforschung in elementarer Weise Jugendlichen zu vermitteln. So wird in die Problemorientierung, die Hypothesenbildung, in die Techniken der Erhebungsinstrumente, Datengewinnung, Datenauswertung und Interpretation eingeführt. Die Tabellen oder Grafiken stehen nicht am Anfang einer Belehrung, sondern in der Mitte eines sozialwissenschaftlichen Erkenntnis- und Diskussionsprozesses.
Rückgriff auf vorhandene Datensätze
Zu jedem Projektbeispiel werden Datensätze zur Verfügung gestellt, die mit der Software GrafStat erstellt wurden und von Ihnen ausgewertet werden können.
In der kritischen Bewertung einer vorliegenden Untersuchung und der eigenen Analyse der Daten können "Neulinge" einen guten Einstieg in die Materie gewinnen.
Außerdem sollte es zu einem Regelfall in der politischen Bildung werden, zu einschlägigen Themen vorhandene Datensätze aus repräsentativen Befragungen, wie z.B. den ALLBUS-Datensätzen, verstärkt zu nutzen.
Die Orientierung an diesen Vorgaben und Maßstäben erleichtert nicht nur die Durchführung von empirischen Befragungsprojekten, sondern macht sie auch interessanter und fördert das Qualitätsbewußtsein der Jugendlichen auf diesem Gebiet.
Der Computer als Werkzeug
Den Computer als Werkzeug zu nutzen, um empirische Erhebungen vorzubereiten, durchzuführen, auszuwerten und die Ergebnisse zu präsentieren, ist eine der sinnvollsten Einsatzmöglichkeiten der neuen Techniken in der politischen Bildung.
Mit Hilfe der Software GrafStat wird diese Verwendung für jede/n möglich; sie kann daher systematisch genutzt werden.
Wer in einem der angebotenen Projekte das Arbeitsprogramm eines handlungsorientierten Computereinsatz in der politischen Bildung einmal durchgeführt hat, kann die gewonnenen Kenntnisse und Fähigkeiten mit Leichtigkeit auf andere Themen übertragen.
Die Perspektive des anderen
Für die politisch-sozialwissenschaftliche Bildung ist es unerläßlich, die Fähigkeit zu vermitteln, Daten immer auch aus der Perspektive des anderen zu betrachten und zu beurteilen, d.h. systematisch einen Perspektivenwechsel vorzunehmen. Die hier vorliegenden Projekte und die dazugehörigen Datensätze bieten dazu erprobte Handreichungen und hervorragende Ansatzpunkte.
Der Werkstattcharakter der Projekte
Die hier vorgestellten Projekte haben zum Teil Werkstattcharakter. Sie stehen für eine moderne politische Bildung, die wissenschaftlich-empirisch fundiert ist. Wir freuen uns über Anregungen und Kritik und besonders natürlich auf Berichte aus Ihrer eigenen Projektpraxis.
Dank
Danken möchte ich an dieser Stelle dem Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität Köln, insbesondere Herrn Dr. Terwey für die Unterstützung und Bereitstellung des Auszugs aus dem ALLBUS 1996. Ebenso der Bundeszentrale für politische Bildung und nicht zuletzt meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre großes Engagement und die gute Zusammenarbeit.
Wolfgang Sander
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