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 Medien und Freizeitgestaltung bei Jugendlichen
 

Wie gestalten Kinder und Jugendliche eigentlich ihre Freizeit? Spielen Medien wie das Fernsehen oder der Computer für ihre Freizeitgestaltung eine wichtige Rolle? Gerade angesichts der zunehmenden Vielzahl und Vielfalt Neuer Medien wie Kabel- und Satellitenprogramme und Multimedia-Anwendungen - Computerspiele sowie Online-Angebote (Internet) - wird befürchtet, dass Jugendliche immer mehr Zeit mit Neuen Medien verbringen, sich berieseln lassen und immer weniger lesen.

Insbesondere in der neuen Shell-Jugendstudie (vgl. Deutsche Shell (Hrsg.) 2000, S. 189) wird der Frage nachgegangen, ob die fortschreitende Mediatisierung der Gesellschaft zu einer Verarmung sozialer Beziehungen und sozialer Kompetenzen führe mit allen erdenklichen Nachteilen, die eine solche Entwicklung haben könnte.

Ist diese Befürchtung berechtigt? Wirkt sich die Zugehörigkeit zu einem bestimmten sozialen Milieu auf die Art und Weise der Freizeitgestaltung aus? Spielt die Bildung der Jugendlichen in bezug auf die Nutzung von (Neuen) Medien eine Rolle? Und: Welche Chancen und Gefahren bergen Neue Medien für Jugendliche? Das sind Fragen, mit denen sich die Freizeitforschung, die Mediennutzungsforschung sowie die Jugendforschung befassen. Einige der für unsere Fragestellung wichtigen Erkenntnisse dieser Forschungszweige werden im folgenden dargestellt.


 


Empirische Studien

Als Grundlage für die Beantwortung der oben genannten Fragen werden hier mehrere Untersuchungen herangezogen.

  • Die Studie des Freizeit-Forschungsinstituts British-American Tobacco (Freizeit-Forschungsinstituts British-American Tobacco (B.A.T.) (Hrsg.) 1996.) basiert auf einer Repräsentativbefragung von 3.000 Personen ab 14 Jahren. Sie untersucht schwerpunktmäßig die Entwicklung im Bereich Multimedia sowie deren Bedeutung für die Freizeit (Die im September 2000 erschienene neue B.A.T.-Studie `Xtrem. Der kalkulierte Wahnsinn. Extremsport als ZeitphänomenA von Host W. Opaschowski untersucht das Freizeitverhalten Jugendlicher in Hinblick auf das Ausüben von Extremsportarten. Für die vorliegende Reihe ist sie daher von geringerem Nutzen).
  • Die MediaAnalyse (MediaAnalyse 1995, zit. nach: Walter Klingler/Gaby Heinemann 1997) ist ebenfalls eine repräsentative Befragung von Bundesbürgern und -bürgerinnen ab 14 Jahren. Diese Studie nimmt neben der Mediennutzung der Bundesbürger auch ihre Medienausstattung in den Blick.
  • Die jährlich erscheinende JIM-Studie (Feierabend, Sabine/Klingler, Walter, Jugend, Information, 11/2000, S. 517 - 527) vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest in Kooperation mit Partnern stellt eine repräsentative Befragung zum Medienumgang Zwölf- bis 19-Jähriger dar. - In einer empirischen Untersuchung der Bielefelder Projekts Medienwelten Jugendlicher (D. Baacke/U. Sander/R. Vollbrecht 1990) wurden ca. 1.500 Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren aus unterschiedlichen Regionen befragt. Dabei ging es den Medien- und Jugendforschern nicht nur darum, quantitative Mediennutzungszahlen zu erfassen, sondern diese im Zusammenhang mit den sozialräumlichen Gegebenheiten (Lebenswelten) der Jugendlichen zu analysieren. Obwohl diese repräsentative Studie Ende der 80er Jahre entstand, sind ihre Ergebnisse aufgrund der differenzierten, aus der medienökologischen Perspektive erhobenen Daten auch heute noch von Interesse.
  • Der 12. Shell Jugendstudie liegt zum einen eine repräsentative quantitative Befragung von 2.102 bundesdeutschen Jugendlichen im Alter von 13-24 Jahren zugrunde. Zum anderen wurden 60 Jugendliche in Form eines narrativen Interviews zu ihrem Politikverständnis und -engagement befragt (Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.) 1997.)
  • Die 13. Shell Jugendstudie (Deutsche Shell (Hrsg.) 2000) vergrößert den Umfang der befragten Stichproben auf 4546 Jugendliche sowie eine zusätzliche Stichprobe von 648 ausländischen Jugendlichen. Zusätzlich wurden 30 qualitative Explorationen und 32 biografische Interviews durchgeführt.
  • Die Zeitschrift Media Perspektiven (www.ard-werbung.de/MediaPerspektiven/) der ARD bietet aktuelle und fundierte Informationen zur Mediennutzung der Bundesbürger.


 


Ergebnisse der Studien

Bevor der Blick auf den Stellenwert einzelner Medien für die Freizeitgestaltung von Jugendlichen gerichtet werden soll, vorweg einige allgemeine Anmerkungen zu den häufigsten Freizeitaktivitäten. Offensichtlich verbringen Jugendliche einen großen Teil ihrer Freizeit vor dem Fernseher. Immerhin geben dies 93% der 14 - 29jährigen an (vgl. Feierabend, Sabine/Klingler, Walter, 11/2000, S. 519). Ansonsten rangieren Tätigkeiten wie Feiern/Partys mit 98% sowie zu Hause quatschen/Musik hören (96%) zu den beliebtesten Tätigkeiten (vgl. Fritzsche, Yvonne 2000, S. 206). (siehe Tabelle: Freizeitaktivitäten nach Nationalität). Das Freizeitspektrum der Jugend ist aber durchaus reichhaltiger und reicht vom Einkaufsbummel (92%), Urlaubsreisen (87%) , Sport (81%) bis zu Konzertbesuchen (71%), Hausaufgaben/Lernen (68%) und Besuch im Jugendzentrum (69%).

Interessant ist der Vergleich mit den in der 13. Shell Jugendstudie (vgl. Fritzsche, Yvonne 2000, S. 205) zum erstenmal erhobenen Freizeitaktivitäten ausländischer Jugendlicher. Türkische Jugendliche gehen demanch weitaus häufiger ins Jugendzentrum als deutsche. Sie arbeiten/spielen in ihrer Freizeit weniger am Computer und besuchen weniger häufig die Kneipen und Diskos. Desweiteren lassen sich auch geschlechtsspezifische Unterschiede feststellen (siehe Tabelle: Freizeitaktivitäten nach Geschlecht) Einkaufsbummel und Spazierengehen sind klassische weibliche Aktivitäten während Sport treiben und sich am Computer beschäftigen eher männliche Beschäftigungen sind.

Bei den türkischen Jugendlichen fallen vor allem Unterschiede hinsichtlich der Outdoor-Aktivitäten auf: Die Mädchen haben einen vergleichsweise engen Aktionsradius und gehen insgesamt deutlich weniger Freizeitaktivitäten nach. 46% der türkischen Mädchen geben an, gar nicht in eine Kneipe zu gehen, 47% treiben keinen Sport. Auch in der Kategorie Freundschaften und Partnerschaften zeigen sich kulturelle Unterschiede: Junge Türkinnnen und Italienerinnen sind weniger häufig mit dem anderen Geschlecht liiert als ihre deutschen Altersgenossinnen.

Hypothesen:

  • Mädchen verbringen ihre Freizeit lieber mit Freunden und Freundinnen oder der Familie als Jungen; diese beschäftigen sich in ihrer Freizeit häufig allein.
  • Männliche Jugendliche treiben häufiger aktiv Sport als Mädchen.
  • Mädchen bummeln in ihrer freien Zeit häufiger durch Läden und Straßen als Jungen.
  • Mädchen empfinden ihr Freizeitverhalten eher zufriedenstellend als Jungen.
  • Mädchen empfinden ihre Freizeit eher entspannend als Jungen.
  • Jugendliche, die mit ihren Eltern in einem Mietshaus wohnen, klönen und diskutieren häufiger mit Freunden/Freundinnen als wenn dies nicht der Fall ist.



Ergebnisse: Zeitungen, Zeitschriften, Bücher

Was das Lesen in der Freizeit allgemein betrifft, so zeigt sich, dass das Lesen eines Buches, entgegen aller Unkenrufe, die Jugend würde nicht mehr lesen, für 35% der Jugendlichen zwischen 14 und 29 Jahren zur regelmäßigen Freizeitbeschäftigung gehört (Gesamtbevölkerung 34%) (vgl. Freizeit aktuell, Ausgabe 148, 7. Juni 1999, S.2). Die unterschiedlichen Studien bringen nicht nur zum Ausdruck, dass Mädchen häufiger lesen als Jungen, sondern es besteht auch ein Zusammenhang zwischen dem Faktor Bildung und dem Buchkonsum. Je höher die formale Bildung, desto höher auch der Buchkonsum (MediaAnalyse 1995, o.S.). 12% der Personen mit geringerer formaler Bildung (Volks-/Hauptschule ohne Lehre) lesen mehrmals in der Woche in einem oder mehreren Büchern. Dagegen nehmen fast dreimal so viel (ca. 45%) Abiturienten/Studenten/Hochschulabgängern mehrmals in der Woche Bücher zur Hand.

Ein ähnlicher Zusammenhang zwischen formaler Bildung und Lesen lässt sich auch für das Lesen von Zeitungen in bezug auf die Gesamtbevölkerung konstatieren (siehe Tabelle: Bildung und Zeitunglesen). Bemerkenswert ist zudem ein Ergebnis einer Studie zur Veränderung des Leseverhaltens bei Jugendlichen (Franzmann, Bodo,2001, S. 90 - 98 (Befragung von 2650 Jugendlichen) in Bezug auf das Verhältnis von Computernutzung und Buchlektüre (siehe Tabelle: PC-Nutzung, Bücher und andere Medien).

Diejenigen, die den Computer nutzen, lesen dreimal so viel Sach- oder Fachbücher als die Nichtnutzer. Und auch an Belletristik sind doppelt so viele "User" interessiert wie ihre Altersgenossen ohne PC. Allerdings ist festzustellen, dass analog zur Praxis des Fernseh-Zappings auch das überfliegende Lesen vor allem bei Jugendlichen zugenommen hat. Die Frage, ob der Umgang mit PC und Internet das Leseverhalten negativ verändert, kann daher mit einem klaren Nein beantwortet werden, wie die erhobenen Daten belegen. Computerfreaks sind also auch "Bücherwürmer".

Insgesamt gesehen zeigen die Leseaktivitäten einen Aufwärtstrend. Dies gilt allerdings nur für den ohnehin lesenden Teil der Bevölkerung. Die Schere zwischen den Informationsreichen, die viel lesen und den nicht oder kaum lesenden Informationsarmen öffnet sich weiter (Franzmann, Bodo 2001, S. 97).

Hypothesen:

  • Gesamtschüler lesen häufiger Sachbücher als Gymnasiasten.
  • PC-Nutzer lesen mehr Fachbücher und Romane als Nichtnutzer.



Ergebnisse: Hörfunk und Tonträger

Als ein mobiles Freizeitmedium, das an jedem Ort, zu jeder Zeit gehört werden kann und bei dem man nebenher kommunizieren kann, ist das Radio zu nennen, das neben dem Fernsehen zu den Massenmedien zählt und eine hohe Nutzungsrate auch unter den Jugendlichen aufweist. Bei beiden klassischen elektronischen Medien ist die Vollversorgung der Bevölkerung schon seit einigen Jahrzehnten erreicht. 84% der Jugendlichen hören regelmäßig Radio (Feierabend, Sabine/Klingler, Walter 2000, S. 519). Dabei nutzen 61% der Jugendlichen das Radio zur Information (Feierabend, Sabine/Klingler, Walter 2000, S. 519), während 80% die Entspannung als Nutzungsmotiv angeben (Ridder, Christa-Maria/Engel, 2001, S. 109).

Im Bereich der Nutzung von CDs oder Musikkassetten ist es auffällig ist, dass 92% der Jugendlichen diese Medien nutzen. Die große Bedeutung dieses Mediums spiegelt sich auch im Konsumverhalten der Heranwachsenden wider. Das ihnen zur Verfügung stehende Geld geben sie in erster Linie für CDs und Kleidung aus (Lange, E. 1997, S. 62).

Hypothesen:

  • Die Jugendlichen, die in ihrer Freizeit viel Musik hören, spielen häufig selbst ein Musikinstrument.
  • Jugendliche mit monatlich 200 bis 300 DM geben häufiger Geld für Schallplatten/CDs aus als Jugendliche, die 300 bis 400 DM monatlich zur Verfügung haben.
  •  Jugendliche, die viel Musik hören, geben häufiger Geld für Schallplatten/CDs aus als Jugendliche, die wenig Musik hören.



Ergebnisse: Fernsehen

In Bezug auf ihren Fernsehkonsum geben 93% der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren an, dass sie mehrmals pro Woche fernsehen. 67% der Jugendlichen besitzen ein eigenes Fernsehgerät (Feierabend, Sabine/Klingler, Walter 2000, S. 519). Für ein Drittel der Jugendlichen (34%) ist das Fernsehen das wichtigste Medium. Jugendliche mit höherem Bildungsgrad messen diesem Medium in der Regel weniger Bedeutung zu.

Befragungssergebnisse der Shell Jugendstudie 2000 (Fritzsche, Yvonne 2000, S. 205 - 208) bestätigen die weiterhin extensive Nutzung des Fernsehens. Jugendliche sitzen an Werktagen durchschnittlich zweieinhalb Stunden vor dem Fernseher, am Wochenende durchschnittlich dreieinhalb Stunden. Diejenigen, die viel fernsehen, gehen selten von zuhause weg und unternehmen eher wenig. Diejenigen, die wenig fernsehen, gestalten ihre Freizeit reichhaltiger (Konzertbesuch, Hausaufgaben/Lernen, Computer). Unterschiede in der Fernsehdauer ergeben sich auch in Abhängigkeit von der Bildung im Elternhaus. Jugendliche, die aus Elternhäusern der gehobenen Bildungsschicht stammen, sehen weniger fern als Jugendliche aus Elternhäusern mit mittlerer oder niedriger Bildung.

Betrachtet man die Motive der Jugendlichen fernzusehen (siehe Tabelle: Massenkommunikation 2000), stellt sich heraus, dass das Medium für diese Personengruppe beinahe gleichermaßen zur Information (83%), zur Entspannung (82%) und zum Spaß (90%) dient. Für 72% der Hautschüler ist das Motiv "Mitreden können" ausschlaggebend, während dies bei Gymnsiasten nur zu 50% zutrifft. Was den Informationswert betrifft, nützen mehr Hauptschüler (95%) als Gymnasiasten (87%) das Fernsehen zur Information, was umgekehrt der häufigeren Zeitungslektüre bei Realschülern und Gymnasiasten entspricht (vergleiche Tab. 4).

Was die inhaltlichen Präferenzen angeht, liegen bei den Zwölf- bis 19jährigen Serien (Soap Operas) mit 31% in Führung, gefolgt von dem Bereich Information/Infotainment (19%), Spielfilm (15%), Werbung mit 11% und Sport mit 7% (vgl. Gerhards, Maria/Klingler, Walter,2001, S. 71).

Interessanterweise konzentrieren sich nur 39% der Gesamtbevölkerung voll auf das TV-Programm. Die Mehrzahl der Bürger/innen geht anderen Tätigkeiten nach, während der Fernseher läuft: 24% unterhalten sich mit anderen, 21% essen zu Abend und 16% lesen (vgl. B.A.T.-Studie 1996, S. 8). Hier zeigt sich, wie sehr das Medium Fernsehen bereits in unseren sozialen Alltag integriert ist.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Fernsehen das wichtigste Medium für Jugendliche bleibt. In Zukunft wird sich allerdings der PC-/Internetbereich als momentane Nummer zwei als dynamisierendes Element erweisen (vgl. Gerhards, Maria/Klingler, Walter 2001, S. 74).


 


Streitobjekt Fernsehen

Hoher, langandauender Fernsehkonsum kann auch physische Beschwerden (mit-)verursachen. Der Mangel an körperlicher Bewegung und einem Übermaß an Reizen bei langer Sehdauer haben gesundheitliche Folgen. Beispielsweise klagen über die Hälfte der Jugendlichen (56%) über Kopfschmerzen durch lang andauerndem Fernsehgenuss, 24% fühlen sich nervös und unruhig und 14% spüren Aggression und Wut (vgl. B.A.T.-Studie 1996, S. 18). Besteht möglicherweise ein Zusammenhang zwischen den verschiedenartigen Inhalten (Krimi, Nachrichten, Liebesfilm etc.), die die Jugendlichen konsumiert haben und den körperlichen und psychischen Reaktionen?

Die Liste der kontroversen Meinungen zum Fernsehen ist lang: Sie reicht von der Warnung vor der Verführung der Kinder und Jugendlichen durch Fernsehwerbung über die kulturpessimistischen Einschätzungen dieses Mediums (Vgl. Neil Postman, Wir amüsieren uns zu Tode. Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie, Frankfurt a.M. 1985) bis hin zum Hinweis auf das allmähliche Verschwinden der Wirklichkeit (Hartmut von Hentig, Das allmähliche Verschwinden der Wirklichkeit. Ein Pädagoge ermutigt zum Nachdenken über die Neuen Medien, München 1984), was bedeutet, dass Kinder und Jugendliche weniger unmittelbare Erfahrungen in ihrer Umwelt sammeln, sondern diese sozusagen aus zweiter Hand durch das Fernsehen vermittelt bekommen.

In der Forschung besteht weitgehend Konsens, dass eine negative Wirkung von Gewaltdarstellungen zumindest auf bestimmte Individuen und Problemgruppen zu befürchten ist (Vgl. Kunczik, Michael/Zipfel, Astrid, Wirkungen von Gewaltdarstellungen, in: Handbuch Medien: Medienforschung. Konzepte, Themen, Ergebnisse, hrsg. von Horst Dichanz, Bühl 1998, S. 178). Besonders Kinder unter zwölf Jahren werden von Gewaltfilmen beeinflussten Mädchen gelten als weniger gefährdet als Jungen. Evident ist der Zusammenhang zwischen dem Gewaltfilmkonsum von Kindern und der häuslichen Situation, sowohl was das Fernsehverhalten der Eltern angeht als auch aggressive Umgangsformen in der Familie. Sehen Eltern selbst solche Filme oder prägen aggressive Töne die elterliche Kommunikation, kann von einer negativen Beeinflussung der Kinder ausgegangen werden. Am häufigsten wird ein Zusammenhang solcher zwischen einem vernachlässigenden Erziehungsverhalten und dem Konsum von Mediengewalt gesehen.

Fernsehen kann aber anscheinend auch positive Effekte haben. Eine neuere Untersuchung über die Funktion von Medien im Prozess des Heranwachsens (vgl. Barthelmes, Jürgen 2/2001, S. 84 - 89) stellt interessanterweise den sozialen Nutzen des Fernsehkonsums in den Vordergrund. "In den Familien und vor allem in den Gleichaltrigen-Gruppen benutzen die Jugendlichen das Reden und Sich-Austauschen (über Filme, d.A.) sozusagen als "Ouvertüren", um sich selbst in ein Gespräch einzubringen und einzumischen. Dies ermöglicht ihnen, dabei die eigenen Wünsche, Ängste und Probleme erst einmal hinter dem Berg zu halten, um auszuprobieren, wie das eigene Thema (als Medienthema getarnt) überhaupt aufgenommen wird" (ebd., S. 88). Durch die Medien würden sich die Jugendlichen ihrer eigenen Themen bewusst und erfahren was "Selbstbildung" bedeutet. Die in der Studie befragten Eltern geben an, in der Familie viel über das Fernsehen zu reden. Sich in der Familie über Medieninhalte auszutauschen (z. B. über Filme, die die Eltern in ihrer Jugend gesehen haben) kann den Kindern "Fenster zur Medienbiographie der Eltern" (ebd. S. 88) öffnen und damit die Verständigung zwischen den Generationen erleichtern helfen.

Allerdings ist die Reflexionsbereitschaft abhängig vom "kulturellen Kapital der Eltern" (ebd., S. 88) und ihr eigener Umgang mit Medien ist für die Kinder das prägende Beispiel. Diese Erkenntnis kommt auch in der Diskussion um die Wirkung von Gewaltdarstellungen im Fernsehen zum Tragen: was neben alllen Kontroversen als sicher gilt, ist, dass Fernseheinfluss durch Gespräche aufgefangen werden kann und dass der passive, unreflektierte Konsum am ehesten negative Beeinflussungen mit sich bringt.

Hypothesen:

  • Es ist anzunehmen, dass diejenigen, die mehr Freizeit haben, auch häufiger fernsehen.
  • Mädchen, die 2,5 bis 5 Stunden Freizeit haben, gucken weniger häufig Fernsehen als Jungen mit diesem Freizeitbudget.
  • Jugendliche, die in ihrer Freizeit häufig Bücher lesen, gucken so gut wie nie Fernsehen.
  • Jugendliche, deren Väter bzw. Mütter einen Hochschulabschluss haben, gucken weniger Fernsehen, als Jugendliche mit Eltern, die zur Volksschule gegangen sind.
  • Jugendliche, die viel fernsehen, gucken häufiger Gameshows als Jugendliche, die weniger fernsehen.
  • Jugendliche, die in ihrer Freizeit häufig fernsehen, arbeiten auch häufiger an einem PC als Jugendliche, die so gut wie nie fernsehen.
  • PC-Nutzer sehen mehr Fernsehen als Nichtnutzer.



Ergebnisse: Multimedia, Computer und Handys

Die Einflüsse des sogenannten Informationszeitalters machen sich bereits in allen Lebensbereichen (Alltags- und Arbeitswelt) bemerkbar. Der Computermarkt boomt, und mit ihm die Flut von neuen digitalen Anwendungen wie Internet, virtuelle Realitäten und Hypermedia-Systeme. Unter dem Oberbegriff Multimedia kann diese Vielfalt neuartiger Produkte und Dienste aus dem Computer-, Telekommunikations- und Medienbereich zusammengefasst werden. Diese Produkte und Dienstleistungen haben im wesentlichen drei gemeinsame Merkmale:

  • die Möglichkeit der interaktiven Nutzung, d.h. der Nutzer ist nicht nur ausschließlich Empfänger, sondern kann selbst durch die Verwendung entsprechender Rückkanäle Inhalte bzw. Aktionen auslösen,
  • die integrative Verwendung verschiedener Medientypen, d.h. dynamische (Video- und Audiosequenzen) werden mit statischen (z.B. Text und Daten) Medien kombiniert,
  • sowie als Basis der Anwendungen die digitale Technik, die sowohl die Speicherung als auch die spätere Bearbeitung der Daten ermöglicht.

Die praktische und gesellschaftsverändernde Relevanz, die unter dem Begriff Multimedia zusammengefasst wird, kommt in dieser Definition jedoch nicht genügend zum Ausdruck. Multimedia bedeutet weit mehr als z.B. die Zusammenführung von bunten Bildern und Tonsequenzen auf einer interaktiven, d.h. dem Benutzer Auswahlmöglichkeiten bietenden CD-ROM.

In Zukunft werden durch die Digitalisierung herkömmliche Medien wie Fernsehen, Radio, Telefon und Computer immer stärker zu einem einzigen technischen Medium zusammenwachsen. Durch die Vernetzung solcher multimedialen Computer entstehen neue, vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, die sowohl im Freizeitbereich das Mediennutzungsverhalten verändern dürften (z.B. Handy mit Wap/UMTS/Internetzugang) als auch für die Arbeitswelt weitgehende Veränderungen mit sich bringen (Stichwort Telearbeit).

Im Jahr 2000 (vgl. Feierabend, Sabine/Klingler, Walter 2000, S. 519) war neben der Ausstattung mit Fernsehern, Videorekordern und Hifi-Anlagen auch im Bereich Computer eine Vollversorgung erreicht. Mobiltelefone sind in 85% der Haushalte vorhanden. Das ist im Vergleich zu 1996, wo nur 21% der Haushalte einen PC hatten, ein erstaunlicher Anstieg. Auch die Medienausstattung der Jugendlichen hat sich enorm verbessert. Ein eigenes Fernsehgerät besitzen 67%.

Mobiltelefone verzeichnen den größten Zuwachs: Während 1999 erst 14% der Jugendlichen ein eigenes Handy besaßen, stieg der Anteil im Jahr 2000 auf 49% an. Handyverbote in Schulen und die Zunahme von Verschuldungen unter den Jugendlichen sind die Kehrseite dieser Entwicklung. Mädchen und junge Frauen verfügen seltener über technische Geräte als Jungen, bei PCs (37% zu 55%) und Spielkonsolen (19% zu 44%) ist der Unterschied größer als beim eigenen Fernsehgerät (61% zu 72%).

Während 1995 die Nutzung des Computers noch nach fernsehen, Musik und Radio hören, Zeitungen lesen, Buch lesen und Videofilme gucken auf dem siebenten Rang lag, ist sie im Jahr 2000 bereits nach fernsehen, CDs oder Musikkassetten und Radiohören auf Platz vier gelangt. Für 60% der Zwölf- bis 19-Jährigen ist die Nutung des PCs eine häufige Freizeitbeschäftigung, wobei für Mädchen (49%) dies weniger zutrifft als für Jungen (70%) (ebd., S. 519).

Tätigkeiten am Computer

Die nebenstehende Tabelle gibt einen Überblick über die "Tätigkeiten am Computer". Die Mehrheit (48%) der Zwölf- bis 19-Jährigen nennen das Spielen von Computerspielen als häufigste Tätigkeit am Computer. 42 % nutzen den PC um Texte zu schreiben und 36% arbeiten mit dem Computer für die Schule. Spezielle Anwendungen wie Malen, Zeichnen oder das Benutzen von Lernsoftware werden von weniger Jugendlichen genutzt. Mädchen und Jungen nutzen den Computer unterschiedlich. Jungen spielen mehr Computerspiele, Mädchen schreiben mehr Texte und arbeiten öfter mit dem PC für die Schule. Für sie ist der Computer eher eine Art Werkzeug, dessen sie sich bedienen und das sie für ihre Zwecke nutzen.

Von großer Bedeutung für das Technikinteresse der Mädchen ist deren Rollenverständnis und insbesondere ihre besondere Belastung bei der Berufsorientierung: Mädchen und junge Frauen stehen in unserer Gesellschaft immer noch vor dem Problem, Beruf und Familie miteinander vereinbaren zu müssen. Für Jungen und junge Männer ist diese Frage weniger relevant. Somit entscheiden sich Mädchen häufiger für Berufe, die etwa Teilzeitbeschäftigung zulassen oder Computertechnik anwenden wie die moderne Telearbeit. In Berufen, die mit hohen Innovationsraten verbunden sind und z.B. die Weiterentwicklung von Hard- und Software zum Inhalt haben, ist eine Teilzeitbeschäftigung dagegen kaum möglich. Mädchen, die Beruf und Familie vereinbaren wollen, haben somit gute Gründe, sich weniger für Technik zu interessieren (Sander, W., 1992, S. 46-74).

Zusammenfassend lassen sich die Compternutzer in drei Kategorien fassen: Pragmatiker (42%: positive Einstellung zum PC, regelmäßiger Nutzen, Mädchen und Jungen sind in dieser Gruppe annähernd gleich vertreten), Fans (29%: intensives Interesse, Jungen sind stärker vertreten als Mädchen) und Verweigerer (29%: bevorzugen Lesen oder Fernsehen, möglich ist aber auch eine materielle bedingte Nichtnutzung; der Mädchenanteil liegt hier bei 69%). Auffällig ist die bei allen die überwiegende Überzeugung, dass der Computer bald zum normalen Alltag gehört. Auch seine Bedeutung für den Arbeitsmarkt wird bis auf die Verweigerer mehrheitlich geteilt. Interessant ist auch, dass nur wenige befürchten mit der komplizierten Technik nicht zurechtzukommen. Was die Internetnutzung angeht, ist diese wie zu erwarten in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen (vergleiche Tabelle: Internetnutzung).

Über die Hälfte der Zwölf- bis 19-Jährigen nutzen das Internet, wobei die Mädchen nur leicht unterrepräsentiert sind. Gymnasiasten nutzen das Internet häufiger (66%) als Realschüler (53%) und Hauptschüler (45 %). Jugendliche nutzen das Internet hauptsächlich (42%) um E-mails zu versenden. Weiterhin nutzt ein Drittel das Netz, um Infos zu bestimmten Themen zu suchen, während immerhin 24% nur chatten. Bibliotheken im Internet nutzen nur 5% und auch der E-commerce ist erst bei 2% Praxis. Interessant ist auch ein Blick auf die Erfahrungen der Jugendlichen mit dem Netz (vergleiche Tabelle: Erfahrungen mit dem Internet).

Die Mehrheit der Jugendlichen ist selbstkritisch der Meinung, dass das Internet ein Zeitfresser ist. Immerhin findet aber ein Drittel sich schnell zurecht und findet im Netz das was gesucht wird. Als Kontaktbörse haben 24% das Netz erfolgreich genutzt, wobei dies mehr Mädchen als Jungen betrifft. Kontrolle durch die Eltern findet eher weniger statt, aber 15% der Eltern befürworten das Surfen ihrer Kinder, wobei nicht klar ist, ob diese sich dann auch für die Inhalte interessieren. Insgesamt ist das Image des Internets bei Jugendlichen durchaus positiv. 72% der Befragten stimmen der Aussage zu, dass man im Internet immer neue Dinge finden kann, 61% betonen die Nützlichkeit für Schule und Ausbildung, 60% meinen, das Internet gehöre heute einfach dazu (Feierabend, Sabine/Klingler, Walter 2000, S. 525).


 


Streitobjekt Neue Medien

Wann auch immer innovative Medien auf den Markt kommen und Einzug in private Haushalte halten, werden die Gefahren und Chancen dieser technischen Errungenschaften in der Öffentlichkeit und in der Fachwelt kontrovers diskutiert.

Neue soziale Ungleichheit: Soziologen befürchten für das 21. Jahrhundert eine neue soziale Ungleichheit in der Informationsgesellschaft. Die Kluft zwischen den höhergebildeten Bevölkerungsschichten, die problemlos mit den neuen Medien umgehen können, sich selbständig einarbeiten und vor allem auch das nötige Geld für die technische Ausstattung haben und den "Medien-Analphabeten", die mit der technologischen Entwicklung nicht mehr mithalten können, wird immer größer. Zwei Auswege bieten sich laut Freizeitforscher Opaschowski an: Die Entwicklung einer immer einfacheren Handhabung der Technik und mehr neue Lernprogramme, die den kompeten Mediennutzer zum Ziel haben. Alarmierend ist tatsächlich, dass nur sechs Prozent der Hauptschulabsolventen den PC regelmäßig für private Zwecke nutzen während der Anteil derer mit höherer Schulbildung fast fünfmal so hoch (28%) ist (vgl. Opaschowski, Horst W. 1999, S. 51ff).

Vereinsamung vor dem PC: Besonders Pädagoginnen und Pädagogen sind alarmiert, weil sie befürchten, dass Kinder und Jugendliche soziale Kontakte in ihrem Umfeld vernachlässigen und vor dem PC vereinzeln oder vereinsamen. Die Angst vor dem sogenannten Computer-Autismus (Eurich, Claus 1985) geht um. Andererseits ermöglichen die neuen Informationstechnologien eine neue Art der Kommunikation und sozialer Kontakte (E-Mail, Newsgroups, Chatgruppen) (Lukesch, Helmut u.a., 1989). Die weite Welt wird zum globalen Dorf.

Die Shell Jugendstudie 2000 bringt hier interessante Ergebnisse (Deutsche Shell 2000, S. 213ff). Sie untersucht u.a. die Geselligkeit bzw. Vereinsamung der heutigen Jugend. Generell lässt sich sagen, dass die ausländischen Jugendlichen in höherem Maß gesellig sind und Freizeitaktivitäten verstärkt mit ihren Freunden (seien es Landsleute oder deutsche) ausüben als die deutschen Jugendlichen (Fritzsche, Yvonne 2000, S. 208). Bezogen auf die Nutzung Neuer Medien ergibt sich folgendes Bild: Die "Heavy User" (besitzen ein Handy, einen Computer und nutzen mindestens drei Stunden pro Woche das Internet) sind demnach wesentlich stärker in soziale Strukturen eingebunden sind als die "Technikabstinenten" (besitzen kein Handy, keinen Computer, gehen nicht ins Internet und haben kaum oder gar kein Interesse an Technik).

Die Heavy User leben öfter in Partnerschaften, es existieren für sie häufiger Vertrauenspersonen, mit denen sie über alles sprechen können und sie sind häufiger Mitglieder in Vereinen und Organisationen. Sie sind in ihren Lebenskonzepten überwiegend berufszentriert, aber sie führen dennoch ein Leben mit reichhaltigen Freizeitaktivitäten und sie sehen ausgesprochen wenig fern. Durch ihren überdurchschnittlich häufigen Kontakt mit Ausländern sind sie alles andere als ausländerfeindlich und überdurchschnittliche Verfechter von gesellschaftlicher Teilhabe und sozialer Integration. Die Befürchtungen aus der Frühzeit der Neuen Medien, dass die Jugendlichen vor dem Computer vereinsamen und keine Sozialkompetenz entwickeln, haben sich laut dieser Studie nicht bestätigt.

Realitätsverlust: Auch was den Computer betrifft, wird, wie bereits beim Fernsehen angeführt, der Vorwurf eines allmählichen Verschwindens der Wirklichkeit erhoben. Dem möglichen Verlust von Realität und Erfahrungen durch Multimedia stehen die kreativen Freiräume gegenüber, die der Computer erst ermöglicht hat wie etwa durch Bildbearbeitungsprogramme oder Musiksoftware.

Jugendschutz: Der Jugendschutz prangert an, dass Kinder und Jugendliche über das Internet freien Zugang zu pornographischen, rassistischen und gewaltverherrlichenden Darstellungen und Inhalten haben. Durch entsprechende Gesetzgebungen und den Einsatz von Filter-Software versucht man dem zu begegnen. Eine besondere Gefahr stellen momentan auch die Sites mit rechtsradikalen Inhalten dar. Eine Zusammenarbeit mit Informationsanbietern und Providern soll helfen, entsprechende Seiten ausfindig zu machen. Erschwerend kommt alllerdings hinzu, dass viele Anbieter aus den USA sich keiner Selbstkontrolle unterwerfen wollen.

"Schulen ans Netz": In Anbetracht der Tatsache, dass Informations- und Kommunikationstechniken omnipräsent sind, d.h. sie sowohl in privaten als auch in beruflichen und schulischen Lebensbereichen anzutreffen sind (vgl. Schorb, B., 1995, S. 58), wird der Einsatz des Computers als zukunftsweisende und arbeitsplatzversprechende Technologie auch an den Schulen gefördert. Die Initiative Schulen ans Netz (unter www.san-ev.de/ findet sich das Online-Angebot der Initiative "Schulen ans Netz" und informiert über Projekte, Wettbewerbe und Fortbildungen im Bereich Multimedia. Die zugehörige Serviceplattform www. lehrer-online.de gibt umfassende Hinweise und Tipps für den Einsatz Neuer Medien im Unterricht (Unterrichtsmaterial, Linksammlung)) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom macht das große Interesse von Politik und Wirtschaft deutlich, dass Kinder und Jugendliche den zunächst erstmal sinnvollen Umgang mit den neuen Multimedia-Technologien frühzeitig lernen sollten.

Hypothesen:

  • Gesamtschüler arbeiten in ihrer freien Zeit häufiger am Computer als Realschüler oder Gymnasiasten.
  • Ausländische Jugendliche besitzen weniger häufig einen eigenen Computer als ihre deutschen Altersgenossen.
  • Weibliche Jugendliche besitzen weniger häufig einen eigenen Computer als ihre männlichen Altersgenossen.
  • Jungen spielen häufiger Video-/Computerspiele als Mädchen.
  • Jugendliche, die keinen PC besitzen besuchen häufiger Gaststätten und Kneipen.
  • Jugendliche, die so gut wie nie am Computer arbeiten treffen sich häufiger mit Freunden/Freundinnen zum Klönen als Jugendliche, die häufig am Computer arbeiten.
  • Mädchen nutzen den Computer häufiger für schulische Zwecke als Jungen.



Resümee: Medieneinfluss und Freizeit

Aus den oben genannten Ergebnissen lassen sich vier zentrale Aspekte herauskristallisieren, die das mediale Freizeitverhalten von Jugendlichen beeinflussen:

Typen von jugendlichen Mediennutzern: Vor dem Hintergrund der Wissenskluft-These (Knowledge-Gap-These) lassen sich grob gesagt zwei Typen von jugendlichen Mediennutzern benennen: In der Regel agieren Jugendliche mit höherem Bildungsniveau, mit mehr Anregungen aus ihrem sozialen Umfeld und besserer sozialer Herkunft im Umgang mit Medien aktiver. Diese Gruppe nutzt alte und neue Medien variabler und produktiver, ohne dass andere Freizeitbeschäftigungen vernachlässigt werden. Umgekehrt konsumieren junge Menschen, die weniger gebildet sind und in einer weniger abwechslungsreichen sozioökologischen Umwelt aufwachsen und leben, Medien eher passiv. Sie nutzen sie zur Berieselung und Ablenkung, ohne deren Angebot kreativ für sich zu nutzen (vgl. Baacke, Dieter, 1994, S. 50-51. Neuere Untersuchungen belegen diese Erkenntnis, siehe Opaschowski, 1999). Diese soziokulturelle Polarisierung zeigt sich beim Umgang mit dem Buch, dem Fernsehen sowie mit neuen Informations- und Kommunikationstechnologien.

Geschlechtsspezifische Unterschiede: Offensichtlich gibt es im Umgang mit Medien (insbesondere dem Computer) geschlechtsspezifische Unterschiede. Zwar beschäftigen sich Mädchen weniger mit den neuen Technologien, doch wenn sie sich an den PC setzen, nutzen sie ihn gezielter als Jungen. Während für Mädchen der Computer eher Werkzeugcharakter hat, nutzen Jungen ihn häufiger zum Spielen (vgl, Schorb, B., 1995, S. 81, siehe auch die 13. Shell Jugendstudie, Deutsche Shell 2000, die diese Erkenntnisse bestätigt).

Leitmedium Fernsehen: Das Fernsehen ist für Heranwachsende zum Leitmedium der 90er Jahre geworden und voll in ihre Lebenswelt integriert (ebd. S. 172., auch aktuell bestätigt sich dieser Trend, siehe Feierabend, Sabine/Klingler, Walter 2000). Die Jugendlichen, die mit diesem Medium groß geworden sind, zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie in ihrer Freizeit darüber hinaus eine Vielzahl kreativer Tätigkeiten kennen und nutzen.

Multimedia: Ob und inwieweit multimediale Technologien in Jugendzimmer und Kinderstuben Einzug halten, hängt nicht zuletzt von den finanziellen Ressourcen der Eltern ab. Denn die Anschaffung von immer neuer und aktueller Hard- und Software ist kostspielig und für Eltern mit geringem Einkommen nicht finanzierbar. Ebenso ist die gesellschaftliche Akzeptanz dieser neuen technischen Errungenschaften als Zukunftsmedien entscheidend für deren Bedeutung für das Freizeitverhalten.


 

 

 

 

 
 

www.projekt-wahlen2002.de und www.forschen-mit-grafstat.de sind Projekte
der Bundeszentrale für politische Bildung
www.bpb.de Koordinierungsstelle Medienpädagogik/Fachbereich Multimedia
Projektkoordination: Tilman Ernst und des Teams von
www.pbnetz.de an der Universität Münster
unter der Leitung von Dr. Wolfgang Sander, Andrea Meschede und Ansgar Heskamp.

Bundeszentrale für politische Bildung

Die Inhalte des Internetangebotes "projekt-wahlen2002.de" stehen auch als
kombiniertes Print- und CD-ROM Produkt mit dem Titel
"Wahlanalyse und Wahlprognose 2002. Die Bundestagswahl im Unterricht" zur Verfügung.
Ansprechpartner: Koordinierungsstelle Didaktik,Franz Kiefer.
Best.Nr.: 2.414, EUR 1,50

Das Gesamtprojekt "Forschen mit Grafstat" - einschliesslich des Bausteines "Wahlanalyse und Wahlprognose"
ist auch als CD-ROM verfügbar. Best.Nr.: 1.580, EUR1,50
Bestellen unter www.bpb.de , "Lieferbare Publikationen","Bestellen"