Freizeit
 
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
 Planungshinweise
 
 
 
 
 
 
 


 Baustein 1
 

Baustein 1.1: Schule und Freizeit: Gegensätze?

Jugendliche auf dem Freizeitmarkt
In der Überflussgesellschaft nimmt der Anteil der Freizeit im Leben der Menschen, insbesondere von jungen Menschen, deutlich zu. Die Vielfalt des Angebotes an Freizeitmöglichkeiten und die gestiegenen finanziellen Möglichkeiten der Jugendlichen zeigen deutlich, dass Freizeit und Freizeitgestaltung von enormer Bedeutung für die Lebenswelt der Jugendlichen sind. Weder von der Familie noch von der Schule - den Hauptsozialisationsinstanzen - werden sie auf diese Wahl- und Gestaltungsmöglichkeiten vorbereitet. Für das Selbstwertgefühl der Jugendlichen ist es außerdem sehr wichtig, sich in diesem Teilbereich als eigenständige und -willige Personen zu bewähren, und die sozialen Kontakte zu anderen Jugendlichen über Konsum und Freizeitverhalten nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Neuere Jugenduntersuchungen deuten zwar an, dass die Antizipation des Berufslebens für die Jugendlichen zunehmend an Bedeutung gewinnt, zugleich spielen aber der Freizeitsektor und die Selbstverwirklichung im Erlebnissektor nach wie vor eine vorherrschende Rolle. Die Freizeitindustrie und die hier dominanten Medien nutzen diese Schwäche der Konsumenten gezielt aus und versuchen mit raffinierten Möglichkeiten, ihre Produkte/Dienstleistungen an die jungen Menschen heranzuführen und bei ihnen dauerhaft Resonanz zu finden. In diesem Bereich entscheidet sich recht frühzeitig, welche Konsumenten mit welchen Produkten in welchen Medienangeboten gewonnen werden. Die Zukunftstrends des Konsum- und Freizeitmarktes werden hier entwickelt.

Einfluss der Schule
Die Schule selbst hat auf diesen Bereich einen relativ geringen Einfluss. Zum einen liegt dies daran, dass die Jugendlichen sich gegen ein Aufgreifen dieses Themas in der Schule (Verschulung von Medienkonsum und Freizeit) wehren und Widerstand zeigen, denn sie wollen diesen Bereich, in dem sie sich nun endlich einmal selbst verwirklichen können, nicht erneut den Erwachsenen überlassen. Hier liegt ihre Domäne, in der ihrer Auffassung nach die Schule (die Weltsicht der Erwachsenen) nichts zu suchen hat. Freizeit und Schule sind nicht nur vom Zeitablauf her, sondern auch im Bewusstsein der Jugendlichen als Gegensätze anzusehen. Freizeit gehört zur Intimsphäre der Jugendlichen.
Von daher wäre es völlig verfehlt, in der Schule Freizeitschulungsprogramme zu starten oder direkt auf das Freizeitverhalten der Jugendlichen Einfluss zu nehmen und im aufklärerischen oder kritischen Sinne tätig zu werden. Ebenfalls scheidet hier aus, von der direken Betroffenheit der Jugendlichen auszugehen. Wohl macht es Sinn, an den eigenen Erfahrungen der Jugendlichen in Bezug auf ihr Freizeit- und Konsumverhalten anzuknüpfen. In den gängigen Schulbüchern zur politischen Bildung wird das Thema Freizeit überwiegend in den Einstiegsseiten so aufgegriffen, dass die quantitativen Veränderungen in der Freizeit und im Freizeitverhalten dargestellt und die Rahmendaten ausführlich dargelegt werden. Die Verbindung mit dem Alltag der Jugendlichen wird dadurch zu erreichen versucht, dass subjektive Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler so eingebunden werden, dass sie Protokolle über ihren Tagesablauf erstellen, ihre Medien- und Fernsehgewohnheiten skizzieren und in ihrer Klasse kleinere Umfragen mit Hilfe eines Fragebogens durchführen. Der Aufwand, der dann anschließend in die Auswertung dieser handgestrickten Fragebogenaktion investiert werden muss, steht häufig in keinem Verhältnis zu dem zu erwarteten Ertrag, da die Stichprobe relativ klein ist und daher die Daten wenig aussagefähig sind.


Baustein 1.2: Medienverhalten: eigene Befragung und Computereinsatz

Behandelt man das Thema Freizeit mit dem Schwerpunkt Medienverhalten in der zehnten oder elften Klasse (so von uns gedacht; auch Klasse neun ist möglich), so ist auch im methodischen Bereich eine zunehmende Wissenschaftsorientierung wünschenswert. Wenn eine Befragung durchgeführt wird, dann sollte diese zumindest ansatzweise den Kriterien einer wissenschaftlichen Befragung genügen, eine Jahrgangsgruppe innerhalb der Schule oder noch besser schulübergreifende Populationen einbeziehen, um eine gewisse Objektivierung und Distanz durch die Größe der Stichprobe zu erreichen. Eine wesentliche Verbesserung der Umfragemethodik lässt sich freilich durch den Einsatz semiprofessioneller Mittel, zu der auch der Computereinsatz und benutzerfreundliche Auswertungssoftware gehören, erreichen. Dieser Weg wird hier beschritten.

Ein anderer unterrichtlicher Zugang besteht darin, die Schüler und Schülerinnen das lokale Freizeitangebot in der eigenen Stadt analysieren zu lassen, um Markttransparenz herzustellen, Defizite aufzudecken und den Einfluss der Jugendlichen auf Veränderungen zu stärken. Dieser eher handlungsorientierte Zugang zu dem Thema wird jedoch auch nur dann seine didaktische Dignität entfalten können, wenn bei der Ermittlung des Freizeitangebotes und seiner Resonanz bei den Jugendlichen sorgfältig darauf geachtet wird, dass mehr als nur punktuelle (subjektive) Eindrücke aufgezeichnet und wiedergegeben und dass quantitativ ernst zu nehmende Ergebnisse vorgelegt werden.

Dieser auf eigenen Erkenntnisgewinnung hin angelegte Zugang zu dem Thema gelingt in der Regel dann, wenn bei der Erhebung von empirischen Daten und deren Auswertung frühzeitig Computerprogramme eingesetzt werden. Dadurch gewinnt das Thema nicht nur an Reiz, sondern auch an Niveau. Umgekehrt lässt sich deutlich sagen: Die Entwicklung auf dem Gebiet der Computertechnologie und die Bereitstellung eines leistungsfähigen und zugleich schülerfreundlichen Auswertungsprogramms wie GrafStat ermöglicht es heutzutage, forschend-entdeckendes Lernen im sozialwissenschaftlichen Unterricht zu realisieren. Die Reserviertheit der Jugendlichen gegenüber dem Ansinnen der Schule kann durch dieses attraktive Lernangebot überwunden werden, zumal ja wegen der Anonymität und Objektivität der Methode die Intimsphäre gewahrt bleibt.

 

 

 

 
 

www.projekt-wahlen2002.de und www.forschen-mit-grafstat.de sind Projekte
der Bundeszentrale für politische Bildung
www.bpb.de Koordinierungsstelle Medienpädagogik/Fachbereich Multimedia
Projektkoordination: Tilman Ernst und des Teams von
www.pbnetz.de an der Universität Münster
unter der Leitung von Dr. Wolfgang Sander, Andrea Meschede und Ansgar Heskamp.

Bundeszentrale für politische Bildung

Die Inhalte des Internetangebotes "projekt-wahlen2002.de" stehen auch als
kombiniertes Print- und CD-ROM Produkt mit dem Titel
"Wahlanalyse und Wahlprognose 2002. Die Bundestagswahl im Unterricht" zur Verfügung.
Ansprechpartner: Koordinierungsstelle Didaktik,Franz Kiefer.
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Das Gesamtprojekt "Forschen mit Grafstat" - einschliesslich des Bausteines "Wahlanalyse und Wahlprognose"
ist auch als CD-ROM verfügbar. Best.Nr.: 1.580, EUR1,50
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