Freizeit
 
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
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 Baustein 2
 

Baustein 2.1: Handlungsorientierung und Re-Analyse von Umfragen

Welche Erkenntnisse/Einsichten können Jugendliche in dieser Reihe gewinnen? Hier sind thesenartig einige Erkenntnisse und Einsichten aufgeführt, die sicherlich noch einer weiteren Systematisierung bedürfen. Sie seien genannt, um die angebotenen Schwerpunkte der Reihe erkennen zu lassen.

Handlungsorientierung
Durch handlungsorientiertes Lernen sollen die Schülerinnen und Schüler Spaß daran gewinnen, eigene empirische Untersuchungen zu einem relevanten Thema mit einigermaßen repräsentativen Daten durchzuführen, um auf die Art und Weise Methoden-Kenntnisse und Kompetenz im Umgang mit Computern zu gewinnen. Damit verbunden ist auch die Fähigkeit, gewonnene Ergebnisse zu verbalisieren und gut zu präsentieren, um auf die Weise die Kommunikation untereinander und mit Jugendlichen anderer Klassen und Schulen zu initiieren.

Re-Analyse von Umfragen
Die Jugendlichen sollen motiviert und befähigt werden, Daten von professionellen Meinungsforschungsinstituten und aus wissenschaftlichen Umfragen zu nutzen, um in begrenztem Umfang eine Re-Analyse von Ergebnissen durchzuführen und auf diese Weise zu originären Erkenntnissen zu kommen. Auf der Schulter von Riesen lassen sich so Erkenntnisfortschritte erzielen. Zugleich lernen die Schülerinnen und Schüler handwerklich gute Arbeit zu leisten, indem sie sich in der Datenauswertung und -interpretation an Vorbildern orientieren. (Zu diesem Zweck hat der Autor der Studie "Jugendkonsum im Wandel. Konsumsucht, Freizeitverhalten, soziale Milieus und Kaufsucht 1990 und 1996, Opladen 1997 seine Daten zur Verfügung gestellt. Zu finden sind sie als Datenbank-Datei im Ordner "Freizeit/mediend.dbt" im Programm GrafStat).


Baustein 2.2: Erkenntnisprozess und Verifizierung von Hypothesen

Eigene Erkenntnisse statt Belehrung
Die Relevanz dieser Unterrichtsreihe kommt nicht so sehr dadurch zustande, dass in ihr die Jugendlichen belehrt, aufgeklärt oder zu bestimmten (vorgegebenen) Ergebnissen hingeführt werden sollen, sie besteht vielmehr darin, dass sie selbst in die Lage versetzt werden, Erkenntnisse zu gewinnen, mit anderen zu diskutieren und den Erkenntnisprozess als sozialen Kommunikationsprozess zu begreifen. Die Erarbeitung und Diskussion von Erkenntnissen stellt zugleich auch den Kontext dar, um diese Lern-Ergebnisse erlebnismäßig im Leben der Schülerinnen und Schüler zu verankern und eine gewisse Identifikation mit dem Produkt zu erreichen.

Verifizierung von Hypothesen
In dieser Unterrichtsreihe wird teilweise auf Ergebnisse und Überlegungen der konstruktivistischen Lern- und Wissenschaftstheorie zurückgegriffen, soweit diese im schulischen Bereich realisierbar sind. So wird soziale Wirklichkeit nicht als physikalische Größe angesehen, die objektiv vorgegeben ist, sondern als eine sozial definierte Wirklichkeit, in die wissenschaftliche Erkenntnisse und Situationsdefinitionen mit einfließen. Wirklichkeit ist so gesehen immer auch eine sozial konstruierte Wirklichkeit. (Vgl. P. Ost, W. Sander, J. Sayer: Der Aufbau unserer Alltagswelt, Stuttgart 1977.)

Die Interpretation von empirischen Daten zum Freizeitverhalten der jungen Menschen erweist sich dazu als besonders geeignetes Übungsfeld, in dem sich dieser Vorgang der Konstruktion von Wirklichkeit analysieren lässt und die hierzu benötigten Kompetenzen erlernen und einüben lassen. So kann man mit Hilfe vorliegender Daten Häufigkeiten und typische Tendenzen, die auf strukturelle Zusammenhänge hinweisen, deutlich herausarbeiten. Mit Hilfe von vorliegenden Daten, insbesondere Umfrageergebnissen, lassen sich auch Thesen über das Bewusstsein der Bevölkerung formulieren und die Falschheit von Thesen nachweisen. Zudem lässt sich der Vorgang verdeutlichen, wie mit Hilfe von Umfragedaten typische Einstellungen und Verhaltensweisen "herausgefiltert" und für die Gestaltung von Absatz-/Marketingsituationen genutzt werden können.

Weitere wichtige Erkenntnisse, die in diesem Arbeitszusammenhang exemplarisch genannt werden: Die Jugendlichen können anschaulich nachvollziehen, wie mit Hilfe von empirischen Daten Hypothesen auf ihre Haltbarkeit hin überprüft und als falsch/nicht haltbar zurückgewiesen werden können. Dieser Fall ist besonders dann interessant, wenn eine solche Hypothese im Zusammenhang mit einer ansonsten bewährten Theorie zu erwarten gewesen wäre. Sozialwissenschaftliche Umfragedaten geben Auskunft über Theorien von Subjekten (Theorien erster Ordnung) und werden eingeordnet in Theorien zweiter Ordnung (sozialwissenschaftliche Theorien), die ihrerseits wiederum das Alltagswissen der Menschen beeinflussen können.


Baustein 2.3: Wirkungsanalysen: Beispiel Gewaltdarstellung

Nicht alle Hypothesen lassen sich mit Hilfe empirischer Daten überprüfen. So sind z.B. Wirkungsthesen (Gewaltdarstellung im Fernsehen als Ursache für eine Zunahme von Gewaltsamkeit bei Jugendlichen) mit Hilfe punktueller Erhebungen (Messergebnisse) nicht zu überprüfen. Man bräuchte zumindest Daten, die eine Vorher-Nachher-Aussage zulassen. Wirkungsanalysen sind insgesamt schwierige Vorgänge, die in der Schule kaum durchzuführen sind. Mit Umfragedaten, die im wesentlichen auf Selbsteinschätzung von Meinung und Einstellung beruhen, lassen sich nicht ohne weiteres Aussagen über das tatsächliche Verhalten machen, da z.B. die soziale Erwünschbarkeit als intervenierende Variable häufig zu einer Diskrepanz zwischen Antwort und tatsächlichem Verhalten führt. So könnte z.B. die Frage nach der Gewaltbereitschaft bei Gymnasiasten im Vergleich zu der bei Hauptschülern dadurch zu geringeren Ergebnissen führen, dass Gymnasiasten die soziale Erwünschtheit in ihrem Antwortverhalten klugerweise mitantizipieren. Fragen zum tatsächlichen Verhalten sind häufig nur durch teilnehmende Beobachtung zu beantworten.

Es gibt jedoch auch Probleme, zentrale Fragen sowie Lösungsvorschläge dazu, für die die empirische Basis zwar sehr dünn ist, für die aber trotzdem Entscheidungen notwendig und ein Handeln unerlässlich ist. Es gilt also zu diskutieren, wie z.B. beim Thema "Gewaltdarstellung im Fernsehen" weiterhin zu verfahren ist, wenn die empirische Forschungslage strittig, widersprüchlich und nicht eindeutig ist. Am Thema Gewaltdarstellung im Fernsehen und deren Auswirkungen auf das Verhalten von Jugendlichen wird dies besonders deutlich. Wie die Frage nach der pädagogischen und didaktischen Einflussmöglichkeit dann diskutiert werden kann, ist für den Unterricht eine nicht einfache, aber sicherlich sehr lohnende und interessante Aufgabenstellung.

 

 

 

 
 

www.projekt-wahlen2002.de und www.forschen-mit-grafstat.de sind Projekte
der Bundeszentrale für politische Bildung
www.bpb.de Koordinierungsstelle Medienpädagogik/Fachbereich Multimedia
Projektkoordination: Tilman Ernst und des Teams von
www.pbnetz.de an der Universität Münster
unter der Leitung von Dr. Wolfgang Sander, Andrea Meschede und Ansgar Heskamp.

Bundeszentrale für politische Bildung

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