Schulimage
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
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 Einleitung: Aktualität und Relevanz des Themas
 

In den 80er Jahren hätte das Ansinnen, für eine Schule eine Imagestudie durchzuführen, nicht nur bei Pädagogen Kopfschütteln verursacht. Warum auch hätte sie durchgeführt werden sollen? Bei der Schulleitung und bei den Lehrern war das Vertrauen in die Wirkung guter pädagogischer Arbeit ungebrochen. Wenn denn dann einmal Pannen passiert sein sollten (z.B. durch problematisches Lehrerverhalten oder durch Alkohol- oder Rauschgiftprobleme an der Schule) wurden diese erfolgreich heruntergespielt und die damit verbundene Problematik "intern" geklärt. Beim schulischen Personal war ein ausgesprochen gutes Gespür dafür entwickelt, alles zu vermeiden, was dem Image der Schule schaden könnte. Außerdem wurde eine dezente Öffentlichkeitsarbeit in den lokalen Medien durchgeführt und auf beachtenswerte, positive Schulaktivitäten, z.B. auf Preisgewinne bei Schulwettbewerben hingewiesen. Gezielte Imagekampagnen waren im öffentlichen Schulsektor völlig unüblich. (Bei privaten Trägern sah dies damals schon etwas anders aus.)

Die Ökonomisierung unserer Gesellschaft hat auch die sozialen und kulturellen Berufe und Institutionen erfasst. Heute muss eine Sozialarbeiterin die Sozialhilfeempfänger als "Kunden" betrachten, die Ansprüche auf Dienst- und Sachleistungen haben. Theater werden von Unternehmensberatern auf Rationalisierungsgewinne hin durchleuchtet; für Museen werden Pläne zur Organisationsentwicklung aufgestellt. Das Schulsystem kann hier in den Augen der Schulverwaltung nicht abseits stehen; es muss ebenfalls Innovationsbereitschaft signalisieren. Bisherige Reformstrategien, die sich auf die Verbesserung der Inhalte und Curricula konzentrierten, sind weitgehend ausgereizt; außerdem kann durch Aktivitäten auf diesem Gebiet der entsprechende Modernitätsnachweis nur schwerlich erbracht werden. Für große organisatorische Reformen der Schulen (z.B. die Verbesserung der Lehrer-Schüler-Relation, Verstärkung von Fördermaßnahmen zur Erhöhung der Durchlässigkeit etc.) fehlt dagegen das Geld. Reformen dieser Art fallen aus. Von daher stellen Bemühungen um die Pflege des Schulimages eine hervorragende Strategie im schulischen System dar, die wenig Geld kosten an die Basis verlagert werden können, was die konkrete Arbeit angeht, und zugleich eine enorme Wirkung hinsichtlich der öffentlichen Bewusstseinsbildung verspricht. Ob sich die Qualität der Schule durch Maßnahmen zur Verbesserung des Schulimages unbedingt im Gleichtakt verbessert, darf bezweifelt werden. Trotz dieser Skepsis aus pädagogischer Sicht gibt es durchaus gute Gründe, sich mit dem Schulimage in der Gegenwart auseinanderzusetzen und für den Einzelfall jeweils zu prüfen, ob nicht Aktivitäten in diese Richtung in begrenztem Maße erfolgreich dazu beitragen können, Probleme der einzelnen Schule besser zu lösen. Anhand von drei typischen Fällen möchte ich dies verdeutlichen.

Fall 1:
Eine Schule hat bisher gute pädagogische Arbeit geleistet. Lehrer, Schulleitung und Eltern haben insgesamt den Eindruck, dass ihre Kinder an der Schule gut unterrichtet und pädagogisch gefördert werden. Jedoch leidet die Schule weiterhin im schulischen System der Stadt/ des Ortes unter ihrem schlechten Image, da sie z.B. eine Reihe von Skandalen (z.B. wegen eines schlechten Schulleiters, wegen problematischen Schülerverhaltens etc.) zu verkraften hatte. Die Konkurrenz zu anderen Gymnasien trägt dazu bei, dass die Anmeldezahlen auf niedrigem Niveau stagnieren. Eine solche Schule wäre gut beraten, sich mit dem Image der eigenen Schule intensiv auseinanderzusetzen und Maßnahmen zu überlegen, wie sie das Image der Schule in der lokalen Öffentlichkeit gezielt verbessern könnte.

Fall 2:
Die Lehrerinnen und Lehrer sowie die Schulleitung innerhalb einer Schule befinden sich insgesamt in einer Umbruchsituation. Es herrscht der Eindruck vor, dass in der Schule Stagnation herrscht und das alte Profil der Schule unklar geworden ist, dass aber die Vorstellungen über das Neue sehr weit auseinanderklaffen. Es besteht sogar die Gefahr, dass z.B. Naturwissenschaftler und Geisteswissenschaftler aneinandergeraten. Es ist sehr schwer, den sich hier anbahnenden Entscheidungskonflikt nur nach internen fachlichen Gesichtspunkten zu entscheiden. Unter diesen Bedingungen bietet es sich an, dass die Schule auch darüber nachdenkt, wie das zu entwickelnde Schulprofil und Schulprogramm in die gesamte Bildungslandschaft einer Stadt/ eines Ortes passt. Dazu gehört es, dass das Image der eigenen Schule bei den eigenen Schülern und Schülerinnen untersucht wird und mit dem anderer Schulen nach Möglichkeit verglichen wird. Auf der Basis solcher empirischen Befragungen ist es sicherlich nicht unmittelbar möglich, ein Schulprofil und ein Schulprogramm zu entwickeln, aber diese Daten können wesentliche Anhaltspunkte bieten, um wichtige Entscheidungen über Schwerpunktsetzungen und Profilbildung intern zu diskutieren. Schon diese Berücksichtigung relevanter Daten zum momentanen Image einer Schule würde die schulinterne Auseinandersetzung etwas verobjektivieren und dazu führen, dass Interessen von Eltern und Schülern (jetzigen und zukünftigen) stärker berücksichtigt werden (Adressatenorientierung). Auch hier würde es sich anbieten, in begrenztem Umfang eine Imagestudie durchzuführen und - was besonders wichtig ist - die dort erhobenen Daten, Tabellen und Grafiken zunächst einmal zur internen Klärung des Entscheidungsprozesses zur Verfügung zu stellen. Öffentlichkeitsarbeit käme hier erst an zweiter Stelle zum Tragen, nämlich dann, wenn der schulinterne Meinungsbildungsprozess über eine Profilentwicklung weitgehend abgeschlossen ist. Dann wäre der Verweis auf die durchgeführte Imagestudie eine sehr starke Akzentuierung und Verbesserung der hier stattgefundenen internen Arbeit.

Fall 3:
Schüler und Schülerinnen möchten in Verbindung mit engagierten Lehrern eine Projektarbeit von der Dauer eines Jahres durchführen. Diese Projektarbeit war bisher weitgehend in den Bereichen Biologie (wir übernehmen die Patenschaft für einen Teich) oder in den Bereichen Geographie (wir untersuchen den Einzugsbereich der Schüler unserer Schule innerhalb der letzten 10 Jahre) oder dem Bereich der Geschichte (wir erstellen eine Ausstellung zur Geschichte unserer Schule im Dritten Reich) angesiedelt. Das Fach Sozialwissenschaft könnte hier nun das zusätzliche Angebot machen, für die Schule eine nach ausgewählten Gesichtspunkten akzentuierte Imagestudie durchzuführen. Die zu erhebenden Daten könnten für Schüler, Lehrer und die Schulleitung wichtige Informationen darstellen. Da eine gewisse Gelassenheit an der Schule herrscht und die Gefahr imageschädigenden Verhaltens nicht gegeben ist, könnte dieses Vorhaben auf wohlwollende Unterstützung seitens der Lehrer und der Schulleitung stoßen. Ein solches Vorhaben gehört dann gleichsam zur Normalität des Schullebens, hat allerdings den Vorteil, dass Schüler Methoden und den Einsatz neuer Technologien kennenlernen, in Grundlagen der empirischen Sozialforschung eingeführt werden und einen handlungs- und produktorientierten Unterricht kennenlernen. Die Themen- und Fragestellungen sind daher vor der Befragung mit der Schulleitung, Lehrern und Schülern abzuklären.

(PD Dr.Wolfgang Sander)
 

 

 

 
 

www.projekt-wahlen2002.de und www.forschen-mit-grafstat.de sind Projekte
der Bundeszentrale für politische Bildung
www.bpb.de Koordinierungsstelle Medienpädagogik/Fachbereich Multimedia
Projektkoordination: Tilman Ernst und des Teams von
www.pbnetz.de an der Universität Münster
unter der Leitung von Dr. Wolfgang Sander, Andrea Meschede und Ansgar Heskamp.

Bundeszentrale für politische Bildung

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