"Die Zeitung ist (...) ein unentbehrliches Mittel der Verständigung (...) in
der Gesellschaft: ein Mittel der Information, der Meinungsbildung und der Unterhaltung.
(Brand, Peter und Schulze, Volker 1993, S. 8). Eine ausschließliche Analyse,
die sich an der Mediennutzung orientiert, greift allerdings zu kurz. Zum Verständnis
einer Tageszeitung kann einerseits die kritische Lektüre, der Blick hinter die
Kulissen oder eine empirische Analyse der inhaltlichen und formalen Gestaltung
einer Zeitung dienen. So versteht sich die vorliegende Sequenz als Teil der
Medienpädagogik, in dem sich der Lernende über mediale Kommunikationsprozesse
informiert, Vermutungen über die inhaltliche Gestaltung der Zeitung formulieren
und diese mittels empirischer Daten kritisch analysieren lernt, um so Medien-
und Handlungskompetenz zu gewinnen. Dabei geht es nicht zuletzt auch um Wissen
über das Zeitungswesen, die redaktionelle Arbeit vor Ort und die gegenseitige
Abhängigkeit von Politik und Presse.
Konkretisiert werden sollen diese Erkenntnisse an einer Untersuchung der politischen
Berichterstattung in der Tageszeitung zu Wahlkampfzeiten. Denn trotz der Unabhängigkeit
und Überparteilichkeit der Lokalpresse, wie sie häufig im Titelkopf beschworen
wird, lässt sich oftmals eine politisch gefärbte Berichterstattung ausmachen.
Dies mündet nicht selten in dem Ruf, die eine Zeitung sei mehr rechts, die andere
mehr links. Diese politische Färbung einer Zeitung muss sich auch in der äußeren
Gestaltung niederschlagen, muss also messbar sein. Da zu Wahlkampfzeiten von einer
erhöhten politischen Berichterstattung auszugehen ist, bietet sich ein solcher
Zeitpunkt für die empirische Analyse der Art und Weise, wie über politische
Ereignisse berichtet wird, besonders an.
Durch den Einsatz des Computerprogramms GrafStat sollen methodische Kenntnisse
der quantitativen Inhaltsanalyse sowie grundlegende informationstechnologische
Kenntnisse gewonnen und genutzt werden. Die öffentliche Darstellung und Diskussion
der Ergebnisse aus der Analyse örtlicher Tageszeitungen bietet die Möglichkeit,
die Schule zu öffnen und den Lernprozess mit der außerschulischen Wirklichkeit
in Verbindung zu setzen. Dies bedeutet auch immer Erfahrungen über die Organisation
eigener Kommunikationsbedürfnisse und damit erweiterte Kenntnisse über Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit.
Die weiteren Ausführungen gliedern sich in einen informierenden fachwissenschaftlichen
Teil, dem konkrete Vorschläge zur didaktischen Umsetzung folgen. Danach werden
ausgesuchte Arbeitsmaterialien angeboten und weiterführende Veröffentlichungen
benannt.