Zeitungsanalyse
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
 Planungshinweise
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


 Vorbemerkung
 

Trotz oftmals einseitiger Stellungnahmen in den Kommentarspalten charakterisieren sich Tageszeitungen im Titelkopf oft selbst als unabhängig, überparteilich oder weltanschaulich neutral. Dennoch wird fast allen Zeitungen eine politisch tendenziöse Berichterstattung, der man eigentlich weitgehende Objektivität abverlangt, nachgesagt. Dies mündet nicht selten in dem Ruf, die eine Zeitung sei mehr rechts, die andere mehr links.

Wird sich der politische Hang von Redakteuren und Redaktion, Herausgebern und Verleger auch nicht in jedem Artikel nachweisen lassen, so ergibt eine Langzeitanalyse doch wohl einen begründeten Aufschluss beispielsweise über die Rechts- oder Linkslastigkeit und einen vorherrschenden Wirtschafts- oder Sozialliberalismus. Das Luxusgut eines pluralistischen Meinungsspektrums scheinen sich nur die wenigsten Publizisten leisten zu können beziehungsweise leisten zu wollen. Inwieweit dafür auch eine Leserschaft mitverantwortlich ist, die in der gewohnten Morgenlektüre einer Tageszeitung lieber eigene Ansichten bestätigt haben möchte als sich ständig über eine Berichterstattung, die nicht im Einklang mit der eigenen Meinung steht, aufregen zu müssen, kann hier nicht diskutiert werden.

Deutlich und damit für Jugendliche leichter zu analysieren wird der Standpunkt einer Tageszeitung vor allem in Wahlkampfzeiten. Sie sorgen auch durch eine deutlich erhöhte Medienpräsenz aller Parteien und ihrer Kandidaten für eine hohe Materialfülle und damit gegebenenfalls für Repräsentativität beziehungsweise gesteigerte Aussagekraft der ermittelten Ergebnisse.

Ohnehin ist ein erhöhter Datensatz hilfreich, wenn es darum geht, die politische Grundfarbe einer Zeitung zu erschließen. Schließlich ist davon auszugehen, dass politische Tendenzen im Nachrichtenteil nicht offen hervortreten. Ist es für Jugendliche noch möglich, aus den Kommentarspalten Tendenzen herauszulesen, so wird im folgenden am Beispiel erläutert, wie sich mittels der quantitativen Inhaltsanalyse dem interessierten Laien die Möglichkeit eröffnet, eher indirekt vorliegende Tendenzen einer Tageszeitung direkt zu lokalisieren.

Damit ist auch deutlich, was die vorliegende Unterrichtssequenz nicht leisten kann. So müssen die Jugendlichen beispielsweise darauf verzichten, herauszustellen, ob nicht etwa die Themenauswahl bereits eine Wertung darstellt und eine politische oder weltanschauliche Gruppierung unterstützt. Sicherlich wäre eine Antwort darauf ebenso interessant wie Einblicke in Auswahlverfahren und die Einstellungspraxis für Redakteure sowie deren persönliche parteipolitische Präferenzen. Selbst wenn damit die Aussagekraft der quantitativen Inhaltsanalyse gestärkt würde, wäre es eine zweite Fragestellung, die eine zweite Erhebung erfordert und deshalb mit der primären Fragestellung nicht zu vereinbaren ist. Aber auch die bloße Inhaltsanalyse selbst wird Einsichten vermitteln, die vielleicht davor schützen, den Manipulationstechniken, die doch so durchschaubar erscheinen, auf den Leim zu gehen.


 

 

 

 

 
 

www.projekt-wahlen2002.de und www.forschen-mit-grafstat.de sind Projekte
der Bundeszentrale für politische Bildung
www.bpb.de Koordinierungsstelle Medienpädagogik/Fachbereich Multimedia
Projektkoordination: Tilman Ernst und des Teams von
www.pbnetz.de an der Universität Münster
unter der Leitung von Dr. Wolfgang Sander, Andrea Meschede und Ansgar Heskamp.

Bundeszentrale für politische Bildung

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kombiniertes Print- und CD-ROM Produkt mit dem Titel
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