Ausgangspunkt einer Inhaltsanalyse ist immer eine Fragestellung, die es zu
beantworten gilt, oder eine Hypothese, die empirisch überprüft werden soll.
Im vorliegenden Fall beispielsweise die Hypothese, Zeitung X bevorzugt Partei
A. Für eine solche Erhebung müssen bestimmte Merkmale ermittelt und auf Häufigkeit,
Ort sowie Art und Weise ihres Erscheinens untersucht werden (vgl. Materialteil).
Damit kann in der Regel eine Aussage über die Bedeutung des Inhalts gemacht
werden.
Ziel dieser Analyse ist es, etwas über häufig versteckt plazierte und geäußerte
Meinung und vor allem Intention des Verfassers einer Mitteilung in Erfahrung
zu bringen (Eine umfangreiche Darstellung zu Theorie und Praxis, Methode und
Zukunft der Inhaltsanalyse findet sich bei Merten 1995 und Friedrichs 1990).
Generell sollte sich die Auswahl, Erhebung und Interpretation der benötigten
Daten aus dem sozio-kulturellen Bereich weitgehend am Objektiven orientieren.
Subjektive Einflüsse, die von der Person des Durchführenden ausgehen könnten,
sollten ferngehalten werden.
Die quantitative Inhaltsanalyse ist eine Methode der empirischen Sozialforschung,
die neben anderen wie der Befragung, der Beobachtung, dem Experiment oder der
Gruppendiskussion steht. (Als einführende Literatur zu diesem Komplex sei Friedrichs
1990 empfohlen). Mit dem Einsatz dieser Methoden wird die Erhebung von objektiven
Gegebenheiten, subjektiven Faktoren und realen Verhaltensweisen durchgeführt.
Am Ende führt die abschließende Interpretation nicht selten zur Entwicklung,
Bestätigung oder Korrektur von Handlungsprozessen.
Die quantitative Inhaltsanalyse wird seit jeher u.a. in der Kommunikationsforschung
eingesetzt. Dabei geht es generell darum, Mitteilungen jeglicher Art, zum Beispiel
eben auch aus Tageszeitungen, Hörfunk- und Fernsehprogrammen, repräsentativ
und systematisch zu untersuchen. Diese Mitteilungen können selektiv ausgewertet
werden, beispielsweise nach Inhalt (Berichterstattung über eine Partei)
oder Erscheinungsdatum (vor oder nach einem bestimmten Ereignis, hier Wahltermin).
Dabei werden die gewonnenen Erkenntnisse in Ziffern umgewandelt, was allerdings
nicht frei von Problemen ist: Denn unabhängig von der jeweiligen Untersuchung
suggeriert eine numerische Ergebnisdarstellung Zuverlässigkeit, Vergleichbarkeit
und Objektivität, die nicht unbedingt gewährleistet sind. Außerdem
erlaubt die einmalige Transformation in Ziffern keine Rückschlüsse
darauf, ob in Anbetracht der zu überprüfenden Hypothesen die Auswahl
der Kriterien adäquat war beziehungsweise ob wirklich ausschließlich relevante
Daten erhoben worden sind.
Probleme einer Analyse
Am Beispiel der Analyse politischer Berichterstattung in Tageszeitungen zu
Wahlkampfzeiten seien diese Probleme erläutert: Aus der häufigeren
Erwähnung einer Partei in einer Zeitung darf weder geschlossen werden,
dass diese Partei politisch aktiver ist, noch dass die Zeitung, die über
diese Partei häufiger berichtet, dieser Partei näher steht. Denn möglicherweise
erfährt diese Partei die Unterstützung einer hervorragenden Abteilung
für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die in der Lage ist, häufig
Headlines zu produzieren. Eventuell sind es auch nur einzelne Vertreter dieser
Partei, die mit ihrer schillernden Erscheinung oder häufigeren Auftritten
in der Öffentlichkeit für ein erhöhtes Publikumsinteresse sorgen.
Generell erfahren die Parteien, die die Regierung stellen, mehr Publizität,
so dass hier der Grund für die stärkere Präsenz in den Medien
zu suchen ist.
Daneben ist auch aus einer quantitativen Dominanz in der Medienpräsenz
noch kein Schluss zu ziehen, weil die qualitative Dimension dabei nicht berücksichtigt
worden ist. Eine Tageszeitung, die über einen längeren Zeitraum beispielsweise
menschenverachtende und gegen ein Grundrecht verstoßende Aktivitäten einer
extremen Partei darstellt und eine Diskussion über dieses Thema in ihrer
Leserbriefkolumne gestattet, wird zweifelsfrei dieser Partei im Vergleich zu
anderen eine vergleichsweise hohe Häufigkeit der Nennung einräumen.
Der Schluss daraus, die Redaktion hege Sympathie für diese Partei, oder
diese Partei sei derzeit populär, wird sich nicht halten lassen, wenn man
auch die Qualität der Artikel untersucht. Dabei wird herauskommen, dass
es neben der neutralen Berichterstattung auch unterstützende beziehungsweise
ablehnende Tendenzen gibt. Damit wird eine quantitative Analyse qualitativ aufgewertet.
Die qualitative Dimension erneut quantitativ auszudrücken, wird eine Aufgabe
sein, der die nachfolgenden Sequenz gerecht werde muss, wenn das Programm GrafStat
konsequent angewendet werden soll. Im Prinzip bedeutet dies die Betonung der
Erhebungskriterien von Nr. 13 bis 19 (siehe M 03.02
Erhebungsbogen), mit denen die in einem Artikel deutlich werdende Bewertung
einer Partei erfasst und qualitativ dargestellt wird.