Fremdenfeindlichkeit
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
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 Baustein 2: Stimmen die Vorurteile gegenüber Ausländern?
 

 Medien
 
 

Eingeleitet durch Zitate aus dem im Einstieg einsetzbaren Kurzfilm 'Schwarzfahrer' erfolgt die Überprüfung der typischen Einstellungen gegenüber Ausländern auf ihren faktischen Gehalt. Diese kann von den SchülerInnen in Gruppenarbeit durchgeführt werden, fünf Arbeitsgruppen beschäftigen sich jeweils mit einer der folgenden fünf Fragen und stellen ihre Ergebnisse und ihre gewonnene Meinung zu der Ausgangsfrage anschließend dem Plenum vor.

'Man weiß ja schon bald nicht mehr, in welchem Land man lebt!'
zur Frage: Auf welchen Tatsachen basieren Überfremdungsängste?

Um dieser Frage nachzugehen, muss zunächst geklärt werden, wer überhaupt Ausländer ist. Da nämlich nicht jede Person, die von den SchülerInnen wegen ihres Aussehens etc. als Ausländer betrachtet wird, auch Ausländer - also 'Nicht-Deutsche(r) im Sinne des Gesetzes' ist, muss zunächst Artikel 116(1) des Grundgesetzes (M 02.01) bekannt sein. So werden z.B. Menschen anderer Herkunft, die sich haben einbürgern lassen, als Deutsche natürlich in den Statistiken über Ausländer in Deutschland nicht berücksichtigt. M 02.01 bietet auch eine Erläuterung der Begriffe „Gastarbeiter', „Flüchtlinge' und „Aussiedler'. An dieser Stelle sei auch auf Baustein 11 hingewiesen, der das geänderte Staatsbürgerschaftsrecht behandelt.

Anhand der Materialien M 02.02 bis M 02.05 können die SchülerInnen nun untersuchen, woher die hier lebenden Ausländer ursprünglich kommen, wie sich die Anzahl der Ausländer in Deutschland im Laufe der Jahre entwickelt hat, wie hoch der Ausländeranteil in den einzelnen Bundesländern ist und wie hoch ihre durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Deutschland ist.

'Wer von unseren Steuern profitiert ...'
zur Frage: Belasten Ausländer das Sozialsystem?

Mit Material M 02.06 lassen sich Ausgaben und Einnahmen, die Deutschland durch Zuwanderer entstehen, exemplarisch bilanzieren (Das RWI errechnete einen Überschuss von 41 Milliarden DM). Anhand dieses Textes kann auch noch einmal die Unterscheidung von ausländischen Arbeitnehmern, Aussiedlern und Asylbewerben zum Thema gemacht werden, die Berechnung des RWI beinhaltet beispielsweise keine Angaben über die Kosten, die Asylbewerber verursachen. Es wäre zu prüfen, ob hier weiteres Zahlenmaterial erforderlich ist, um die Frage zu beantworten. Aber kommt es darauf an, um zu einem Urteil zu kommen?

Fazit der Untersuchung: Auch wenn man die 'öffentlichen Ausgaben' für Asylbewerber hinzunimmt, ist in ökonomischer Hinsicht immer noch ein positiver Ertrag durch die Zuwanderung von Ausländern zu verzeichnen.

'Jetzt, wo wir selber so viele Arbeitslose haben!'
zur Frage: Nehmen die Ausländer Deutschen die Arbeitsplätze weg?

Die Beantwortung erfolgt mit Hilfe des Textes M 02.07. Interessantes Ergebnis: Ausländer tragen zusätzlich zur Entlastung auf dem Arbeitsmarkt bei, da der Anteil der Unternehmensgründungen bei den Ausländern zunimmt, insbesondere im Bereich der Gastronomie. Eine Restaurationskultur ohne Italiener, Türken, Griechen und Chinesen wäre heute in Deutschland nicht mehr denkbar. Am Beispiel türkischer Selbständiger und Betriebe in Deutschland bieten M 02.08 und M 02.09a-e Zahlenmaterial zum Beitrag ausländischer Unternehmen zur deutschen Volkswirtschaft.

'... als man den Türken unter uns die Wohnung gegeben hat!'
zur Frage: Verursachen Ausländer Probleme auf dem Wohnungsmarkt?

44,3% der Deutschen stimmen dieser Aussage teils bis völlig zu. Die tatsächliche Lage sieht anders aus, viele Deutsche würden nicht mit den Wohnbedingungen der Ausländer tauschen wollen (M 02.10). Deutsche verfügen über das achtfache der Wohnungsgröße gegenüber Asylbewerbern und auch gegenüber ausländischen Arbeitnehmern über einen wesentlich größeren Wohnkomfort, wie M 02.11 zeigt.

Fazit: Abgesehen von Einzelfällen nehmen Ausländer den Deutschen keine Wohnungen weg.

'Ich trau' mich ja schon nicht mehr auf die Straße, wenn's dunkel wird!'
zur Frage: Sind Ausländer krimineller als Deutsche?

17% der Befragten stimmen laut ALLBUS diesem Item zu. Die Kriminalstatistik in M 02.12 besagt, dass einerseits der Prozentsatz der tatverdächtigen Ausländer relativ hoch liegt, dass aber andererseits der Tatverdacht gegenüber Ausländern wesentlich schneller ausgesprochen wird. In den Zeitungen wird häufiger darüber berichtet, außerdem gibt es Straftaten, die typischerweise nur von Ausländern begangen werden können.

Den richtigen Umgang mit der Kriminalstatistik versucht auch M 02.13 zu vermitteln, M 02.14 verdeutlicht noch einmal knapp und deutlich die Gefahr eines unreflektierten Fazits aus der Kriminalstatistik.

Fazit: Letztendlich kann man nicht berechtigerweise davon sprechen, dass die Kriminalität der Ausländer größer ist als die der Deutschen.

Fazit der Überprüfung der Einstellungen

Unter Berücksichtigung einzelner Modifikationen und Differenzierungen und bei gewissen Vorbehalten gegenüber der Quellenlage kann man insgesamt sagen, dass die Items, in denen die typischen Vorbehalte gegenüber Ausländern zum Ausdruck kommen, faktisch keine Grundlage haben.

 

 

 

 
 

www.projekt-wahlen2002.de und www.forschen-mit-grafstat.de sind Projekte
der Bundeszentrale für politische Bildung
www.bpb.de Koordinierungsstelle Medienpädagogik/Fachbereich Multimedia
Projektkoordination: Tilman Ernst und des Teams von
www.pbnetz.de an der Universität Münster
unter der Leitung von Dr. Wolfgang Sander, Andrea Meschede und Ansgar Heskamp.

Bundeszentrale für politische Bildung

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