Idee dieses fakultativen Bausteins ist es zum einen, die betroffenen Menschen
selbst einmal ausführlich zu Wort kommen zu lassen, und zum anderen, die Jugendlichen
dazu zu bringen, einen Perspektivenwechsel zu vollziehen.
Die Perspektiven der ersten Generation ausländischer Arbeitnehmer, die ursprünglich
häufig nur für einen begrenzten Zeitraum nach Deutschland zu kommen gedachten
und geblieben sind (hier am Beispiel des Arbeiters Bozkir, M
05.01), unterscheiden sich zweifellos von denen junger 'Deutschtürken' beispielsweise,
die hier geboren und aufgewachsen sind und sich dementsprechend oft wie 'zwischen
zwei Welten' fühlen. Dies wird in dem Interview mit ausländischen Jugendlichen
(M 05.02) und dem Gedicht 'Ausweg' (M
05.03) deutlich.
Sichtweisen und biographische Erzählungen der ausländischen MitschülerInnen
zu bestimmten Problemen, Erlebnissen und Erfahrungen sind ebenfalls ein guter
Ausgangspunkt. Zum anderen kann vor allem durch M 05.01 systematisch in das
soziologische Konzept des Symbolischen Interaktionismus eingeführt werden, da
dieser Ansatz sich für die Interpretation der hier zur erörternden Probleme
besonders eignet. Wenn dieser Ansatz in einem anderen Zusammenhang schon erarbeitet
worden ist, wird es sich hier besonders anbieten, in diesem Kontext noch einmal
darauf zurückzugreifen.
Durch dieses Konzept wird, wenn man die Vorzüge auf eine kurze Formel bringen
will, auch für Jugendliche nachvollziehbar, dass die gesellschaftliche Konstruktion
von Wirklichkeit als ein dynamischer und gestaltbarer Prozess begriffen werden
kann und welche Möglichkeiten einzelne wie auch Gruppen haben, sich in diesen
Prozess zum Beispiel über mediale Präsentation (Defintion der Situation) einzumischen.
Dieses Konzept bietet eine sozialwissenschaftliche Grundlage, um Erklärungsansätze
und auch Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.