Die Attraktivität des Unterrichtsfaches Politik/Sozialkunde, insbesondere des
Unterrichtsangebotes zu den 'politischen Wahlen', kann in erheblichem
Maße dadurch gesteigert werden, dass den Jugendlichen motivierende Aufgaben
gestellt und Raum für Eigenaktivitäten geschaffen wird.
Die auf die Unterrichtsreihe 'Bundestagswahl 2002' bezogenen 46 unterrichtsmethodischen
Vorschläge haben das Ziel, die methodischen Handlungsmöglichkeiten der Lehrperson
deutlich zu erhöhen. Ein weiterer Vorteil der methodischen Vielfalt: Die an
einem Thema exemplarisch erlernten methodischen Fähigkeiten und Fertigkeiten
lassen sich auf andere Themen der politischen Bildung übertragen. Zudem bietet
sozialwissenschaftlicher Unterricht die Chance, empirisch-analytische Denkweise
der naturwissenschaftlichen Fächer und die hermeneutische Zugangweise der Geisteswissenschaften
miteinander zu verbinden und dadurch die Methodenkompetenz der Schüler/innen
insgesamt zu fördern. Jugendliche, die am konkreten Fall ihre methodischen Kompetenzen
entwickelt haben, sind urteils- und handlungsfähige Subjekte, die sich in politischen
Entscheidungsfällen verantwortungsvoll verhalten können.
Die auf dieser CD-ROM vorgestellten Methoden umfassen Beispiele aus den Bereichen
Informationsgewinnung und -verarbeitung, Recherche, Üben/Wiederholen und Argumentation.
Als Makromethoden werden beispielsweise Interviews, Artikel für die Schüler-
bzw. Lokalzeitung schreiben, Radiobeitrag produzieren oder auch die Wahlprognose
mit GrafStat vorgestellt. Den Abschluss einer Projektreihe kann eine Qualitätskontrolle
durch die Projektevaluation bilden. Zu den 46 Methoden gibt es jeweils didaktische
Hinweise für die Lehrpersonen und thematisch ausgerichtete Arbeitsblätter für
die Schüler/Schülerinnen, die als PDF-Dateien zum Ausdruck zur Verfügung stehen.
Die hier praktizierte Vielfalt der Unterrichtsmethoden wird konkret bezogen
auf das Thema 'Bundestagswahl 2002'.
Urteilsbildung
Außerdem wird das schwierige Thema angegangen, wie Urteilsbildung
in der politischen Bildung methodisiert werden kann. Gerade dieser Beitrag trägt
zur Stärkung des handelnden Subjektes bei und festigt außerdem die Stellung
des Faches im Curriculum der Schule. Hier wird erstmals der methodische Nachweis
erbracht, wie Urteilsbildung im Unterricht didaktisiert werden kann. Gleichzeitig
wird das Überwältigungsverbot der politischen Bildung und der Grundsatz beachtet:
Was in der Gesellschaft kontrovers ist, muß auch im Politikunterricht als Kontroverse
erkennbar sein. Umgekehrt werden Schüler in die Lage versetzt, politische Urteile
von Lobbyisten auf ihre Einseitigkeit hin zu analysieren und auf der Basis von
mehreren kontroversen Urteilen selber zu einer Einschätzung der Fakten und der
Kriterien, die für ein verantwortungsvolles Urteil relevant sind, zu kommen.
Die Qualität des Gesamturteils der Schülerinnen und Schüler kann auf diese
Weise sichtbar gesteigert werden. Zudem gelingt es, der Lehrperson Wege aufzuzeigen,
wie er/sie selber begründet einen Standpunkt (Urteil) in Bezug auf politische
Wahlen vertreten kann (wenn es erforderlich ist), ohne dadurch die Schüler/innen
in ihrer Urteilsbildung durch Parteilichkeit zu beeinflussen. Vielmehr kann
bei gekonnter methodischer Anlage des Unterrichtes ein Wettbewerb der 'Gerichtshöfe
der Vernunft' beginnen, bei dem nicht die Position oder Person zählt, sondern
die Tragfähigkeit der Argumente.