Didaktische Hinweise
"Die Erkundung ist eine geplante und methodisch organisierte Wirklichkeitsbegegnung
von Lernenden mit ihrer Umwelt. Mit Hilfe der Erkundung werden Sachverhalte
entdeckt, Hypothesen geprüft und wird Wissen auf seine Übereinstimmung
mit der Wirklichkeit überprüft. Die Erkundung ist interaktionell angelegt,
da die zu erforschenden Dinge aufgrund ihrer Komplexität eine arbeitsteilige
Untersuchung erfordern. Kennzeichnend sind weiterhin eine gemeinsame Planung,
ein Austausch der Wahrnehmungen im Anschluss an die eigentliche Erkundung sowie
eine gemeinsam erstellte Dokumentation. Da Erkundungsbereiche in der Regel nicht
für Lernvorgänge strukturiert sind, müssen sie erst didaktisch
erschlossen werden. Idealerweise geschieht dieses in der Planungsphase durch
die Lerngruppe. ( ... ) Das Erkunden verbindet konkretes und abstraktes Lernen.
Die Lernenden müssen Beobachtungskriterien entwickeln, Fragebögen
bzw. Interviewfragen konzipieren, Informationsgespräche führen, Protokolle
verfassen, Skizzen anfertigen, fotografieren, Informationen auswerten und reflektieren,
Texte formulieren und eine Dokumentation produzieren.
Die Erkundung fördert daher das Methodenlernen. In den verschiedenen Phasen
müssen die Schüler miteinander kommunizieren und kooperieren. Sie
schlüpfen in verschiedene Rollen (Interviewer, Berichterstatter, Gruppenleiter)
und haben erheblichen Anteil an der Vorbereitung und an der Auswertung. Ihre
Urteils- Entscheidungs-, Handlungs- und Reflexionsfähigkeit wird gestärkt."
Joachim Detjen, Erkundung/Sozialstudie/Praktikum, in: Mickel
1999, 397 - 403.
Einsatzmöglichkeiten
Die Erkundung ist anwendbar in der Sek. I und II. Das hier vorgeschlagene Ziel
der Erkundung sind die Informationsstände der Parteien während der Zeit des
Wahlkampfs. Durch den direkten Vergleich der Informationen an den Ständen, die
Art und Weise, wie um Wähler geworben wird, lassen sich wichtige Informationen
über den Wahlkampf gewinnen. Man kann die Wahlkampfmaterialien auch in der Schule
analysieren und vergleichen, allerdings bietet eine Realbegegnung einen intensiveren
Eindruck und erhöht die Motivation, sich mit den Broschüren und Materialien
auseinanderzusetzen. Diese Erkundung ist vorgesehen innerhalb des Bausteins
zum Wahlkampf. Sie kann auch - arbeitsteilig - nur von einer Schüler/innengruppe
durchgeführt werden. Sie sollte mit Hilfe des Methodenblattes sorgfältig vorbereitet
werden. Die zu stellenden Fragen ergeben sich aus den bereits erworbenen Kenntnissen
im Rahmen der Reihe Wahlen sowie aus aktuellen politischen Fragen.
Literatur
Wolfgang W. Mickel (Hrsg. ), Handbuch zur politischen Bildung, Schriftenreihe
der Bundeszentrale für politische Bildung Band 358, Bonn 1999.
Franz. Josef E. Becker, Politisches Lernen durch Realbegegnung. Zur Methode
von Erkundung und Befragung, in: Bundeszentrale für politische Bildung
(Hrsg.), Methoden in der politischen Bildung - Handlungsorientierung, Bonn 1991.