Didaktische Hinweise
Die Gruppenarbeit ist eine der grundlegenden Sozialformen des Unterrichts,
die aber meist weit weniger zum Einsatz kommt, als die Partner- und Einzelarbeit.
Gruppenarbeit gilt zu Unrecht oft als ergebnisarm und chaotisch sowie schwer
zu bewerten. Das muss nicht so sein. Wie bei allen Methoden kommt es auf das
schrittweise Einüben und auf die Vertrautheit, die die Lerngruppe damit hat,
an. So wird sich nach der ein oder anderen unruhigen Anfangsstunde bei einer
erfahrenen Lerngruppe ein produktives und schülerorientiertes Arbeiten ergeben.
Besonders Hilbert Meyer weist auf die pädagogischen Vorzüge der Gruppenarbeit
hin: Ein sicherlich zutreffendes Argument ist die höhere Anzahl der Beteiligten
als beim Frontalunterricht. Auch wenn sich in der Gruppe der ein oder andere
"Trittbrettfahrer" verstecken kann, so sind doch insgesamt mehr Schüler aktiv
und vor allem länger, als beim Frontalunterricht, der jedem Schüler/ jeder Schülerin
eine einminütige Redezeit zugesteht. Desweiteren können Schüler/innen, die sonst
eher still sind, in der Gruppenarbeit zum Reden (vor wenigen und gleichgestellten)
ermuntert werden. Die Schüler/innen lernen darüber hinaus, was für das spätere
Leben von großer Bedeutung ist, ihren Arbeitsprozess selbständig zu strukturieren.
Das kann mit zunehmender Offenheit der Aufgabenstellung gefördert werden. Auch
für den Lehrer/die Lehrerin hat diese Sozialform Vorteile: Er/sie kann sehr
wohl Arbeitsverhalten und Sozialverhalten der einzelnen Gruppen beobachten,
zum Teil genauer als es im Plenum möglich ist. Dies ist den Schüler/innen auch
klarzumachen, so dass sie erkennen, dass nicht nur das Endprodukt zählt, sondern
auch ihr Engagement in der Gruppe. Schließlich stellt eine Gruppenarbeitsphase
für den Lehrer/die Lehrerin eine Entlastung bzw. Abwechslung dar, da er/sie
aus der Rolle des Wissensvermittlers und Lenkers nun einmal die Rolle des Beratenden,
Organisierenden und Beobachtenden einnehmen kann. Dazu muss er/sie aber auch
bereit sein und die Zügel der Verantwortung etwas länger laufen zu lassen. Denn
Schüler/innen können nur selbständig werden, wenn ihnen diese Selbständigkeit
auch abverlangt wird. Dieses Ziel sollte (zumindest ab und zu) Prioriät haben
vor dem Anspruch des inhaltlichen Perfektionismus.
Die Schwierigkeiten für die Lehrperson sollten nicht verschwiegen werden: So
muss sie die Jugendlichen schrittweise mit der Methode vertraut machen und dann
im konkreten Fall die Arbeitsschritte antizipieren sowie begleiten
Einsatzmöglichkeiten
Diese Methode kommt in der Reihe mehrmals zum Einsatz. Wenn mit Hilfe des Methodenblattes
vor allem die Verteilung der Funktionen geklärt ist, kann die Gruppenarbeit
dann jeweils mit dem kurzen Hinweis "Legt fest, wer wofür zuständig ist!" angegangen
werden. Auf die Verteilung der Rollen ist zu achten, da so jede/r Schüler/in
eine "Zusatzaufgabe" bekommt, für die er/sie Verantwortung übernimmt. Wichtig
ist, den Schüler/innen klar zu machen, dass sie diese Aufgaben nicht von der
inhaltlichen Gruppenarbeit entbindet, dass also nicht nur Schreiber und Vortragende
die inhaltliche Arbeit erledigen. Möglich ist auch, dass der Lehrer/die Lehrerin
die Aufgaben festlegt und bei der nächsten Gruppenarbeit gezielt auf einen Wechsel
achtet. Einzusetzen ist die Gruppenarbeit in jeder Jahrgangsstufe.
Literatur
Hilbert Meyer, Unterrichtsmethoden. Theorie- und Praxisband, Scriptor Verlag
Frankfurt am Main 1987, S. 242ff, S. 256ff.
Udo Kliebisch/ Peter Schmitz, Methodentrainer. Arbeitsbuch für die Sekundarstufe
I Gesellschaftswissenschaften, Cornelsen Verlag Berlin 2001, S. 68ff.