rationaler Wähler
Theoretisches Konzept der Wahlforschung. Grundlage ist die Annahme, dass die
Wahlentscheidung so gefällt wird, dass der politische Nutzen aus der Regierungstätigkeit
der gewählten Partei maximiert wird.
Recall-Verfahren
Bei dem sogenannten Recall-Verfahren wird in den Fragebogen eine Erinnerungsfrage
eingebaut. Der Befragte soll z.B. angeben, für welche Partei er sich bei
der letzten Wahl entschieden hat. Der Vergleich mit dem tatsächlichen Wahlergebnis
erlaubt dann eine Kontrolle und entsprechende Gewichtung der Rohdaten. In der
Erinnerung überbewertete Parteien werden heruntergewichtet und umgekehrt.
(vgl. M 8.5)
Rechtsextremismus
Sammelbegriff für ein politisches Einstellungsmuster, zu dem (in unterschiedlichen
Ausprägungen) ein extremer Nationalismus, Antisemitismus und eine generelle
Ablehnung der demokratischen Ordnung gehören.
Rechtsnorm
Handlungsnorm, die in Gesetzesform die Unterscheidung zwischen "richtigem"
und "unrechtem" Handeln erlaubt.
Rechtsprechung
(rechtsprechende Gewalt, Judikative) Nach Art. 92 GG ist die rechtsprechende
Gewalt den Richtern anvertraut; sie umfasst danach alle Angelegenheiten, die
nach der Rechtsordnung persönlich und sachlich unabhängigen Richtern
(die frei von Weisungen und beruflichen Rücksichten sind und allein aufgrund
der Rechtslage entscheiden können) zur Erledigung zugewiesen sind. Ein
wesentliches Merkmal der Rechtsprechung besteht darin, dass sie zur Wahrung der
Rechtsordnung und zur Gewährung von Rechtsschutz, insbesondere zur Entscheidung
von Rechtsstreitigkeiten, erfolgt. Hauptaufgabe der Rechtsprechung ist, im Einzelfall
verbindlich zu entscheiden, was rechtens ist.
Regierung
[von lateinisch regere "lenken, herrschen"]: Bezeichnung
für das Leitungsorgan der Exekutive (in der BR Deutschland: Kanzler, Minister
und Verwaltung).
repräsentative Demokratie
In der repräsentativen Demokratie beratschlagt und entscheidet das Volk
nicht mehr selbst, sondern es wählt lediglich seine "Repräsentanten",
die anstelle der Wähler Beschlüsse fassen. Den Abgeordneten wird dabei
ein freier Verhandlungs- und Entscheidungsspielraum zugestanden, der es ihnen
ermöglicht, unter Berücksichtigung des Wählerwillens, aber ohne
Bindung an bestimmte Aufträge und wechselnde Wählerstimmungen selbstverantwortlich
Entscheidungen zu fällen, Kompromisse auszuhandeln und eine auf längere
Dauer (Wahlperiode) stetige Politik zu verfolgen.
repräsentative Wahlstatistik
Sonderauszählung bei Wahlen in Deutschland, mit deren Hilfe repräsentative
Ergebnisse nach Alter, Geschlecht, Erst- und Zweitstimme auf der Basis der Stimmabgabe
ermittelt werden. Für die Bundestagswahl 1994 wurde keine repräsentative
Wahlstatistik erstellt.
Repräsentativsystem
Regierungssystem, in dem die politische Herrschaft (Anordnungen und Kontrollen,
z.B. Gesetzgebung, Regierung und Verwaltung) durch gewählte Volksvertreter
(Repräsentanten) und von ihnen abhängige Organe wahrgenommen wird.
Rousseau, Jean-Jacques
[1712-1778], französischer Schriftsteller und Kulturphilosoph. Großes
Aufsehen erregte er mit der Behauptung, der kulturelle und gesellschaftliche
Fortschritt habe die Menschen nur verdorben; sie müssten wieder zu Freiheit,
Unschuld und natürlicher Sittlichkeit zurückfinden. Mit seiner Forderung,
die natürliche Rechtsgleichheit aller Menschen wiederherzustellen, wurde
er zu einem Wegbereiter der Französischen Revolution.
Sonntagsfrage
"Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, welcher Partei
würden Sie dann Ihre Stimme geben?" Diese Frage findet sich in dieser
Formulierung in allen Fragenbögen, die der Erstellung von Wahlprognosen
dienen.
SPD
Sozialdemokratische Partei Deutschlands, älteste deutsche Partei. Die
Wurzeln der SPD liegen in der Arbeiterbewegung.
Spitzenkandidat
Der Spitzenkandidat einer Partei ist der Bewerber für das höchste
Regierungsamt auf Bundes-, Landes- oder Kommunalebene.
Stammwähler
Wähler, der über einen längeren Zeitraum hinweg bei der Stimmabgabe
einer bestimmten Partei die Treue hält.
Stichprobe
Auswahl weniger Untersuchungseinheiten (z.B. Wähler) aus der Grundgesamtheit
(z.B. alle Wahlberechtigten), auf die sich die Fragestellung einer Untersuchung
richtet. Beim Quotenverfahren wird die statistische Repräsentativität
der Stichprobe dadurch angestrebt, dass sie nach sozialstatistischen Merkmalen
wie Alter, Geschlecht, Beruf und Einkommen, deren Verteilung bekannt ist, die
gleiche Zusammensetzung hat wie die Grundgesamtheit. Von den Ergebnissen der
Stichprobe ausgehend dürfen nur dann Aussagen über die Grundgesamtheit
gemacht werden, wenn die Stichprobe repräsentativ ist.
Stimmen-Splitting
Nach dem Wahlsystem in der Bundesrepublik Deutschland hat jeder Wähler
bei Bundestagswahlen zwei Stimmen. Diese zwei Stimmen geben dem Wähler
die Möglichkeit zum Stimmen-Splitting. Er kann seine beiden Stimmen verschiedenen
politischen Richtungen geben (M 4.14).