Wahl
Entscheidung zwischen mehreren Möglichkeiten. Liegt keine Alternative
vor, ist eine Abstimmung keine Wahl. Im engeren Sinne spricht man von Wahlen
bei der Berufung von Personen in bestimmte Stellungen - im Gegensatz zur Sachentscheidung
-, und dies auch nur dann, wenn die betreffenden Personen nicht von einem Vorgesetzten,
sondern einem Gremium (Wahlkörper, Wählerschaft) bestellt werden.
In Demokratien werden die wichtigsten Staatsämter in der Regel durch Wahlen
besetzt. So werden in parlamentarischen Regierungssystemen die Abgeordneten
zum Parlament gewählt, wobei das Wahlsystem ( Mehrheitswahl oder Verhältniswahl)
für die Zusammensetzung des Parlaments von großer Bedeutung ist.
Wählerwanderungsbilanz
Diese Bilanz soll Auskunft geben über die Wählerbewegungen zwischen
zwei Wahlterminen. Ausgehend von amtlichen Zahlen (über die letzten Wahlen,
über Erstwähler, Zu- und Weggezogene, Verstorbene) wird eingegrenzt,
welche verbleibenden Zahlen des Wahlergebnisses nur durch Wanderungen zwischen
den einzelnen Parteien entstanden sein können. Im Rückgriff auf Umfrageergebnisse
werden solche Wanderungswahrscheinlichkeiten dann geschätzt, was nicht
ganz unproblematisch ist.
Wahlforschung
bezeichnet den Versuch, das Wahlverhalten der Wahlberechtigten zu erklären.
In der Wahlforschung existieren dabei eine Reihe unterschiedlicher Theorieansätze
(z.B. rationaler Wähler).
Wahlbeteiligung
Prozentsatz derjenigen Wähler und Wählerinnen, die an der Wahl teilgenommen
haben, im Verhältnis zur Gesamtheit der Wahlberechtigten.
Wahlhochrechnung
Voraussage eines Ergebnisses bei Wahlen mit Hilfe von Computersimulation, wobei
von Teilergebnissen ausgewählter repräsentativer bestimmter Wahlbezirke
auf die Gesamtheit hochgerechnet wird.
Wahlkampf
Der Wahlkampf zwischen den verschiedenen Parteien stellt ein wichtiges Mittel
der politischen Willensbildung dar, um unmittelbar die Wähler und Wählerinnen
für die jeweilige Partei zu gewinnen. Dem Fernsehen kommt dabei eine besondere
Bedeutung zu. Im Wahlkampf gilt der Grundsatz der Chancengleichheit der politischen
Parteien.
Wahlkampfkostenerstattung
Bis Ende 1993 gewährte der Staat den Parteien Finanzierungshilfen für
die politische Arbeit auf der Grundlage des Wahlerfolgs, weil die Hauptaufgabe
der Parteien in der Führung von Wahlkämpfen gesehen wurde. Durch das
Urteil des BVerfG von 1993 wurde diese Praxis als nicht verfassungskonform beendet,
so dass nun der Wahlerfolg nur eines von mehreren Kriterien ist (neben Spenden
und Mitgliedsbeiträgen), das die Höhe der staatlichen Zuwendungen
an eine Partei bestimmt.
Wahlkampfmethode
Mittel der Beeinflussung (z.B. Fernsehspots) der Wählerschaft, um die
Stimmabgabe für eine bestimmte Partei zu erreichen (M 7.11).
Wahlkampfslogan
Werbeschlagwort oder -zeile im Wahlkampf.
Wahlkampfstrategie
Bezeichnung für die Gesamtheit der Planungen einer Partei, im Wahlkampf
die eigenen Themen den Wahlberechtigten zu vermitteln und damit Stimmen zu sammeln.
Wahlplakat
Plakat, welches im Wahlkampf eingesetzt wird, um für den jeweiligen Kandidaten
oder die jeweilige Partei zu werben.
Wahlprognose
Vorhersage von Wahlergebnissen aufgrund von Umfrageergebnissen. Meinungsforschung
Wahlrecht
Der Kreis der Wahlberechtigten und wählbaren Personen sowie das Wahlverfahren
werden durch Wahlgesetze bestimmt. Eine Wahlberechtigung für Ausländer
wurde 1990 vom Bundesverfassungsgericht verneint, weil nach dem Grundgesetz
nur dem Staatsvolk, also den Deutschen (Art.116 Abs.1 GG), das Wahlrecht bei
allgemeinen Wahlen zukommt. Im einzelnen unterscheidet man folgende Wahlprinzipien:
1. Allgemeines oder beschränktes Wahlrecht: Entweder ist jeder zur Wahl
zugelassen und kann gewählt werden - Begrenzungen bestehen nur im Hinblick
auf Alter, Mündigkeit oder den Besitz bürgerlicher Ehrenrechte -,
oder das Wahlrecht steht nur bestimmten Personen, z.B. aufgrund ihrer Steuerleistung,
zu (Zensuswahlrecht).
2. Gleiches oder gestuftes Wahlrecht: Bei gleichem Wahlrecht hat jeder dieselbe
Anzahl von Stimmen (z.B. "one man - one vote"); dagegen haben beim
gestuften Wahlrecht bestimmte Wähler (z.B. aufgrund ihrer Steuerleistung)
mehr Stimmen als andere (Pluralwahlrecht).
3. Unmittelbares oder mittelbares Wahlrecht: Entweder entscheiden die Wähler
unmittelbar über die Stellenbesetzung, oder sie wählen Wahlmänner,
die aufgrund ihrer besseren Kandidatenkenntnis in einem weiteren Wahlgang die
endgültige Auswahl treffen.
4.Offene oder geheime Abstimmung: Diese Unterscheidung berührt das Prinzip
der freien Wahl. Früher erfolgten Wahlen in der Regel durch offene Stimmabgabe.
Damit wurden Wähler immer wieder dem Druck von Personen ausgesetzt, von
denen sie abhängig waren und die sie nötigten, in einem bestimmten
Sinne abzustimmen. Dies wird durch das Prinzip der geheimen Wahl verhindert.
Als demokratisch gilt heute die allgemeine, gleiche, geheime und periodisch
wiederkehrende Wahl (Art. 38 Abs. 1 GG).
Wahlen dienen der Auswahl, Legitimation und Kontrolle von Amtsinhabern. Der
ordnungsgemäße Verlauf einer Wahl muss durch Möglichkeiten der Wahlanfechtung
und Wahlprüfung gegeben sein. Wahlen müssen periodisch abgehalten
werden, so dass sich die Gewählten einer Wiederwahl zu stellen haben. Um
den Wechsel der Personen zu erhöhen, ist Wiederwahl gelegentlich ausgeschlossen.
Es kann auch die vorzeitige Abberufung von Gewählten durch Abwahl vorgesehen
sein. Um die Kontinuität von Gremien zu wahren, bedient man sich zuweilen
eines rollierenden Verfahrens, d.h. nach einem bestimmten Zeitraum wird jeweils
nur ein Teil der Gewählten (z.B. ein Drittel) durch Neuwahl ersetzt.
Wahlsystem
Bezeichnung für die gesetzlich festgelegten Durchführungsbestimmungen
bei Wahlen. Vor allem bei Parlamentswahlen gibt es die Unterscheidung zweier
Wahlsysteme, der Mehrheitswahl und der Verhältniswahl.
Wahlverhalten
Kennzeichnung der Stimmabgabe der Wählerschaft für die kandidierenden
Parteien über einen längeren Zeitraum hinweg. Bestimmungsfaktoren
des Wahlverhaltens werden durch die Wahlforschung untersucht.
Wahlwerbespots
Wahlwerbespots sind kurze Fernsehbeiträge von max. 2-3 Min, in denen die
Parteien ihre politischen Ziele einem Millionenpublikum präsentieren können
(in Deutschland: "Parteien zur Wahl").
Wechselwähler
Wähler, der z.B. bei zwei aufeinanderfolgenden gleichen Wahlen (z.B. zum
Bundestag) für verschiedene Parteien stimmt (M 5.12 b).
Wertorientierung
Werte sind dauerhafte Orienierungen des Individuums in Bezug auf das sozial
Wünschenswerte, in diesem Sinne besitzten Wertorientierungen verhaltenssteuernde
Funktion.
ZUMA
Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim; unter Leitung
des ZUMA wird u.a. alle zwei Jahre die Allgemeine Bevölkerungsumfrage der
Sozialwissenschaften ( ALLBUS) durchgeführt.
Zweitstimme
Mit der für die Landesliste einer Partei abgegebenen Zweitstimme bestimmt
der Wähler bei einer Bundestagswahl die Gesamtzahl der Mandate einer Partei
(Ausnahme: Überhangmandate).