Januar
Der Solidaritätszuschlag zur Einkommensteuer für den wirtschaftlichen
Aufbau Ost (7,5%) und die Pflegeversicherung werden eingeführt, um die
stationäre und medizinische Betreuung von Pflegebedürftigen zu finanzieren.
Bundesregierung, Gewerkschaften und Arbeitgeber vereinbaren ein Sonderprogramm
zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit (3 Mrd. DM Lohnkostenzuschüsse in
4 Jahren).
Februar
Enteignungen von Grundstücken 1949 in Ost-Berlin sind nach einem BVerwG-Urteil
grundsätzlich nicht rückgängig zu machen. Die Bremer “Ampel”-Koalition
aus SPD, FDP und Bündnis’90/Die Grünen zerbricht, die Bürgerschaft
beschließt vorgezogene Neuwahlen.
Bei der Landtagswahl in Hessen wird die CDU zwar stärkste Partei
vor der SPD, die Regierungskoalition aus SPD und Bündnis’90/Die Grünen
unter Ministerpräsident Hans Eichel behauptet sich jedoch durch die Zuwächse
von B’90/Die Grünen. Gespräche über die angestrebte Verkleinerung
des Bundestages zur Erhöhung der Arbeitsfähigkeit (derzeit 656 Sitze)
bleiben erfolglos, insbesondere B’90/Die Grünen, FDP und CSU lehnen die
Verkleinerung ab. Bundesinnenminister Kanther verbietet die Freiheitliche Deutsche
Arbeiterpartei (FAP).
März
Der Familienlastenausgleich (Kindergeld bzw. -steuerfreibetrag) wird neu geregelt;
das Existenzminimum von Kindern ist nach einem BVerfG-Urteil steuerfrei zu halten.
Gemäß dem Schengener Abkommen entfallen die Grenzkontrollen zwischen den Benelux-Ländern,
Spanien, Portugal, Frankreich und Deutschland. Auf dem “Weltklimagipfel” in
Berlin kommt es nur zur Verabschiedung eines Konsenspapieres mit Absichtserklärungen.
Der Bundestag verabschiedet mit den Stimmen der Regierungsmehrheit den Bundeshaushalt
1995 (Ausgabevolumen: 477,685 Mrd. DM), die SPD kritisiert die hohe Neuverschuldung
(49 Mrd. DM).
April
Enteignungen von Grundstücken 1949 in Ost-Berlin sind nach einem BVerwG-Urteil
grundsätzlich nicht rückgängig zu machen. Die Bremer “Ampel”-Koalition
aus SPD, FDP und Bündnis’90/Die Grünen zerbricht, die Bürgerschaft
beschließt vorgezogene Neuwahlen.
Bei der Landtagswahl in Hessen wird die CDU zwar stärkste Partei
vor der SPD, die Regierungskoalition aus SPD und Bündnis’90/Die Grünen
unter Ministerpräsident Hans Eichel behauptet sich jedoch durch die Zuwächse
von B’90/Die Grünen. Gespräche über die angestrebte Verkleinerung
des Bundestages zur Erhöhung der Arbeitsfähigkeit (derzeit 656 Sitze)
bleiben erfolglos, insbesondere B’90/Die Grünen, FDP und CSU lehnen die
Verkleinerung ab. Bundesinnenminister Kanther verbietet die Freiheitliche Deutsche
Arbeiterpartei (FAP).
Mai
Am 07.05.1995 kommt es zu einem zweiten Brandanschlag von Rechtsextremisten
auf die Lübecker Synagoge. In Nordrhein-Westfalen und Bremen finden
Landtagswahlen statt: Trotz des Verlusts der absoluten Mehrheit bleibt
die SPD in NRW stärkste Fraktion (Regierungskoalition mit Bündnis’90/Die
Grünen); in Bremen erhält sie genauso viele Mandate wie die CDU (große
Koalition). Bei beiden Landtagswahlen verfehlt die FDP die 5%-Hürde. Bundesaußenminister
Klaus Kinkel will nach den Wahlniederlagen der Partei nicht mehr für den
FDP-Parteivorsitz kandidieren.
Nach einem BVerfG-Urteil dürfen ehemalige DDR-Spione, die vor der Vereinigung
gegen die BRD gearbeitet haben, nicht strafrechtlich verfolgt werden. Die PDS
muß für 1990 rd. 5 Mio. DM Steuerschuld aus dem SED-Altvermögen begleichen.
Juni
Das Bundeskabinett beschließt den Entwurf des Bundeshaushalts 1996
mit einem Rückgang der Ausgaben gegenüber 1995 um 1,3% auf 452 Mrd.
DM. Wegen der geplanten Steuerentlastungen und der neuen Kohleverstromungshilfen
fällt die Neuverschuldung um 11 Mrd. DM höher aus als 1995.
Wolfgang Gerhardt wird auf dem Bundesparteitag in Mainz zum neuen
Vorsitzenden der FDP gewählt. Der franz. Staatspräsident Chirac
kündigt die Wiederaufnahme von Atomtests im Südpazifik an. Shell verzichtet
nach Protesten (vor allem von Greenpeace) auf die Versenkung der Ölplattform
Brent Spar.
Der Berliner und der Brandenburger Landtag stimmen mit der notwendigen 2/3-Mehrheit
der Fusion der beiden Bundesländer zu.
Der Bundestag beschließt eine Neuregelung des Abtreibungsrechts, nachdem
das BVerfG den ursprünglichen Entwurf für verfassungswidrig erklärt
hatte. Mit 386 gegen 258 Stimmen billigt der Bundestag den Einsatz von Bundeswehr-Soldaten
in Bosnien-Herzogowina.
Juli
Der in diesem Monat verabschiedete Bundeshaushalt 1996 sieht erstmals seit
1953 eine Ausgabenkürzung vor. Die Koalitionsparteien und die SPD einigen sich
auf den Entwurf für das Jahressteuergesetz 1996, insgesamt sollen die
Bürger um 19 Mrd. DM entlastet werden.
August
Kruzifix-Urteil: Das BVerfG bezeichnet das bayrische Schulrecht, nach
dem Kreuze in den Klassenräumen von Grund- und Hauptschulen anzubringen sind,
als verfassungswidrig. Rudolf Scharping wird als Kanzlerkandidat vom SPD-Präsidium
bestätigt, der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD Gerhard Schröder tritt
zurück.
September
Bundesfinanzminister Theo Waigel wird als CSU-Parteivorsitzender bestätigt,
die CSU-Delegierten distanzieren sich auf ihrem Parteitag von dem Kruzifix-Urteil
des BVerfG. Der Bundestag beschließt mit den Stimmen von Union und SPD eine
Neuregelung der Abgeordnetenbezüge (schrittweise Angleichung an die Bezüge
der obersten Bundesrichter). Der Rücktritt von Günter Verheugen als SPD-Bundesgeschäftsführer
heizt Spekulationen über eine Führungskrise in der SPD an.
Oktober
Franz Müntefering wird neuer Bundesgeschäftsführer der SPD.
Das OLG Düsseldorf verhängt hohe Freiheitsstrafen für die Brandstifter
von Solingen (1993, fünf Todesopfer).
Bei der Berliner Landtagswahl erreicht die SPD ihr schlechtestes Ergebnis
seit Kriegsende, die FDP scheitert an der 5%-Hürde, Bündnis’90/Die
Grünen und die PDS verzeichnen Gewinne.
Die von Bundeskanzler Kohl unterstützte Frauenquote in der CDU wird auf
dem Parteitag in Karlsruhe abgelehnt.
Bundesfinanzminister Theo Waigel ordnet eine Haushaltssperre für
alle Bundesministerien an, um drohende Steuerausfälle aufzufangen. Rudolf
Scharping wird als Fraktionsvorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion bestätigt.
November
Der IG Metall-Vorsitzende Zwickel schlägt der Bundesregierung und den
Arbeitgebern ein 'Bündnis für Arbeit“ vor: Lohnerhöhungen nur
als Inflationsausgleich und untertarifliche Bezahlung für Langzeitarbeitslose
als Zugeständnis der Gewerkschaften; Forderung an die Arbeitgeber: Einstellung
von 30.000 Langzeitarbeitslosen, Schaffung von 300.000 neuen Arbeitsplätzen
und Erhöhung der Zahl der Ausbildungsplätze um 5%.
Der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine wird
bei einer Kampfabstimmung gegen Rudolf Scharping auf dem Mannheimer Parteitag
überraschend zum neuen SPD-Vorsitzenden gewählt. Gerhard Schröder
wird wieder wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD.
Die Bonner Koalitionsparteien einigen sich auf eine Änderung des Ladenschlußgesetzes.
Der Bundestag verabschiedet mit den Stimmen der Regierungsmehrheit den Entwurf
für den Bundeshaushalt 1996 (Ausgaben insgesamt 451,3 Mrd. DM, Neuverschuldung
60 Mrd. DM).
Die Bundesregierung erleidet im Parlament ihre erste Abstimmungsniederlage:
Die Teilnahme des iranischen Außenministers an einer Islam-Konferenz in Deutschland
wird wegen der positiven Äußerungen der iranischen Regierung im Hinblick auf
die Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten Itzhak Rabin von einer
parteiübergreifenden Bundestagsmehrheit abgelehnt.
Dezember
Zur Absicherung des Friedensvertrages von Dayton schickt der Bundestag 4.000
Bundeswehrsoldaten nach Bosnien und Herzegowina. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
kündigt ihren Rücktritt als Justizministerin an, nachdem die FDP-Mitgliederbefragung
eine Zustimmung zum 'großen Lauschangriff“ (Abhören von Privatwohnungen) ergeben
hat.
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