Januar
Edzard Schmidt-Jortzig (FDP) wird neuer Justizminister.
Die Bundesregierung legt ein 'Aktionsprogramm für Investitionen und
Arbeitsplätze“ vor: 1. Abschaffung von Gewerbekapital- und Vermögenssteuer,
2. Senkung des Solidaritätszuschlages, 3. große Steuerreform. Aufgrund
des Protests der Länder soll der Solidaritätszuschlag nicht wie beabsichtigt
zum 1.7.97 von 7,5% auf 5,5%, sondern auf zunächst 6,5% gekürzt werden.
Februar
Mit 4,159 Mio. Arbeitslosen wird eine Rekordzahl seit Bestehen der
BRD erreicht (10,8%). Mit den Stimmen der Regierungsmehrheit verabschiedet
der Bundestag ein Gesetz zur Sozialhilfereform: Leistungen an Sozialhilfeempfänger,
die eine zumutbare Beschäftigung ablehnen, werden um 25% gekürzt. Die Sozialhilfe
soll künftig deutlich niedriger ausfallen als der Lohn in der untersten Lohngruppe.
März
Bundesfinanzminister Theo Waigel verhängt für alle Ministerien eine
Haushaltssperre. Neuer Arbeitslosenrekord.
Bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein
verliert die SPD z.T. erheblich an Stimmen, die CDU verzeichnet leichte Gewinne.
Die FDP schafft in allen drei Bundesländern den Einzug in die Parlamente,
die eigentlichen Gewinner der Wahl sind jedoch Bündnis’90/Die Grünen.
In Turin eröffnen die Staats- und Regierungschefs der EU-Länder die
Maastricht-Revisionskonferenz (“Maastricht II”). Die FDP stellt einen Dreistufenplan
zur Einkommenssteuerreform vor; in der Folge setzt die CDU eine Steuerkommission
unter Schäuble ein.
Die Europäische Kommission verhängt ein Exportverbot für britisches
Rindfleisch und damit hergestellte Produkte (BSE-Skandal).
April
Mit 4,159 Mio. Arbeitslosen wird eine Rekordzahl seit Bestehen der
BRD erreicht (10,8%). Mit den Stimmen der Regierungsmehrheit verabschiedet
der Bundestag ein Gesetz zur Sozialhilfereform: Leistungen an Sozialhilfeempfänger,
die eine zumutbare Beschäftigung ablehnen, werden um 25% gekürzt. Die Sozialhilfe
soll künftig deutlich niedriger ausfallen als der Lohn in der untersten Lohngruppe.
Mai
Die Länderfusion Berlin-Brandenburg scheitert in der Volksabstimmung am Votum
der Brandenburger Bevölkerung. Die Steuerschätzung weist für Bund, Länder und
Gemeinden Steuerausfälle von insgesamt 88,2 Mrd. DM aus. Das Bundeskabinett
beschließt im Jahressteuergesetz 1997 die Abschaffung der Vermögenssteuer
zum 1.1.1997 und die rückwirkende Anhebung der Erbschafts- und Schenkungssteuer
zum 1.1.96. Das BVerfG bestätigt die Verfassungsmäßigkeit des Asylrechts (Drittstaatenregelung,
sichere Herkunftsländer).
Juni
Landesweite Proteste gegen das Sparpaket der Regierung, 350.000 Menschen
demonstrieren auf Gewerkschaftsinitiative hin in Bonn gegen den Sozialabbau
(Einschränkung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall).
Juli
Die über das Vermittlungsverfahren zwischen Bundestag und Bundesrat zustandegekommenen
Gesetzesänderungen im Sozialhilfegesetz treten in Kraft: Anhebung der Sozialhilfesätze
entsprechend der Rentensätze, jedoch 7,5% unter dem Nettolohn der untersten
Einkommensstufen, Kürzung des Regelsatzes um 25% bei Verweigerung zumutbarer
Arbeit.
August
Sommerloch...
September
Verabschiedung von Teilen des Sparpakets im Bundestag (s. Jan.), die
nicht im Bundesrat zustimmungspflichtig sind: Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
wird um 20% gekürzt (alternativ: Anrechnung eines Urlaubstages pro Krankheitswoche),
Einschränkung der Kuren (Dauer und Vergabe), die Eigenbeteiligungen für Leistungen
der gesetzlichen Krankenversicherungen werden erhöht, Aufhebung des Kündigungsschutzgesetzes
für Betriebe mit höchstens 10 Mitarbeitern (vorher: 5), stufenweise Erhöhung
des Rentenalters (bei Frauen ab 2000 bis 2005 von 60 auf 65 Jahre, bei Männern
bis 2002 von 63 auf 65 Jahre). Gegen das Gesetz protestieren auf Gewerkschaftsinitiative
hin am 8.9.1996 rd. 250.000 Menschen in insgesamt 6 Städten.
Oktober
Die Absenkung des Solidaritätszuschlages von 7,5% auf 6,5% soll nach Koalitionsbeschluß
doch erst 1998 erfolgen (vgl. Jan. 1996), das Kindergeld wird jedoch auf Druck
der SPD hin zum 1.1.97 um 20 DM erhöht.
Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall empfiehlt seinen Mitgliedern, auf die gesetzlich
mögliche Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zu verzichten.
November
Gegen die Stimmen der Opposition verabschiedet der Bundestag den Bundeshaushalt
1997 (Gesamtvolumen: 440,2 Mrd. DM, Neuverschuldung: 56,5 Mrd. DM). Die
deutsche Telekom geht an die Börse (Gesamtvolumen der Emission: 20,18 Mrd. DM).
Dezember
Der Bundestag verabschiedet gegen die Stimmen der Opposition das Jahressteuergesetz
1997, das die Abschaffung der Vermögenssteuer zum 1.1.1997 vorsieht. Der
Bundesrat billigt das zustimmungspflichtige Gesetz, nachdem die Bundesländer
eine Entschädigung für den Ausfall ihrer Einnahmen aus der Vermögenssteuer durchsetzen
konnten. Aus Anhebungen der Erbschafts- und Schenkungssteuer sollen sie 8,2
Mrd. DM erhalten. Die Koalitionsparteien beschließen die Senkung des Solidaritätszuschlags
auf 5,5% zum 1.1.1998.
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