Didaktische Hinweise
Die Methode des Interviews hängt eng mit der Methode der Erkundung zusammen.
So kann im Rahmen einer Erkundung ein Interview stattfinden. In beiden Fällen
handelt es sich um Realbegegnungen, die die ansonsten symbolisch vermittelte
Realität im Unterricht um konkrete, echte und ganzheitliche Lernerfahrungen
erweitern.
"Die unmittelbare Wahrnehmung von Ausschnitten der Realität steuert
dem ‚allmählichen Verschwinden der Wirklichkeit‘ (v. Hentig) entgegen.
Mit der Intention, die Trennung von Schule und Leben zu überwinden und
einen lernenden Zugang zur Wirklichkeit - und nicht zur symbolischen Abbildung
- der Welt zu eröffnen, stehen die drei Methoden (gemeint sind Erkundung,
Sozialstudie und Praktikum; dies trifft aber genauso auf die Methode des Interviews
zu, d. A.) in der Tradition der deutschen und amerikanischen Reformpädagogik.
Sie greifen Pestalozzis Formel vom Lernen mit Kopf, Herz und Hand auf und erinnern
an J. Deweys Klage, dass die Schulfächer die unmittelbare Lebenswirklichkeit
zerstückeln." (Joachim Detjen).
Wird ein Interview in den Unterricht integriert, so wirkt es als Produkt handlungsleitend.
Das heißt, der Unterricht wird nicht nur durch den Lehrer/die Lehrerin
strukturiert, sondern die Herstellung des Produkts "Interview" motiviert
die Schüler/innen dazu, die entsprechenden Planungsschritte selbst zu vollziehen.
Damit ist eine Handlungsorientierung des Unterrichts (im Gegensatz zu einer
Orientierung an der Lehrperson) gegeben.
"Handlungsorientierter Unterricht ist ein ganzheitlicher und schüleraktiver
Unterricht, in dem die zwischen dem Lehrer und den Schülern vereinbarten Handlungsprodukte
die Organisation des Unterrichtsprozesses leiten, (...). (Hilbert Meyer).
Hand in Hand mit der Handlungsorientierung geht auch die Subjekt- und Prozessorientierung:
Die Schüler/innen sind aktiv am Planungsprozess des Unterrichts beteiligt und
können das fertige Interview mit Recht als ihren Erfolg werten. Auch Misserfolge
können nicht auf andere abgewälzt werden.
Die Methode ist in diesem Fall nicht nur Mittel sondern Gegenstand des Unterrichts,
so dass durch die enge Verbindung von Denken und Handeln Methodenkompetenz trainiert
wird. Planung, Durchführung und Auswertung der Ergebnisse folgen in exemplarischer
Weise den Schritten sozialwissenschaftlicher Untersuchungen..
Insofern wird beim Einsatz dieser Methode "forschend gelernt". Die
Schüler/innen machen so häufig Entdeckungen, die ohne ihren Einsatz
nicht herausgefunden worden wären.
Einsatzmöglichkeiten
Das Interview soll hier im Wahlkampf-Baustein eingesetzt werden. Es kann zum
Beispiel arbeitsteilig nur von einer Gruppe von Schüler/innen vorbereitet werden,
während die anderen Plakate, Wahlwerbespots oder Internetseiten analysieren.
Soll die ganze Lerngruppe eingebunden werden bietet es sich an, zuerst einen
gemeinsamen Fragenkatalog zu erarbeiteten und dann Kandidaten verschiedener
Parteien zu befragen, um die Antworten zu vergleichen.
Das Interview kann ab Klasse acht eingesetzt werden.
Zusätzlich kann das Methodenblatt Interview (2) eingesetzt werden, mit dem
einfache Gesprächstechniken geübt werden.
Literatur
Franz Josef E. Becker, Politisches Lernen durch Realbegegnung. Zur Methode
von Erkundung und Befragung, in: Methoden in der politischen Bildung - Handlungsorientierung,
hrsg. von der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1991.
Bernd Kolossa, Methodentrainer. Arbeitsbuch für die Sekundarstufe II Gesellschaftswissenschaften,
Cornelsen Berlin 2000.
Hilbert Meyer; Unterrichtsmethoden, Band I und II, Cornelsen Verlag 1989.
Joachim Detjen, Erkundung, Sozialstudie, Praktikum, in: Wolfgang W. Mickel
(Hrsg.), Handbuch zur politischen Bildung, Bundeszentrale für politische
Bildung Bonn 1999, S. 397 ff.
Interview durchführen (2)
Didaktische Hinweise
Mit dieser Übung soll das Kommunikationsvermögen trainiert werden, indem das
genaue Zuhören und Fragen geübt wird. Dies ist ein Baustein, um die Methode
"Interview (1)" vorzubereiten.
Lösung
Falsche Antworten des Experten:
1, 3, 5, 6, 10
Einsatzmöglichkeiten
Diese Übung ist als Ergänzung zum Methodenblatt Interview (1) gedacht. Es bietet
sich an, diese Übung als Partnerübung durchzuführen, so dass die Schüler/innen
direkt im Gespräch reagieren müssen.