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Fehlerquellen bei Umfragen
Besonders bei der Frage nach dem zurückliegenden Wahlverhalten sind die Antworten
in der Regel zugunsten des Wahlsiegers überproportional verzerrt. (vgl. LAEMMERHOLD
1986) Auch darf man nicht in den Irrtum verfallen, eine geäußerte Wahlabsicht
mit dem tatsächlichen Wahlverhalten gleichzusetzen. Häufig liegen zwischen der
Umfrage und dem Wahltermin eine bis drei Wochen, in denen die Wähler ihre Meinung
durchaus noch ändern, beeinflusst von Parteiaktionen und Pressekampagnen während
der 'heißen' Wahlkampfphase. Es spielt außerdem eine Rolle, dass das 'Nichtwählen'
gesellschaftlich wenig angesehen ist, weshalb die Befragten selten gerne zugeben,
nicht gewählt zu haben oder nicht wählen zu wollen. Statt dessen geben sie falsche
Antworten, die das Umfrageergebnis verzerren können.
Nicht zu unterschätzen ist die Wirkung des vorherrschenden Meinungsklimas:
Glaubt ein viel höherer Prozentsatz der Befragten, dass eine Partei oder Koalition
X die Wahl gewinnen wird, als bei der Sonntagsfrage Stimmen für X abgegeben
wurden (weshalb die Partei oder Koalition Y als Wahlsieger prognostiziert wird),
so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass X am Wahltag tatsächlich mehr Prozentpunkte
erhält, als die Prognose vermuten ließ, weil manche Wähler dazu neigen, sich
der vermuteten Mehrheitsmeinung anzuschließen. Bei engen Mehrheitsverhältnissen
kann die Neigung durchaus zu gravierenden Unterschieden zwischen Prognose und
Wahlergebnis führen. Ein Indiz für die Bedeutung einer Partei im Meinungsklima
kann auch darin erblickt werden, inwieweit Parteimitglieder und -anhänger bereit
sind, für ihre politische Überzeugung offen einzutreten. (vgl. ELLWEIN/HESSE
1992, S. 227)
ELLWEIN/HESSE 1992: T. Ellwein/J. J. Hesse: Das Regierungssystem der Bundesrepublik
Deutschland, Bd. 1: Text, 7., völlig neubearb. Auflage 1992.
LAEMMERHOLD 1986: C. Laemmerhold: Auf Biegen und Brechen: Die Nichtwähler
im Prokrustesbett der Wanderungsbilanzen, in: M. Kaase/H.-D. Klingemann: Wahlen
und politisches System, Analysen aus Anlass der Bundestagswahl 1980, Opladen
1986, S. 624-631.
Unsicherheitsfaktoren
Das Ergebnis der Meinungsumfrage muss also nicht ohne weiteres mit dem tatsächlichen
Wahlergebnis übereinstimmen. Bürklin nennt vier Unsicherheitsfaktoren bei der
Erstellung einer Wahlprognose (BÜRKLIN 1988, S. 95):
- den statistischen Fehler,
- das Problem der nicht festgelegten Wähler,
- das Problem der statistischen Repräsentativität der Stichprobe,
- das Problem der politischen Repräsentativität der Stichprobe.
Die Problematik beim statistischen Fehler liegt darin, dass selbst bei einer
(optimalen) Stichprobengröße von 2000 Personen lediglich mit einer Sicherheit
von 95% angenommen werden kann, dass die Werte der Gesamtbevölkerung innerhalb
einer Fehlergrenze von '/- 2,2% um die in der Stichprobe ermittelten Werte liegen.
Wenn z. B. die Umfrage ergibt, eine Partei erhalte 40% der Stimmen, besteht
das 'Vertrauensintervall' der Prognose in einem Stimmenanteil von 38-42%. (vgl.
BÜRKLIN 1988, S. 95f.; KALTEFLEITER/NISSEN 1980) Die Interpretation von Umfrageergebnissen
wird dann problematisch, wenn die Stichprobenwerte zwar exakte Mehrheiten anzeigen,
die Intervalle sich aber überschneiden.
Je früher die Umfrage stattfindet, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit,
dass viele Wähler sich noch nicht für eine Partei entschieden haben. Rechnet
man diese Unentschlossenen proportional zu den bereits festgelegten Wählern
hoch, wie sie in der Umfrage ermittelt würden, kann sich das Problem ergeben,
dass die Prognose ungenau wird, weil es den Parteien in unterschiedlichem Maße
gelingt, zwischen dem Zeitpunkt der Umfrage und dem Wahltermin die unentschiedenen
Wähler für sich zu gewinnen ('last minute effect').
Eine Stichprobe kann nur dann einer Grundgesamtheit entsprechen, wenn sie statistisch
repräsentativ ist. Zur Messung der Repräsentativität werden soziale Merkmale
wie Geschlecht, Altersgruppen oder Berufsgruppen herangezogen. Dabei wird angenommen,
dass bei hoher Übereinstimmung der sozialstatistischen Merkmale einer Stichprobe
mit den entsprechenden Daten der Grundgesamtheit zugleich auch die sekundären
Merkmale - hier die politischen Einstellungen - repräsentativ erfasst sind. Ist
die sozialstatistische Repräsentativität in der Umfrage nicht erreicht, so müssen
die zu schwach vertretenen Gruppen höher bzw. die zu häufig vertretenen Merkmale
niedriger gewichtet werden. (vgl. BÜRKLIN 1988, S. 97) Es ist einsichtig, dass
solche nachträglichen Gewichtungen stets mit Unsicherheitsfaktoren belastet
sind.
Die Forderung nach politischer Repräsentativität muss den Umstand berücksichtigen,
dass sich viele Befragte in der Interviewsituation vom politischen Meinungsklima
beeinflussen lassen: Unabhängig von einer tatsächlichen Parteibindung gibt der
Proband lieber die Partei an, die nach der öffentlichen Meinung die wahrscheinliche
Wahlsiegerin sein wird. Dies kann der Fall sein, wenn er nicht zugeben mag,
eine in der Öffentlichkeit wenig angesehene Partei wählen zu wollen (z. B. 'Republikaner'),
oder aber wenn er dem menschlichen Trieb folgt, zu den Gewinnern gehören zu
wollen (Bandwaggon-Effekt). Um solche Verzerrungen zu vermeiden, wird über die
Rückerinnerungsfrage gewichtet, die nach der letzten vergleichbaren Wahlentscheidung
fragt (Recall-Gewichtung). Dieses Verfahren stellt zwar eine Verbesserung der
Vorhersagegenauigkeit dar, ist aber nur beschränkt sinnvoll, da viele Befragte
auch die vergangene Wahlentscheidung fehlerhaft wiedergeben, indem sie ihre
Erinnerung dem tatsächlichen Wahlausgang anpassen (gleichsam ein retrospektiver
Bandwaggon-Effekt).
Ein weiteres Problem besteht in dem Umstand, dass der von der Umfrage erfasste
Personenkreis aller Wahlberechtigten nicht identisch ist mit der Gesamtheit
der tatsächlichen Wähler. Besonders schwierig ist es, die voraussichtlichen
Nichtwähler zu erfassen bzw. ihren Anteil richtig zu gewichten. Prinzipiell
muss man immer wieder betonen, dass Meinungsumfragen nur eine Wahlabsicht ermitteln
können. Sie erlauben lediglich Aussagen darüber, innerhalb welcher Fehlerbereiche
die Stimmenanteile der Parteien mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit liegen
werden. (vgl. zusammenfassend FALTER/SCHUMANN 1989)
BÜRKLIN 1988: W.-P. Bürklin: Wählerverhalten und Wertewandel, Opladen 1988.
FALTER/SCHUMANN 1989: J. Falter/S. Schumann: Methodische Probleme von Wahlforschung
und Wahlprognose, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B. 43 (1989), S. 4-7.
Repräsentativität (durch mehrstufiges Auswahlverfahren)
Die von der Stichprobe zu erfassenden Personen werden in der Regel durch ein
mehrstufiges Auswahlverfahren ermittelt, dessen Ziel die Repräsentativität der
ausgewählten Personen relativ zur Grundgesamtheit der wahlberechtigten Bevölkerung
ist. (vgl. zum folgenden BÖLTKEN 1976; KALTEFLEITER/NISSEN 1980; FALTER/SCHUMANN
1989. Die hier benötigten Daten sind in aller Regel bei den Statistischen Ämtern
der Städte und Kreise zu erhalten.)
Dies setzt die Kenntnis der Wahlforscher über eine gewisse Merkmalsverteilung
in der Bevölkerung voraus, das heißt, es müssen amtliche Strukturdaten bereits
vorliegen. (Im vorliegenden Fall wurden Daten des Statistischen Amtes der Stadt
Münster aus der Volkszählung 1987 verwendet.) Die Praxis hat gezeigt, dass eine
Quotierung der Stichprobe nach demographischen Merkmalen geeignet ist, Fehlerquellen
bei der Stichprobenerhebung zu minimieren. Ein solches Quotenverfahren (Quota
sample) differenziert die wahlberechtigte Bevölkerung zunächst nach Wahl- oder
Stimmbezirken (die möglichst repräsentativ für die Grundgesamtheit ausgewählt
sein sollten), sodann nach sozialen Merkmalen wie Geschlecht und Altersgruppen,
evtl. auch nach Schulabschluss und Beruf. Bei diesem Verfahren erhält der Interviewer
keine Adressen an die Hand, da sich die Adressenstichprobe als zu aufwendig
erwiesen hat, sondern sucht sich die Probanden anhand der vorgegebenen Merkmale
selbst aus, beispielsweise 6 Männer und 7 Frauen insgesamt, davon 3 unter 30
Jahren, 4 zwischen 30 und 50 Jahren, 5 über 50 Jahre. Bei professionellen Meinungsforschungsinstituten
wird teilweise mit einem Mischsystem gearbeitet: Quota sample und 'Selbstsucher'
werden miteinander kombiniert. Wie dies genau aussieht, und ob aus den hier
gewonnenen Erfahrungen für die Schule praktikable Anwendungsregeln gewonnen
werden können, müsste näher geprüft werden.
Unabhängig von dem Verfahren der Stichprobenauswahl bleibt die Gefahr bestehen,
dass auch potentielle Nichtwähler/innen und hinsichtlich ihrer Parteipräferenz
noch Unentschiedene erfasst werden. Das kann zu Verzerrungen in Höhe bis zu einigen
Prozentpunkten führen. Prinzipiell in Rechnung zu stellen ist außerdem der bereits
erwähnte 'last minute effect' oder 'last minute swing'. (FALTER/SCHUMANN 1989,
S. 6) Solche Unsicherheitsfaktoren sind bei der Interpretation der Umfrageergebnisse
stets zu berücksichtigen.
BÖLTKEN 1976: F. Böltken: Auswahlverfahren, Stuttgart 1976.
FALTER/SCHUMANN 1989: J. Falter/S. Schumann: Methodische Probleme von Wahlforschung
und Wahlprognose, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B. 43 (1989), S. 4-7.
KALTEFLEITER/NISSEN 1980: W. Kaltefleiter/P. Nißen: Empirische Wahlforschung,
Paderborn/München/Wien/Zürich 1980.
Der Fragebogen
Qualitätsmerkmal eines guten Fragebogens ist es, dass er den Eindruck einer echten Gesprächssituation erzeugt, die der/die Befragte interessant findet. Unter keinen Umständen sollte der/die Interviewer/in jedoch vom standardisierten Fragetext abweichen, Erklärungen abgeben oder auf sonstige Weise Einfluss nehmen. Die Vergleichbarkeit der Ergebnisse ist nur dann gewährleistet, wenn die Befragungen unter möglichst gleichen Bedingungen durchgeführt wurden.
Bei der Erstellung des Fragebogens gilt es, folgende methodische Aspekte zu beachten:
- Klarheit und Verständlichkeit des sprachlichen Ausdrucks,
- Neutralität der Fragestellung (im Hinblick auf Wertungen), ausgewogene Alternativen,
- Eindeutigkeit der Frage: Ausschluss jeder Möglichkeit der Fehlinterpretation,
- alle Antwort-Möglichkeiten müssen logisch sinnvoll sein,
- Ausgewogenheit der Fragen untereinander, keine gegenseitige Beeinflussung im Fragebogen. (vgl. hierzu KIRSCHHOFER-BOZENHARDT/KAPLITZA 1975, S. 98)
Der Beispielfragebogen (-> M 08.15) ist ein 'strukturierter' Fragebogen, der ausschließlich aus 'geschlossenen' Fragen besteht. Dies sind Fragen, die außer der Fragestellung auch alle möglichen Antwort-Alternativen vorgeben. Geschlossene Fragen können immer mit klaren Stellungnahmen durch einfaches Ankreuzen beantwortet werden. Dass die geschlossene Frage die günstigste Form der demoskopischen Ermittlung darstellt, hat mehrere Gründe. Der wichtigste ist, dass viele Menschen von sich aus nicht in der Lage sind, ihre Ansicht zu bestimmten Problemen in der Kürze der Zeit eindeutig zu formulieren und der Artikulationshilfe bedürfen. Abgesehen davon erleichtern geschlossene Fragen erheblich den Auswertungs- und Zählprozess und sind daher zeitsparend und kostengünstiger. (vgl. ebd., S. 99)
Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt bei der Formulierung der Fragen ist der, dass die positive Antwortalternative häufig der negativen vorgezogen wird. Auf der anderen Seite hat erfahrungsgemäß die zweite bzw. die letzte Alternative eine größere Chance genannt zu werden als die erste, vermutlich aus Gründen subjektiver Erinnerung. Es ist insofern ein günstiger Umstand, dass im deutschen Sprachgebrauch die positive Antwort normalerweise an erster Stelle steht und die negative danach folgt. So kann die günstigere Position der an sich benachteiligten negativen Kategorie ausgleichend auf die Ergebnisse wirken.
Ähnliche Erfahrungen wurden mit 'harten' und 'weichen' Formulierungen gemacht. In einer sogenannten 'weichen' Liste wurde versucht, an sich negative Bezeichnungen (unsympathisch, einfallslos, unglaubwürdig,...) durch Umformulierung abzuschwächen und dadurch für die Probanden akzeptabler zu machen (nicht besonders sympathisch, wenig einfallsreich, zu wenig glaubwürdig,...).(vgl. ebd., S. 110) Die krasse Form löst bei vielen Befragten Abwehrreaktionen aus, so dass sie nicht mehr bereit sind, sich überhaupt zu äußern.
Pre-Tests bei neuen Themen
Wenn zu einem neuen Thema das Konzept des Fragebogens erstellt ist, empfiehlt es sich, den Entwurf einer praktischen Erprobung zu unterziehen. Derartige Pre-Tests sind für wissenschaftliche Zwecke unverzichtbar, um mögliche Schwächen eines Fragebogens rechtzeitig erkennen und ausmerzen zu können, ehe die eigentliche Feldbefragung beginnt: ob bestimmte Fragen nicht oder nicht eindeutig verstanden werden, ob eine wichtige Antwortkategorie übersehen wird, ob eine Frage für einfach gebildete Menschen zu schwierig ist, ob der Bogen durch übertriebene Länge die Geduld und Aufmerksamkeit von Befragten und Befragern überfordert oder ob sich bestimmte Fragen gegenseitig beeinflussen etc. Nicht selten ist nach dem Pre-Test eine gründliche Korrektur notwendig. Für den Schulunterricht empfiehlt es sich allerdings, bewährte Fragen aus professionellen Umfragen zu übernehmen. Das vereinfacht die Arbeit und erhöht die Vergleichbarkeit.
Bei Spezialumfragen, die nach dem Quotenverfahren durchgeführt werden, hat sich herausgestellt, dass die Interviewer trotz aller Vorkehrungen oft keine 'Zufallsauswahl' treffen, sondern dazu neigen, Personen auszuwählen, die für dieses Thema prädestiniert erscheinen. Daher ist es wichtig, dass ein einzelner Interviewer nicht allzu viele Befragungen durchführen muss. Eine kleine Spotgröße, 10 bis 20 Interviews pro Befrager/in, gewährleistet, dass durch die Interviewer kein Bias in die Ergebnisse eingeschleust wird. Nicht nur Verzerrungen durch die persönliche Erscheinung und Befragungstechnik der Interviewer werden dadurch ausgeglichen, sondern auch eventuelle Verzerrungen durch die Personenauswahl. Bei der Befragung selbst sollte der Interviewer bemüht sein, eine freundliche Atmosphäre zu schaffen, um dem Befragten das Gefühl der Ungezwungenheit zu geben. Selbstverständlich darf der Interviewer dem Befragten keine Antworten suggerieren. (ausführlicher hierzu SHEATSLEY 1972)
KIRSCHHOFER-BOZENHARDT/KAPLITZER 1975: A. von Kirschhofer-Bozenhardt/G. Kaplitza: Der Fragebogen, in: K. Holm (Hrsg.): Die Befragung. Bd.1. Der Fragebogen - Die Stichprobe, München 1975.
SHEATSLEY 1972: P. B. Sheatsley: Die Kunst des Interviewens, in: R. König (Hrsg.): Das Interview. Formen - Technik - Auswertung, 7. Auflage, Köln 1972, S. 125-142.
Auswertung der Daten
Nach der Eingabe der Umfragedaten in den Computer sollte zunächst die Repräsentativität
der Daten anhand der sozialen Merkmale überprüft werden. Zu diesem Zweck vergleicht
man die Verteilung der Geschlechter, der Altersgruppen oder der Berufskategorien
in der Umfrage mit den Daten der amtlichen Statistik (hier Daten aus der Volkszählung
1987). Wichtig ist auch die Überprüfung der Rückerinnerung, um die politische
Repräsentativität zu sichern. Sind alle Daten entsprechend gewichtet, wird zunächst
die Prognose erstellt. Für die wissenschaftliche Wahlforschung ist jedoch nicht
vorrangig die Wahlprognose von Bedeutung, sondern die Wahlanalyse. Mit allen
bereits genannten Einschränkungen, denen das Instrumentarium der Individualdatenanalyse
unterliegt, kann eine solche Prognose immer nur ein Meinungsbild zu einem bestimmten
Zeitpunkt vor der Wahl wiedergeben, nicht jedoch das Wahlergebnis selbst exakt
voraussagen.Anhand der Umfragedaten kann die Meinungsforschung allerdings einen
wertvollen Beitrag leisten zur Analyse von Wählerwanderungen, der Beziehungen
zwischen sozialen Merkmalen und Parteipräferenzen und sogar zur Klärung der
Gründe, die zu einem veränderten Wählerverhalten geführt haben.
Informationen über Wählerwanderungen aus Umfragedaten werden für eine Wählerwanderungsanalyse
in der Regel aus dem Vergleich zwischen dem erinnerten Wahlverhalten und der
aktuellen Wahlabsicht gewonnen. Liegen dieser Analyse verzerrte Angaben über
die Wahlabsichten oder das vorherige Wahlverhalten zugrunde, beeinflusst dies
vor allem die Daten der kleinen Parteien, denn Fehlangaben schlagen bei ihnen
relativ stärker zu Buche.
Zum Zweck einer Wählerwanderungsanalyse werden anhand der vorliegenden Daten
Kreuztabellen erstellt, indem man die Wahlentscheidung 1994 mit der bekundeten
Wahlabsicht 1998 korreliert. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Wählerwanderungen
in alle Richtungen verlaufen, Gewinne und Verluste der einzelnen Parteien dabei
aber sehr unterschiedlich ausfallen können. (vgl. FALTER/SCHUMANN 1989, S. 9)
Um die Struktur der Wählerschaft der einzelnen Parteien ermitteln zu können,
werden weitere Daten miteinander in Beziehung gesetzt wie Altersgruppe/Wahlabsicht
1998, Geschlecht/ Wahlabsicht 1998, Berufsgruppe/Wahlabsicht 1998. Inhaltliche
oder personelle Vorlieben können genauso erfragt werden wie die Einschätzung
der Wichtigkeit von politischen Themen. Es genügt jedoch nicht, lediglich interessante
Tabellen zu erstellen, ohne sie von den Schüler/inne/n interpretieren zu lassen.
Die Nachbereitung und Analyse der Daten sollte in jedem Fall ausführlich diskutiert
werden, da der Auswertung häufig Hypothesen über Motivation und politische Prägung
zugrunde liegen, die den Jugendlichen womöglich nicht immer selbstverständlich
sind.
FALTER/SCHUMANN 1989: J. Falter/S. Schumann: Methodische Probleme von Wahlforschung
und Wahlprognose, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B. 43 (1989), S. 4-7.
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