Wahlanalyse
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
 Planungshinweise
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


 Baustein 2: Die Bedeutung von Wahlen in der Demokratie
 

Der Wähler als Souverän?

 Medien
 
 

Der Baustein beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Bedeutung von Wahlen in der repräsentativen Demokratie. Der Stellenwert dieses Themas der Unterrichtseinheit rechtfertigt eine intensive Aufarbeitung, die sicherlich mit einigem Aufwand verbunden ist. (Methoden: -> Referat erarbeiten; -> Recherche in Bibliotheken) Aus diesem Grunde empfiehlt es sich eher, an einer anderen Stelle der Unterrichtsreihe den Stoff zu reduzieren, anstatt hier nur oberflächlich die Problematik anzureißen.

Die Karikatur zum Einstieg in die Unterrichtseinheit besitzt eine wichtige Motivationsfunktion und dient als Hinführung zum Thema der Unterrichtseinheit. Zugleich bildet sie eine Art "Klammer", die den gesamten Verlauf der Einheit umspannt und den Anstoß zu einer Problematisierung der Spannung zwischen Verfassungsnorm und Verfassungswirklichkeit provoziert, indem sie am Ende dieser UE nochmals vorgelegt, nun allerdings mit aufgedeckter Unterzeile. Um diesen "Aha"-Effekt nicht zu verspielen, ist es unbedingt notwendig, dass die Karikatur zu Anfang der Unterrichtseinheit den Schülern zunächst nur abgedeckt präsentiert wird.

Der Wähler, gekennzeichnet durch einen Bleistift als Zepter und eine Schärpe mit Wahlkreuz, erscheint in der Rolle des Herrschers, ausgestattet mit Krone, Reichsapfel und Mantel als Insignien der Macht. Die Parteien sind ihm als "Schleppenträger" zu Diensten; sie unterhalten sich hinter seinem Rücken - ob freundlich oder spöttisch bleibt zunächst offen -, da die Unterzeile abgedeckt bleibt. Somit versinnbildlicht die Karikatur gewissermaßen überspitzt die verfassungsrechtliche Stellung des Wählers als Souverän in einer Demokratie - mithin den Satz: "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus". Sie verweist damit auf den Wahlakt als einen Vorgang, in dem das Volk seine ihm zugeschriebene Staatsgewalt ausübt. Die Unterzeile indes macht nachhaltig deutlich, dass die Formel von der Volkssouveränität eine Norm ausdrückt, die nicht ohne weiteres mit der Realität gleichgesetzt werden kann. Diese Brechung der Aussage bleibt für die Schüler/innen anfangs noch verborgen. Zunächst wirft die Karikatur seitens der Lerngruppe die Frage auf, in welchem Sinne die Stellung des Wählers als Souverän zu verstehen ist, d.h. in welcher Weise Volkssouveränität mittels Wahlen verwirklicht werden soll.

In einem zweiten Schritt soll die mittels der Karikatur entwickelte Problemfrage anhand eines Textes näher untersucht werden. (-> Methode: Sechs-Schritt-Lesemethode) Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, in welcher Weise Volkssouveränität durch Wahlen verwirklicht werden kann oder grundsätzlich formuliert: "Welche Bedeutung haben Wahlen in einer "repräsentativen" Demokratie"? Diese Fragestellung wird als Überschrift an der Tafel festgehalten. Eventuell kann dabei die Kennzeichnung "repräsentativ" zunächst offengelassen und später in die Überschrift nachgetragen werden. Wichtig ist ferner der Hinweis für die Schüler/innen zum Tafelbild, dass diese nach der Überschrift reichlich Platz lassen sollten, da das Tafelbild von unten her aufgebaut wird.

Des weiteren seien an dieser Stelle einige weitere Bemerkungen zum Aufbau des recht komplexen Tafelbildes erlaubt: Im Mittelteil wird der Grundgedanke der Repräsentation dargestellt, sozusagen als erster Arbeitsschritt auf der Basis des Arbeitstextes -> M 02.04. Anschließend sind dann aus -> M 02.05 die Voraussetzung und Funktionen der Wahl zu ermitteln, wobei die Stichwörter zu den Voraussetzungen am unteren Rand des Tafelbildes angefügt werden. (Methoden: -> Text gliedern;
-> Textfragen entwickeln) Die Wahlfunktionen wiederum sind nach zwei Gesichtspunkten zu gliedern und rechts bzw. links vom Mittelteil aufzulisten.

Die entsprechenden Leitfragen lauten dabei:

"Was soll durch Wahlen für die Bürger erreicht werden?"
"Welche Aufgaben sollen die Parteien im Wahlprozess erfüllen?"

Die Zuordnung der Wahlfunktionen rechts bzw. links vom Mittelteil wird vom Lehrer vorgegeben; er/sie sollte die Gliederungsgesichtspunkte mit entsprechenden Erläuterungen für die Schüler/innen hinzufügen, so dass die Aufgaben der Parteien im Wahlprozess von den Funktionen des Urnengangs für den Bürger klar abgegrenzt werden. (-> Methode: Glossar erstellen)

Im Anschluss an die Erarbeitung des Tafelbildes muss eine Reflexion erfolgen, in der sich die Schüler/innen kritisch mit dem Spannungsverhältnis von normativem Verfassungsanspruch der Wahlfunktionen und tatsächlicher Verfassungswirklichkeit auseinandersetzen. Die zutage tretenden Repräsentations- und Partizipationsdefizite sollen dabei nicht zuletzt als mögliche Ursachen der allgemeinen Politikverdrossenheit kontrovers diskutiert werden. (-> Methode: Fremdwörter-Lexika nutzen)

Im folgenden sollen kurz einige zusätzliche Erweiterungsmöglichkeiten für die Unterrichtseinheit skizziert werden, die fakultativ unter Berücksichtigung der zeitlichen Rahmenbedingungen, der inhaltlichen Schwerpunktsetzungen sowie den Interessenlagen der Schüler/innen in diesem Unterrichtsbaustein eingesetzt werden können.

Zunächst bietet sich hier die Erarbeitung der Wahlrechtsgrundsätze gemäß Artikel 28 GG an, die durch die Präsentation der Karikatur -> M 02.06 eingeleitet werden kann. Die Schüler/innen sollen sodann anhand des Arbeitstextes -> M 02.08 die grundlegende Bedeutung der einzelnen Wahlrechtsgrundsätze untersuchen. (-> Methode: Im Grundgesetz nachschlagen) Des weiteren geht es darum, dass die Lerngruppe erkennt, dass bis zur Anerkennung der Wahlrechtsgrundsätze eine lange historische Entwicklung nötig war. Anhand der in -> M 02.10 aufgeführten Beispiele überprüfen die Schüler/innen daher, gegen welche der heute als selbstverständlich erscheinenden Grundsätze verstoßen wurde.

Am Beispiel Südafrika lässt sich nachvollziehen, wie in der Gegenwart eine Gesellschaft mit ihren gegensätzlichen Gruppierungen konfliktreich versucht hat, sich eine demokratische Verfassung und ein entsprechendes Wahlsystem (Verhältniswahlrecht) zu geben (vgl. hierzu die Dokumentation von Norman Peach, Frankfurter Rundschau vom 20.01.94). Ferner wird in -> M 02.11 und -> M 02.12 am Beispiel USA deutlich, wie Unstimmigkeiten bei der Präsidentschaftswahl 2000 das gleiche Wahlrecht für alle untergraben, während -> M 02.13 bis M 02.18 am Beispiel des Wahlalters verdeutlichen, dass Wahlrechtsfragen Setzungen sind und die Diskussion darüber bis heute noch keineswegs abgeschlossen ist, was u.a. die Kontroverse um das Ausländerwahlrecht unterstreicht.

Mögliche Hausaufgabe: Text -> "Wahlrecht auch für Babies?" (-> Methode: Abschnitte ordnen)

 

 

 

 
 

www.projekt-wahlen2002.de und www.forschen-mit-grafstat.de
sind Projekte der
Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de
Koordinierungsstelle Medienpädagogik/Fachbereich Multimedia
Projektkoordination: Tilman Ernst und des Teams von
www.pbnetz.de an der Universität Münster
unter der Leitung von
Dr. Wolfgang Sander, Andrea Meschede und Ansgar Heskamp.

Bundeszentrale für politische Bildung

Die Inhalte des Internetangebotes "projekt-wahlen2002.de" stehen auch als
kombiniertes Print- und CD-ROM Produkt mit dem Titel
"Wahlanalyse und Wahlprognose 2002. Die Bundestagswahl im Unterricht" zur Verfügung.
Ansprechpartner: Koordinierungsstelle Didaktik, Franz Kiefer.
Best.Nr.: 2.414, EUR 2,00
Bestellen unter www.bpb.de

Das Gesamtprojekt "Forschen mit Grafstat" - einschliesslich des Bausteines "Wahlanalyse und Wahlprognose"
ist auch als CD-ROM verfügbar. Best.Nr.: 1.580, EUR 4,00
Bestellen unter www.bpb.de